Reiten bei der Global Champions Tour: Hans-Jürgen Dreher auf Embassy Foto: Getty

Nirgendwo gibt es für Springreiter so viel Geld zu verdienen wie bei der lukrativen Global Champions Tour. Dafür müssen sie mit ihren Pferden allerdings um die halbe Welt reisen – und ernten Kritik dafür. Gotthilf Riexinger, Turnierdirektor der Stuttgart German Masters, schimpft: „Das macht unseren Sport kaputt.“

Was ist die Global Champions Tour? Kurz gesagt geht es um Springreiten auf höchstem Niveau, an den schönsten Plätzen der Welt, mit Glamour-Faktor und die Reiter verdienen mit den Spitzen-Preisgeldern eine goldene Nase. In ihrem zehnten Jahr umfasst die Serie 15 Stationen auf drei Kontinenten. Los geht’s an diesem Wochenende in Miami. Das Finale steigt im November in Doha, wo dann auch der Gesamtsieger der Tour gekrönt wird. Einzige deutsche Station ist Mitte Mai Hamburg. Bei allen Turnieren handelt es sich um Fünf-Sterne-Wettbewerbe – die schwerste Kategorie im Springreiten.

Wer darf springen? Die aktuellen Top 30 der Weltrangliste werden zwei Monate vor der jeweiligen Etappe eingeladen. Sagen Reiter ab, gibt es Nachrücker. Zudem gibt es 20 Wildcards, die zum Teil durch die nationalen Verbände am Turnierort vergeben werden, ein Großteil gibt jedoch der Veranstalter aus.

Welche deutschen Reiter sind dabei? In Miami satteln drei deutsche Reiter ihre Pferde: Daniel Deußer (Weltranglisten-Dritter), Hans-Dieter Dreher (35.) und Meredith Michaels-Beerbaum (Wildcard). Zu den deutschen Dauergästen zählen in dieser Saison aber auch Ludger Beerbaum (2.), Marcus Ehning (9.), Christian Ahlmann (29.) und Marco Kutscher (30.).

Wie viel Geld gibt es zu gewinnen? Insgesamt zehn Millionen Euro werden ausgeschüttet. Neben dem hohen Preisgeld bei den einzelnen Turnieren verteilt der Veranstalter am Ende der Serie im November einen Bonus von einer Million Euro unter den besten 18 Reitern der Gesamtwertung. Topverdienerin ist bisher die Australierin Edwina Tops-Alexander mit 2,735 Millionen Euro vor Ludger Beerbaum (1,74 Millionen).

Wie wird der Gesamtsieger ermittelt? Bei allen 15 Stationen können Punkte gesammelt werden, mindestens achtmal müssen die Reiter dabei sein, um in die Endwertung zu kommen. Die schlechtesten Resultate werden gestrichen. Bei Punktgleichheit gewinnt der Reiter mit den meisten Etappensiegen. Dadurch setzte sich im Vorjahr der Brite Scott Brash gegen den Schweden Rolf-Göran Bengtsson durch.

Was stört die Kritiker? Statt um Medaillen und Ehre geht es ums Geld. Zudem wird der Terminkalender immer enger. Und Veranstaltern, die finanziell weniger gut gesattelt sind, fällt es zunehmend schwerer, Stars zu locken. Gotthilf Riexinger, Turnierdirektor der Stuttgart German Masters, hatte zuletzt zwar keine Probleme, ein hochkarätiges Starterfeld zu präsentieren, ein Freund der Tour ist er aber nicht. „Das macht unseren Sport kaputt“, sagt Riexinger und erklärt: Die Pferde müssten kreuz und quer durch die Welt reisen. Das sei belastend. Außerdem „haben viele Reiter nicht genug Pferde“, sagt Riexinger.

Wer sich zum Beispiel fürs Weltcup-Finale in Las Vegas (15. bis 19. April) qualifiziert hat, kann nicht mit demselben Pferd eine Woche später bei der Global Champions Tour in Antwerpen starten. Die Reiter müssen Prioritäten setzen und tun das immer häufiger zugunsten der Millionen. „Außerdem findet die Global Champions Tour fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt“, meint Riexinger: „Sie bringt den Reitern Geld, der Sport wird dadurch aber nicht attraktiver.“

Warum machen die Reiter dennoch mit? Ludger Beerbaum hat erst am vergangenen Wochenende sein neues Reitsportzentrum in Riesenbeck eingeweiht. Deshalb lässt er das Turnier in Miami aus. Von der Global Champions Tour ist er aber begeistert: „Sie ist hochattraktiv für Reiter. Pro Etappe gibt es nur zwei Prüfungen, das ist mit weniger Stress verbunden als bei Championaten“, sagt er. „Zudem gibt es ein Vielfaches an Preisgeld zu gewinnen.“

Was sagt der Bundestrainer? „Der Reitsport ist globaler geworden. Das ist nicht aufzuhalten“, meint Bundestrainer Otto Becker. Für ihn bedeutet die Global Champions Tour, dass er mit seinen Reitern noch genauer planen muss, welches Pferd bei welchem Turnier startet, vor allem, wenn es wie bei der DM in diesem Jahr zu Terminkollisionen kommt. Sie findet parallel zur Tour-Etappe in Cannes statt. „Für unsere Reiter waren bisher aber immer die Championate die Höhepunkte und ich gehe davon aus, dass dies bei der Heim-EM in diesem Jahr und bei den Olympischen Spielen 2016 genauso der Fall sein wird“, sagt Becker.

Wie geht es weiter? Die Global Champions Tour soll erweitert werden. Und zwar um einen Club-Wettbewerb, der jeweils am Freitag einer Station stattfindet. Ein Club-Eigner schickt dann ein aus vier Reitern bestehendes Team in den Wettbewerb. Noch fehlt das Okay vom Weltverband, aber Tour-Organisator Jan Tops sagt: „Wir arbeiten daran, schnell die Genehmigung zu bekommen.“ 2016 soll es soweit sein. Und dann geht es noch um ein paar Millionen mehr.