Großbritanniens Premierministerin Theresa May will den Brexit auf die ganz knallharte Tour. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - Am vergangenen Dienstag hat die britische Premierministerin Theresa May ihre lang angekündigte Grundsatzrede zum Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union gehalten. Die konservative Politikerin will den Brexit auf die harte Tour. Weder ein bisschen drinnen noch draußen, sondern ganz und gar „Draußen vor der Tür“, wie der Schriftsteller Wolfgang Borchert sein bekanntestes Drama nannte.

„Hard“, „hardus“, „kratýs“, „kartu“, „herten

Weder herzlich noch harmonisch soll die Scheidung über die Bühne gehen. Weder von Mitleid, Mitgefühl noch Barmherzigkeit geleitet, sondern beinhart, knallhart, knochenhart, hartgesotten, hartherzig, steinhart. Theresa May wird mit dem Brexit eine harte Nuss zu knacken haben.

Das Adjektiv hart findet sich in ähnlicher Form in vielen überlieferten Sprachen: althochdeutsch „hart“, altsächsisch „hard“, gotisch „hardus“, griechisch „kratýs“, germanisch „kartu“, mittelhochdeutsch „herten“ (härten, widerstandsfähig machen, stählen). Der Begriff „Tour“ (Reise, Spaziergang) wurde Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen übernommen. Abgeleitet vom mittellateinischen „tornum“ und altgriechisch „tórnos“, womit ein zirkelähnliches Werkzeug gemeint war.

Bye bye EU

Die zum Ausgangspunkt der Reise zurückkehrende Wendung gehört zum Wesen einer „Tour“. Im 19. Jahrhundert kommt die englische Deutung im Sinne von Ausflug hinzu, die mehr Stippvisite als ausgedehnte Reise ist. In der Jugendbewegung des beginnenden 20. Jahrhunderts folgt die Eindeutschung in „Fahrt“.

Ob Fahrt, Reise oder Ausflug, der Brexit ist „A journey into the unknown“ – eine Reise ins Ungewisse. Und mit aller Wahrscheinlichkeit wird er keine klassische „Tour“ werden, also nicht zum Ausgangspunkt zurückkehren. Einmal raus – immer raus. Bye bye EU.