Ein Klassiker: Die „Rote-Socken-Kampagne“ des damaligen CDU-Generalsekretärs Peter Hintze während des Bundestagswahlkampfes 1994. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: „Parole“.

Stuttgart - Wahlkampf. Zeit der Parolen. Die meisten sind ziemlich fad, nur wenige haben das Zeug zum Polit-Evergreen wie Adenauers „Keine Experimente“ (1957), Strauß’ „Mit Optimismus gegen Sozialismus“ (1980) oder Kohls „Auf in die Zukunft . . . aber nicht auf roten Socken!“ (1994).

Parol, parabula, parole

„Parol“ (Wort, Rede) taucht erstmals im 13. Jahrhundert auf, basierend auf dem kirchenlateinischen „parabula“ (Gleichnis, lehrhafte Erzählung). Davon ist das französische Wort „parole“ hergeleitet. Im 17. Jahrhundert nahmen die Militärs den Begriff in ihren Wortschatz auf. Im Gegensatz zum Feldgeschrei, das jeder Soldat auf Anhieb erkennt, ist Parole nur für Kommandeure und Wachhabende bestimmt.

„Lieber bekifft ficken als besoffen fahren“

Polit-Parolen hingegen wenden sich an jedermann, auch wenn ihr Sinn dem gemeinen Volk trotz einfacher, prägnanter Botschaft oft ein Rätsel bleibt. Zwei legendäre Beispiele: Die als solide-strebsam bekannten Jungen Liberalen überraschten 2000 mit einem Pfiffikus-Plakat. Vor blauem Grund sind die gespreizten silberfarbenen Beine einer Frau zu sehen. Darunter ist zu lesen: „Lieber bekifft ficken als besoffen fahren.“ Klingt auf den ersten Blick vernünftig, doch der Zusammenhang erschließt sich auch nach längerem Sinnieren nicht so ganz.

Mit einer ziemlich leeren Losung ging die PDS bei der Bundestagswahl 2009 ins Rennen. Ein mit schiefem Mund grienender Gregor Gysi fordert auf dem Plakat „Reichtum für alle“. Prima Idee, aber leider völlig absurd und unrealistisch.

„Auch im Alter noch voll Bock auf’s Leben“

Auch 2017 gehen die Parteien wieder an die intellektuelle Schmerzgrenze. Auch hierfür ein erlesenes Exempel: Das Plakat der (offenbar tierliebenden) SPD-Bundestagsabgeordneten Dagmar Ziegler, die sich neben einem lässig dreinblickenden Ziegenbock ablichten lässt. Daneben die Parole: „Auch im Alter noch voll Bock auf’s Leben.“ Autsch!

Wahlkampfzeit ist Plakatzeit

Und hier eine Auswahl einiger besonders skurriler Wahlplakate, mit denen Politiker allen Ernstes auf stimmenfang gehen.