Der französische Dirigent Sylvain Cambreling: "Wir haben viel Spaß miteinander." Foto: Urano

Das Staatsorchester und sein künstlerischer Leiter Sylvain Cambreling haben ihr Programm für die Saison 2015/16 vorgestellt.

Stuttgart - Zurück zur Partitur! Da bleibt Sylvain Cambreling, seit 2012 Generalmusikdirektor der Oper Stuttgart, völlig kompromisslos. „Es ist falsch“, sagt der 66-Jährige bei der Pressekonferenz zum Konzertspielplan des Staatsorchesters in der kommenden Spielzeit, „immer zuerst zu fragen, was man bei einem Stück neu und anders machen kann.“

Mit diesem Blick wird der Franzose seine Beschäftigung mit den großen sinfonischen Werken Ludwig van Beethovens fortsetzen (3. Sinfonie, 4. Klavierkonzert), und es wird spannend sein zu beobachten, ob er Beethovens nicht immer plausible Tempoangaben plausibel umsetzen kann und wie sich sein sinfonischer Beethoven-Schwerpunkt mit der Premiere der Oper „Fidelio“ verbinden wird.

Beziehungen zwischen Szene und Konzert stellen sich beim Staatsorchester (Cambreling: „Die größte Qualität dieses Orchesters ist seine Flexibilität“, und: „Wir haben sehr viel Spaß miteinander“) auch in Sachen Richard Strauss ein: „Salome“ auf der Bühne soll zur 1912 uraufgeführten Suite „La tragédie de Salomé“ des hierzulande kaum bekannten Komponisten Florent Schmitt eine Brücke schlagen, und als Ergänzung zur Premiere der Schnitzler-Oper „Der Reigen“ (1993) von Philippe Boesmans werden im Beethovensaal die in den 80er Jahren komponierten Trakl-Lieder des Belgiers zu hören sein – mit der Sopranistin Laura Aikin und mit dem argentinischen Stuttgart-Debütanten Alejo Pérez am Pult, den Sylvain Cambreling sehr gefördert hat.

Ansonsten bietet das sinfonische Programm die großen Namen der Romantik: Brahms (Violinkonzert mit Frank-Peter Zimmermann, erste Sinfonie), Bruckner und Mahler (jeweils mit der vierten Sinfonie). Manfred Honeck kommt als Spezialist für den Wiener Walzer zum Neujahrskonzert, und der Chef selbst wird das erste (am 7. 1. auf der Messe Stuttgart) und das letzte Konzert (am 6./7. 12. in der Liederhalle) des institutionsübergreifenden Festivals „Lachenmann-Perspektiven“ leiten. Dabei werden die „Serynade“ des 2015 achtzigjährigen Komponisten und die „Tanzsuite mit Deutschlandlied“ aufgeführt – in der Messe ergänzt um Karlheinz Stockhausens „Gruppen“ für Orchester.

Nachdem die neue Konzertmeisterin des Orchesters, Elena Graf, ihr Probejahr mit Bravour überstanden hat, präsentiert sie sich unter Simon Hewetts Leitung als Solistin von Bernd Alois Zimmermanns Violinkonzert, und sein großes Interesse für Musik des 20. Jahrhunderts demonstriert Cambreling auch mit Györg Ligetis „Clocks And Clouds“ für zwölfstimmigen Frauenchor und Orchester.

Auch die Kammerkonzerte des Staatsorchesters, die von den Musikern in Eigenregie geplant und erarbeitet werden, suchen wieder die Verbindung mit dem Opernspielplan – zum Beispiel im zweiten Konzert mit Musik der Shakespeare-Zeit, die das große szenische Kooperationsprojekt von Schauspiel und Oper, Henry Purcells „The Fairy Queen“, ergänzen soll. Und in den Liedkonzerten, die in Kooperation mit der Hugo-Wolf-Akademie fortgeführt werden, stellen sich der Tenor Sebastian Kohlhepp (als neues Ensemblemitglied), Angela Denoke, Yuko Kakuta, Sergej Leiferkus, Gergely Németi und Simone Schneider vor.

www.oper-stuttgart.de/konzerte