Schülerin Maren Poppel im Social-Laden, der fair gehandelte Produkte verkauft Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Schülerinnen des St-Agnes-Mädchengymnasiums betreiben seit zwei Jahren einen Laden, in dem sie fair gehandelte Waren verkaufen. Jetzt wurde die Schule für ihren Einsatz ausgezeichnet.

Stuttgart - An einem Freitagmorgen gegen 8 Uhr bildet sich eine Schlange auf der Königstraße: Hunderte junger Menschen warten auf die Wiedereröffnung eines Schuhhändlers, der großzügige Rabatte angekündigt hatte. Einzelne Schuhe seien für die Hälfte des Marktpreises zu haben, kündigte der Händler an. Der Andrang ist groß.

Nur einen Katzensprung von der Königstraße entfernt liegt das St.-Agnes-Mädchengymnasium. Doch es liegen gleichzeitig Welten zwischen der Königstraße und der Schule: Seit zwei Jahren wollen die Schülerinnen dort ein Zeichen gegen den Konsum-Trend in der Gesellschaft setzen. „Wir möchten über unseren Schulrahmen hinaus aufmerksam machen, dass billig nicht immer gut sein muss“, sagt Nadine Pernkopf. Die 17-jährige Schülerin ist Vorsitzende der am St. Agnes gegründeten Fairtrade-AG. „Es kann doch nicht sein, dass T-Shirts für zwei Euro verkauft werden. Produkte zu solchen Preisen können nicht unter normalen Umständen hergestellt werden“, kritisiert die Schülerin. Sie und ihr Team kämpfen gegen den Zeitgeist an, zu dem Werbebotschaften wie „Geiz ist geil“ gehören.

Täglich gehen 30 Produkte über Ladentisch

Die Schülerinnen betreiben einen kleinen Laden mit Namen „Social“ , in dem es in der großen Pausen alles zu kaufen gibt, was das Schülerherz begehrt: Schokolade, Gummibärchen, Smoothies, Limonade. Sogar Schulhefte und Textmarker werden angeboten „Wir kaufen nur Produkte ein, die unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt wurden“, sagt Pernkopf.

Auf den Einkaufspreis komme kein großer Aufschlag dazu, so dass sich jede Schülerin den kleinen Snack für Zwischendurch leisten könne. „Klar ist die fair gehandelte Schokolade teuer als die Milka-Schokolade“, sagt Pernkopf. „Aber wir wollen die Schulgemeinschaft zum Nachdenken anregen“. Das Verkaufsmodell funktioniert. Täglich gehen bis zu 30 Produkte über den Ladentisch. Der Renner sind getrocknete Mangos, die von den Philippinen angeliefert werden. Auch das Lehrerzimmer bezieht den Kaffee aus dem „Social-Laden“.

Fairtrade steht auf dem Stundenplan

Der Einsatz für ein bewusstes Konsumverhalten wurde jetzt belohnt. Das St.-Agnes-Gymnasium darf sich nun offiziell „Fairtrade School“ nennen. Deutschlandweit gibt es bisher 120 Schulen, die den Titel „Fairtrade School“ führen dürfen. Die Auszeichnung ist Teil einer Kampagne vom Transfair-Verein mit Sitz in Köln.

Um diesen Titel führen zu dürfen, musste die Schule neben dem Pausenverkauf noch weitere Kriterien erfüllen. Dazu gehörte die Unterzeichnung einer Willenserklärung der Schulleiterin Marietta Steidle-Rieger. „Ich unterstütze das Vorhaben sehr gerne. Über das Engagement der Schülerinnen sind wir mächtig stolz“, sagt die Schulleiterin.

Die Lehrer verpflichteten sich dazu, das Thema Konsum und Fairtrade in mindestens zwei Unterrichtsfächern zu behandeln. „Alle, die sich mit Fairtrade beschäftigt haben, lässt das Thema nicht mehr los“, sagt Susie Hartmann, Leiterin der Schülerinnen-AG. Sie kümmerte sich auch über verschiedene Aktionen, in im Schulrahmen umgesetzt wurden. So wurden Mottotage veranstaltet, zu denen jeweils fair gehandelte Bananen, Schokolade und Rosen verteilt wurden.

In der Politik kommt das Projekt gut an. Bürgermeister Werner Wölfle ist vom Engagement der Schülerinnen begeistert: „Die jungen Leute symbolisieren damit ein Stück Hoffnung. Vielleicht können wir so zukünftig eine friedlichere Welt erleben.“

Mit dem Titel kann sich das St.-Agnes-Gymnasium vorerst zwei Jahre schmücken. Dann steht eine erneute Prüfung an. Nadine Pernkopf ist dann längst keine Schülerin mehr. Den Laden muss dann der Nachwuchs übernehmen.