Vorbildliche soziale Tugend: Zivilcourage. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - „Mut auf dem Schlachtfelde ist bei uns Gemeingut, aber Sie werden nicht selten finden, dass es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.“ Diesen Satz schleuderte Preußens Ministerpräsident Otto von Bismarck einem Verwandten um die Ohren, der ihn in einer Debatte des Preußischen Landtags nicht unterstützt hatte.

Oft unbeachteter Bürgermut

Bürgermut ist eine staatsbürgerliche Tugend, von der niemand weiß, wie verbreitet sie tatsächlich ist. 1835 tauchte der aus zwei Sprachen zusammengesetzte Begriff (vom Lateinischen „civilis“ – nicht militärisch, anständig – und „courage“, französisch für Mut) erstmals im Frankreich des Bürgerkönigs Louis-Philippe I. auf. Völlig zu Recht mutmaßt der spätere Eiserne Kanzler, dass es in der Regel nicht die geachteten und etablierten Bürger sind, die in unvorhergesehen Situationen spontan Anstand und Mut zeigen.

Heldenhaftes Handeln im Alltag

Für moralische Werte und soziale Überzeugungen einzutreten, kann schlimme Folgen für die eigene Person haben. Doch selbst gravierende Nachteile nimmt der sozial Couragierte in Kauf, ist ihm die Verteidigung der Integrität des anderen, der in Bedrängnis gerät, wichtiger als die eigene Gesundheit und im Extremfall das eigene Leben. Dass der Ausgang seines Handelns ungewiss ist, dass er so nicht handeln müsste, sondern es freiwillig und bewusst aus innerem Antrieb tut, und sein Mut meist verborgen und von der Öffentlichkeit unbeachtet bleibt, macht sein heldenhaftes Handeln im Alltag umso edler und bewundernswerter.