Der „Spin-Doctor“ zieht im Hintergrund die Fäden udn läasst die Puppen nach seinem Willen tanzen. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: „Spin-Doctor“.

Stuttgart - „Spin-Doctor“ – ein klassischer Anglizismus. „Spin“ hat nichts mit Spinner zu tun, auch wenn sich mancher „Spin-Doctor“ wie ein solcher aufführt. Auch bezieht sich „Doctor“ nicht automatisch auf den akademischen Titel Dr., den der Betreffende eventuell erworben hat.

„Spin“ kommt vom englischen Verb „to spin“ – verspinnen, wirbeln, drehen. Der „Spin-Doctor“ ist jemand, der sich darauf verstehen sollte, an den richtigen Stellschrauben zu drehen und so zu wirbeln, dass es seinem Klienten und dessen Adressaten regelrecht schummrig vor Augen wird.

Berater und Macher

Statt darüber nachzudenken, was der „Spin-Doctor“ sagt oder bezweckt, sollen sie von seiner geschickt verpackten Botschaft geblendet und mitgerissen werden. Seine Aufgabe ist simpel: Er ist der verantwortliche Berater und Macher für die Medien-, Image- oder Öffentlichkeitsarbeit einer Person, die vornehmlich in der Politik auf einen hohen oder prestigeträchtigen Job scharf ist.

„Spinmeister“ und „Spinnster“

Um deren Wünsche zufrieden zu stellen ist ihm (fast) jedes Mittel der Agitation, Demagogie und Irreführung recht. Hauptsache, das Ergebnis stimmt: der Sieg seines Auftraggebers. Intrigen und Strippenziehen gehören zu seinem Arbeitsprofil.

Der „Spin-Doctor“ soll Ereignisse mit dem richtigen Dreh versehen und für eine unterschwellig manipulierte Darstellung in den Medien sorgen. Im Englischen heißt er treffend „Spinmeister“ und „Spinnster“.

Mit Hilfe von geschickt platzierten Bildern, Inszenierungen und PR-Terminen spinnt er die Medien für seine Ziele ein, um seine „Agenda-Setting“ (der englische Begriff für Themenschwerpunkte setzen) durchzudrücken. Am liebsten bleibt er als graue Eminenz im Hintergrund.

Märchenerzähler im Digitalzeitalter

Anders als der Propagandist ist er nicht einer Bewegung oder Partei verpflichtet, sondern nur persönlich seinem Auftraggeber, den er in hellstem (wenn auch geschöntem) Licht erstrahlen lässt. Insofern ist der „Spin-Doctor“ eine postmoderne Form des Märchenerzählers, Legenden-Bastlers und Mythen-Strickers im Digitalzeitalter.