DLV-Präsident Prokop: Ohne Sitz in der Regierung des Welt-Leichtathletikverbands Foto: Bongarts

Die Niederlage markiert einen Trend: Sport-Funktionäre   aus Deutschland haben es zunehmend schwer, in internationale Gremien gewählt zu werden. Das bleibt nicht ohne Folgen.

Stuttgart - Es ist ein Schlag ins Kontor des deutschen Sports. Clemens Prokop, 58, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV), ist bei der Wahl ins Council des Weltverbands (IAAF) gescheitert. Die Gründe sind vielschichtig, die Folgen eindeutig: Deutschland verliert auf der Funktionärsebene weiter an Einfluss. Damit wird es immer schwieriger, Weltereignisse ins Land zu holen. Eine der größten Sportnationen steht nur in vier olympischen Sport-Verbänden an der Spitze: im Internationalen Olympischen Komitee, im Tischtennis, im Rodeln und im Modernen Fünfkampf.

Prokops Vorgänger in der „Regierung“ des IAAF, Helmut Digel (71), reagierte empört. „Deutschland muss im Council vertreten sein“, kritisierte der aus Stuttgart stammende Sportwissenschaftler, „wir sind immerhin einer der größten Märkte, in denen Leichtathletik immer noch attraktiv angeboten wird.“ Digel war seit 1995 Mitglied im IAAF-Council und zur Wahl nicht mehr angetreten. Walther Tröger, über Jahrzehnte einer der profiliertesten deutschen Sport-Funktionäre, fürchtet schon länger um die Stimmen auf internationalem Terrain: „Wir haben nicht mehr die Persönlichkeiten.“

Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turnerbunds (DTB), fordert eine gemeinsame Strategie des deutschen Sports, um sich international wieder besser zu vernetzen. Der frühere Sprecher der Spitzensportverbände im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) weist auf die wachsende Konkurrenz aus Russland, Asien, Südamerika, Afrika und aus dem arabischen Raum im Werben um Großveranstaltungen hin. „Wir müssen im Geschäft bleiben. Dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Politik.“ Dem DTB war es gelungen, die Turn-WM 2019 nach Stuttgart zu holen.