Paten wie Susanne Mayr (rechts) entlasten Alleinerziehende oder Eltern, die keine Familie in der Nähe haben, im Alltag. Foto: Marta Popowska

Das Sozialunternehmen Wellcome sucht Menschen, die Familien im ersten Jahr nach der Geburt unterstützen. Demnächst beginnt ein neuer Vorbereitungskurs für die Ehrenamtlichen.

Feuerbach/Weilimdorf - Als sie mit ihren Zwillingen schwanger war, hörte Karin Schulz (Name geändert) von allen Seiten, dass es schwer werden würde. Doch Muttersein war nichts Neues, schließlich hatte sie bereits eine kleine Tochter und einen Mann, der sie unterstützte. Als aber auch die Hebamme ihr empfahl, sich Hilfe zu holen, war Karin Schulz dann doch etwas verunsichert. So wandte sie sich an das Sozialunternehmen Wellcome Stuttgart im Haus der Familie in Bad Cannstatt. Über diesen Schritt ist die Weilimdorferin heute sehr froh. Denn ihre Patin Susanne Mayr ist für Karin Schulz mehr als eine Hilfe im stressigen Alltag.

„Jetzt mit elf Monaten spielen sie miteinander und lachen viel. Doch in den ersten Monaten schrien die Zwillinge oft abwechselnd“, sagt Schulz und lacht. Susanne Mayr nickt zustimmend. Die beiden Frauen sitzen an diesem Donnerstagmorgen beim gemeinsamen Kaffee. Eigentlich ist ihren Treffen der Dienstagnachmittag vorbehalten. „Doch manchmal ergibt sich auch ein anderer Tag, etwa wenn ein Arztbesuch ansteht oder ähnliches“, sagt Mayr. Seit Mai ist sie Karin Schulz ganz persönlicher Wellcome-Engel, der der Mutter nicht nur etwas Zeit zum Durchatmen und Einkaufen verschafft.

Das Angebot des mehrfach ausgezeichneten Sozialunternehmens mit 250 Standorten in Deutschland richtet sich zunächst einmal an alle Familien. Gute Chancen haben aber Eltern, die keine Familie zur Unterstützung in der Nähe haben, Alleinerziehende oder Frauen mit Mehrlingsgeburten. Mit Hilfe von Paten soll Eltern in erster Linie praktische Hilfe im ersten Jahr nach der Geburt zur Seite gestellt werden. Der Einsatz dauert manchmal ein paar Wochen, in anderen Fällen auch mal ein halbes Jahr. De Zeiten sind flexibel, eine Art modernes Ehrenamt, das sich eben auch nach dem Arbeitsalltag der Paten richtet. Sie selbst werden von einem Wellcome-Mitarbeiter betreut. Für die Vermittlung eines Paten fallen einmalig zehn Euro an und die anschließende Betreuung kostet die Familie fünf Euro pro Stunde. Wer mehr zahlen möchte, darf das. Wer finanziell knapsen muss, für den soll es individuelle Lösungen geben, heißt es bei Wellcome.

„Es ist keine Arbeit für mich. Wir verstehen uns gut“, sagt Mayr, die als Kinderkrankenschwester ihr Geld verdient. Manchmal gehen sie zusammen spazieren oder auf den Spielplatz. Manchmal nimmt Mayr die Zwillinge auch alleine mit und Karin Schulz kann in Ruhe einkaufen oder Zeit mit ihrer vierjährigen Tochter verbringen.

Was beiden Frauen an Wellcome gefällt, ist der unbürokratische Ablauf. „Ich hätte nach der Geburt auch gar keine Nerven für Bürokratie gehabt“, sagt Karin Schulz. „Nach einem Vorgespräch wurden wir einander vorgeschlagen und haben telefoniert“, ergänzt Mayr.

Nach den ersten Treffen war klar: Es passt. „Hätte es nicht gepasst, war es schön zu wissen, dass man wieder absagen kann“, sagt Schulz, betont allerdings: „Auf den Dienstag mit Frau Mayr freue ich mich immer.“ Susanne Mayr empfindet ähnlich. „Es kommt so viel zurück. Man genießt das anders“, erklärt Mayr. Sie hat selbst zwei Kinder und weiß, dass man als Mutter mitunter an seine Grenzen komme.