Dieser Spielplatz am Königsträßle in Degerloch soll umgestaltet werden. Im Sommer haben Kinder die Stadt mit Ideen versorgt. Foto: Tilman Baur

Aus einem Wust von Kinderwünschen ist ein Konzept für den Spielplatz am Degerlocher Königsträßle entstanden. Bis nächsten Sommer müssen sich die Ideengeber allerdings noch gedulden.

Degerloch - Gerald Aichele vom Gartenamt hat bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Degerloch das Konzept für den Spielplatz am Königsträßle vorgestellt. Trotz großem Lob will der Bezirksbeirat Ergänzungen sehen.

Das Konzept basiert auf Vorschlägen von Kindern, die diese im Sommer gemacht hatten. Die Beteiligung sei überwältigend gewesen, freute sich Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold. „Der Spielplatz hat sich in einem Dornröschenschlaf befunden“, sagte sie. Viele hätten den Wunsch geäußert, ihn endlich aufzuwerten.

Früh sei die Idee aufgekommen, Kinder an der Planung mitwirken zu lassen. Man habe sieben thematisch unterschiedliche Räume, die sogenannten Zimmer, definiert. Im Juli seien 30 Kinder aus den anliegenden Wohngebieten und die Waldschüler zu ihren Vorstellungen befragt worden und hatten den Ort spielerisch erkundet. „Die Kinder durften dann ihre Ideen aufschreiben – die Blätter waren bis zum Rand vollgeschrieben“, sagte Kunath-Scheffold. Sogar Spielgeräte hätten die Kinder selbst erfinden und bauen dürfen.

Villa Kunterbunt mit verschiedenen Zimmern

Gerald Aichele vom Gartenamt skizzierte im Anschluss detailliert, wie er sich den Spielplatz vorstellt. „Wir haben aus einem Wust von Wünschen und Anregungen ein Konzept entwickelt“, so Aichele. „Wir haben das aufgenommen, was am häufigsten genannt wurde“, so der Mann vom Gartenamt. Das Gelände mit seinem schönen Baumbestand wolle man erhalten. Auch die bereits im ersten Entwurf entstandene Idee, das Gebiet in Zimmer aufzuteilen, wolle man fortführen. Villa Kunterbunt soll der Spielplatz heißen. Wie bei Pippi Langstrumpf geht es bei der Neugestaltung um Fantasie und Abwechslungsreichtum, um möglichst bunte Zimmer also.

Dazu gehören ein Sandelzimmer für kleine Kinder, ein Trampolinzimmer mit Dunkingtrampolin, ein in den Waldbestand integriertes Kletterzimmer, ein Schaukelzimmer und Sitzgelegenheiten für Eltern oder Großeltern. Statt einer Hecke will das Amt bunte Holzwände aufstellen, in denen ebenfalls Sitzgelegenheiten integriert sind. Zum Baumhauszimmer gehört ein Seilnetz zum Klettern, eine Rutsche und eine Netzbrücke, die von Haus zu Haus führt. Wer vom Klettern dann noch nicht genug hat, soll sich auf dem geplanten Kunstfelsen austoben können. Sogar an ein Erdgeschoss haben die Planer gedacht: Dort kommt künftig das Slacklinezimmer unter.

Auch an Senioren denken

Auf 6250 Quadratmetern soll sich die Villa Kunterbunt künftig ausbreiten. Drei Bäume müssten dafür weichen, so Gerald Aichele. Die Kosten werden mit 300 000 Euro veranschlagt (48 Euro pro Quadratmeter). Im Dezember beginnt die Ausführungsplanung. Beeindruckend sei das, so der überwältigende Tenor des Bezirksbeirats. „Dass die Kinder Spielgeräte selbst bauen dürfen, finde ich ganz toll“, sagte Michael Huppenbauer (Grüne). Ulrich-Michael Weiß (SPD) schloss sich an: „Die Vielfalt ist beeindruckend.“ Ab Mai sollen die Bagger rollen, und im Juli 2017 soll der neu gestaltete Spielplatz dann eröffnet sein für Kinder, Eltern – und, wenn es nach dem Wunsch des Bezirksbeirats geht, auch für ältere Menschen. Denn bei allem Lob für die Art des Verfahrens und die Ergebnisse, die es hervorgebracht hat, gab es auch Kritik, zumindest aber Ergänzungswünsche zum geplanten Konzept. So fragte Inka Glaser-Gallion (CDU), ob nicht auch Fitnessgeräte für Senioren in den neuen Spielplatz integriert werden könnten. „Überall redet man von mangelnder Bewegung im Alltag. Aber wenn es um konkrete Planungen geht, sieht es anders aus“, so Glaser-Gallion. Viele Kinder würden von ihren Großeltern auf den Spielplatz begleitet werden. Warum sollten nicht auch die eine Möglichkeit zur Beschäftigung haben, während sich ihre Enkel austoben?

Die Anregung stieß bei den anderen Fraktionen auf offene Ohren. Zumal einige die geringe Zahl der Radstellplätze bemängelten. So gab der Bezirksbeirat dem Mann vom Gartenamt bei aller Begeisterung am Ende zwei Hausaufgaben mit auf den Weg.