Der Abdecker kommt und holt sich vom Bauern einen Pferdekadaver (Zeichnung von Thomas Rowlandson (1756-1827). Foto: Wikipedia commons

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: „Schindluder“.

Stuttgart - Johann Bückler war einer der berüchtigtsten Räuber in der deutschen Geschichte, der Ende des 18. Jahrhunderts das Hunsrück unsicher machte. Am 21. November 1803 starb er in Mainz mit 24-jährig mit 19 seiner Gefolgsleuten unter dem Fallbeil des Henkers. Der Beiname Schinderhannes haftete ihm nicht wegen seiner unzähligen Diebstählen, Erpressungen und Raubüberfällen an, sondern weil er bei einem Abdecker, dem Schinder, in die Lehre gegangen war.

Fell über die Ohren ziehen

Der als extrem unehrenhaft geltende Beruf bestand darin, toten Tieren das Fell wie eine Decke über die Ohren zu ziehen. Zu den Nebenbeschäftigungen des Schinders gehörte das Schälen verurteilter Verbrecher. Im Mittelalter war das Schinden die schlimmste aller Strafen, bei der dem Delinquenten die Haut bei lebendigem Leibe in schmalen Streifen vom Körper geschnitten wurde.

Schinder und Luder

Das Wort war bereits im neunten Jahrhundert im Althochdeutschen als „skinten“ gebräuchlich. Seit dem 18. Jahrhundert wird es reflexiv im Sinne von sich abplagen, hart schuften verwendet. Auch wer seine Untergebenen übel triezt und ausbeutet, hat sich den Beinamen „Schinder“ redlich verdient. „Luder“ meinte ursprünglich das Aas, das bei der Jagd als Lockmittel diente, um Raubtiere wie Wölfe, Füchse oder Bären anzulocken.

Zum Narren halten

Das Grimmsche Wörterbuch bezeichnet „Schindluder“ als „pöbelhaftes Schimpfwort“ für ein liederliches, durchtriebenes und unstittliches „Frauenzimmer“. Mit einem „Schindluder“ treiben bedeutet so viel wie jemanden zum Narren halten, auf derbe und rohe Weise verspotten. Der Verspottete kann von Glück sagen, dass er nur verbal und nicht buchstäblich filitiert, abgehäutet und zerstückelt wird wie die bemitleidenswerten Geschundenen des Mittelalters.