Armut ist allgegenwärtig, auch im Kreis Esslingen. Damit einher geht auch oft eine schwierige Wohnsituation. Foto: picture alliance/dpa//Andrew Milligan

Der deutschlandweite Trend geht an Ostfildern nicht vorbei: Immer mehr Menschen geraten in Wohnungsnot. Wie geraten Menschen in einer wohlhabenden Region in diese Not?

Wenn sich am Dienstag der Gemeinderat in Ostfildern versammelt, wird er sich unter anderem mit einem Problem beschäftigen müssen, das sehr vielen Kommunen in Deutschland und auch in dem verhältnismäßig wohlhabenden Landkreis Esslingen auf den Nägeln brennt: Die Zahl der Wohnungslosen steigt und steigt. Dabei unterscheidet die Verwaltung der Stadt zwischen klassisch Obdachlosen und „Kriegs- und sonstigen Geflüchteten“. Bei den klassisch Obdachlosen gibt es eine Reihe von Gründen für die Misere. Hauptursachen sind nach Angaben des Rathauses Mietschulden, Probleme im sozialen Umfeld wie zum Beispiel häusliche Gewalt, Trennungen und sonstige familiäre Gründe, aber auch Eigenbedarfskündigungen. Sucht, psychische Erkrankungen und prekäre Wohnverhältnisse seien weitere Gründe für die Aufnahme in städtischen Unterkünften. Die Größe dieser Gruppe stagniere seit Jahren „mit einer leichten Tendenz nach oben“. Ganz anders aber sieht es bei den Geflüchteten aus. Weltweite Entwicklungen, wie die Kriege in Syrien oder der Ukraine führten dazu, dass der Anteil der klassisch Obdachlosen auf unter zwanzig Prozent gesunken sei, während der Anteil von Kriegs- und sonstigen Flüchtlingen permanent steige. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 zählte Ostfildern 710 Obdachlose, davon 193 Menschen aus der Ukraine und 395, die aus anderen Ländern flüchteten. Demgegenüber stehen 122 sogenannte Wohnungsnotfälle.

Ausgeschöpft sind die Kapazitäten noch nicht. Insgesamt standen zu diesem Stichtag 805 Plätze bereit. Ein „Puffer“, wie es in der Vorlage für die Gemeinderäte heißt. Der wird „benötigt, um Sanierungen, Schädlingsbekämpfung,Umsetzungen und Notfälle auffangen zu können“.

Angesichts dieser Entwicklung will Ostfildern die Zahl der Unterkünfte für Menschen in absoluter Wohnungsnot erhöhen. Zumindest „vorübergehend“ bestehe ein Bedarf von bis zu 900 Plätzen im Jahr 2025.