Sparkassenpräsident Peter Schneider: Die nächsten Jahre werden für uns deutlich schwieriger als es die letzten Jahre waren Foto: dpa

Die Sparkassen sind bisher gut durch die Finanzkrise gekommen. Doch wenn die Zinsen noch bis 2020 so niedrig bleiben, wie Ökonomen fürchten, „dann wird uns das sehr, sehr schlauchen“, sagt Sparkassenpräsident Peter Schneider.

Stuttgart - Der baden-württembergische Sparkassentag ist fast so etwas wie ein großes Familienfest. 1200 Vertreter, überwiegend aus der S-Finanzgruppe, sind zu dem Treffen, das alle drei Jahre stattfindet, nach Stuttgart gereist. Doch zu wohlig wurde es den Teilnehmern nicht. Der Wirtschaftsprofessor und ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark, goss Wasser in den Wein, als er prognostizierte, dass das derzeitige Zinsniveau noch bis 2020 anhalten werde. Die Konsequenzen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stimmten Stark düster. Nicht nur das Spar- und Anlageverhalten ändere sich. Die laxe Geldpolitik „hält Banken am Leben, die kein Geschäftsmodell haben, und sie hält Unternehmen am Leben, weil sie von billigen Krediten profitieren“.

Die Sparkassen sollen nicht zu den Verlierern der Geldpolitik gehören, machte Sparkassenpräsident Peter Schneider klar. Wenngleich er einräumte: „Die nächsten Jahre werden für uns deutlich schwieriger, als es die letzten Jahre waren.“ Schneider sprach von Herausforderungen nie gekannten Ausmaßes, die auf die Sparkassen zurollen. Zuvorderst die wachsende Regulierung, also zunehmende Auflagen durch den Gesetzgeber, und die Geldpolitik der EZB.

„Wir stehen an der Schwelle zum Niedrigzins und wir sehen, dass die Sparkassen stark unter Druck kommen“, so der Verbandspräsident. Auch wenn negative Zinsen in Teilen schon für Großanleger Wirklichkeit seien, müssten Privatanleger bei den Sparkassen keine Strafzinsen fürchten, betonte Schneider. Er sagte aber auch: „Wir werden uns anstrengen müssen.“ Blieben die Zinsen tatsächlich bis 2020 so niedrig, dann „wird uns das sehr, sehr schlauchen“.

Die Sparkassen wollen ihr Geschäftsmodell verteidigen. „Kosten senken, Prozesse optimieren, Einnahmen stärken, noch effizientere Strukturen schaffen“, beschrieb Schneider den Fahrplan für die nächsten Jahre. Gleichzeitig wolle man weiter Ja zum „Flächenberatungsansatz“ sagen. „Wenn es irgendwie geht, werden wir unseren flächenhaften Ansatz behalten“, so der Sparkassenpräsident. Was so viel heißen soll, dass die Sparkassen auch weiterhin in ländlichen Regionen mit Beratern vertreten bleiben wollen. Wie sich die Zahl der Filialen und wie sich deren Öffnungszeiten ändern werden, ließ Schneider offen. Nur so viel räumte er ein: Es werde Straffungen geben.

Der Präsident des Weltinstituts der Sparkassen und frühere Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Heinrich Haasis, kritisierte die flächendeckende Regulierung. Beispielhaft nannte er die Eigenkapitalvorschriften (Basel III), die für die international tätigen Großbanken gedacht waren und die jetzt auch kleine und mittlere Sparkassen und Volksbanken anwenden müssen. Für die Schattenbanken gebe es nach wie vor keine Regulierung. Dieser Sektor, warnte Haasis, werde immer größer. „Es muss was geschehen.“

Die Zinspolitik der EZB, so Haasis, zerstöre hier zu Lande die „Spar- und Vorsorgekultur“. Sie gefährde das Geschäftsmodell von Bausparkassen und Lebensversicherern, sie „macht es faktisch unmöglich“. Immer mehr Menschen, so auch Schneider, merkten langsam, „dass sie als Sparer letztlich die Dummen sind“.