Die beiden Piloten Bertrand Piccard (rechts) und Andre Borschberg haben ihren Traum von einer Pazifiküberquerung wahrgemacht. Foto: EPA

Der Pazifik erwies sich für Solar Impulse als harte Nuss. Nach fast elf Monaten ist sie nun geknackt. Doch für die Piloten geht das Abenteuer Weltumrundung weiter.

Mountain View - Das Solarflugzeug Solar Impulse 2 hat den Pazifik bezwungen. Der Schweizer Pilot Bertrand Piccard landete die Maschine am Samstagabend, kurz vor Mitternacht (Ortszeit) im Silicon Valley südlich von San Francisco. Das Flugzeug wurde auf dem Moffett-Flughafen von Moutain View in ein großes Zelt rangiert, wo die Projektmannschaft den Piloten begrüßte.

Für den letzten Teil der Pazifiküberquerung - von Hawaii nach Kalifornien - hatte Piccard 62 Stunden gebraucht. Er flog allein, ohne herkömmlichen Treibstoff, nur mit Sonnenenergie. „Es gab einen Moment in der Nacht. Ich sah die Spiegelung des Mondes im Ozean und dachte: „Ich bin völlig allein in diesem winzigen Cockpit und ich fühle mich völlig sicher““, sagte Piccard nach der Landung. „Das ist eine der fantastischsten Lebenserfahrungen, die ich gemacht habe.“

Stunden vor der Landung hatte der 58-Jährige die Golden Gate Bridge von San Francisco überquert, wobei er von vielen Schaulustigen beobachtet wurde. „Ich habe die Brücke überflogen. Ich bin offiziell in Amerika“, funkte Piccard an sein Projektteam.

Rekordflug über 8000 Kilometer nach Hawaii

Piccard und sein Mitstreiter André Borschberg wollen nur mit Hilfe von Solarenergie um die Erde fliegen. Nach dem Aufbruch in Abu Dhabiim März vergangenen Jahres legten sie Stopps in Oman, Myanmar und China ein, um dann die Pazifiküberquerung zu wagen. Diese gilt als riskant, weil es unterwegs kaum Landemöglichkeiten gibt. Wegen schlechten Wetters und technischer Probleme benötigte Solar Impulse letztlich fast elf Monate dafür.

Ende Mai 2015 startete die Maschine im chinesischen Nanjing in Richtung Hawaii, musste jedoch in Japan zwischenlanden, weil das Wetter nicht mitspielte. Von dort startete Borschberg Ende Juni zu einem fünftägigen Rekordflug über 8000 Kilometer nach Hawaii. Nach der Landung musste die Mannschaft feststellen, dass die Batterien von Solar Impulse überhitzt und beschädigt waren. Sie mussten in einem Hangar der Universität von Hawaii monatelang repariert werden.

Erst am Donnerstag konnte Piccard wieder starten. Für den Flug nach Kalifornien waren drei Tage angesetzt. In den USA soll Solar Impulse drei Zwischenstopps einlegen und dann über den Atlantik in Richtung Europa und Nordafrika fliegen. „Das Abenteuer geht weiter“, sagte Piccard. „Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.“

17 000 Solarzellen sorgen für die Energie

Das Projekt begann bereits 2002, hat seitdem mehr als 100 Millionen Dollar (89 Millionen Euro) gekostet und soll die Bedeutung von Erfindergeist und erneuerbaren Energien demonstrieren. Das aus Kohlefaser hergestellte einsitzige Flugzeug hat eine Flügelspannweite von 72 Metern - weiter als eine Boeing 747, es wiegt aber mit 2300 Kilogramm nur etwa so viel wie ein Minivan.

Die Energie kommt von 17 000 Solarzellen auf den Flügeln, die auch die Batterien aufladen. Nachts kann Solar Impulse mit dieser gespeicherten Energie fliegen. Piccard und Borschberg wechseln sich bei den einzelnen Flugetappen ab. Einer bleibt jeweils am Boden.