Auf dem innerstädtischen Feger-Areal in der Mercedesstraße sind erst kürzlich neue Wohnungen entstanden. Foto: factum/Granville

Auf einer Klausurtagung beraten die Stadträte den Zehn-Punkte-Plan des Rathauses zum Wohnungsbau. Neben Neubauten geht es vor allem um die Nachverdichtung. Für private Bauherren soll es Erleichterungen geben.

Sindelfingen - Mit einem Zehn-Punkte-Programm möchte die Stadt Sindelfingen die große Wohnungsnot bekämpfen. Vor allem sollen innerstädtische Gebiete entwickelt und nachverdichtet werden. Dafür sehen die Planer drei Grundstücke vor: in der Olgastraße in Darmsheim sowie an der Ecke Weil der Städter Straße/Magstadter Straße und Rosa-Leibfried-Straße in Maichingen. Auf diesen Arealen will die städtische Tochter Wohnstätten Wohnhäuser bauen. Entwickelt werden soll auch das Areal der Eschenriedschule zu einem gemischten Wohnquartier.

Dies sind zwei Punkte aus dem Zehn-Punkte-Programm, das die Stadtverwaltung am vergangenen Wochenende mit den Stadträten auf einer Klausurtagung diskutiert hat und am Montag vorstellte. Vorgesehen sind auch Anreize für private Hauseigentümer. So ist für Darmsheim das Pilotprojekt „Gaubensatzung“ geplant. Es soll Hausbesitzer ermuntern, ihre Dachgeschosse in Wohnraum zu verwandeln. Gefördert werden sollen auch Projekte wie Mehrgenerationenhäuser und Wohnangebote für Ältere. Die zentrale Rolle beim Wohnungsbau sollen die städtischen Wohnstätten spielen, die bereits jetzt mehr als 4000 Wohnungen in ihrem Besitz haben. Das sind 13 Prozent aller Wohnungen in der Stadt – ein Prozentsatz, wie es ihn in nur wenigen deutschen Städten gebe, betonte der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer. Damit habe die Stadt die Möglichkeit, für eine gute soziale Mischung zu sorgen.

Sindelfingen wächst weiter

Gegen alle Prognosen, die einen Bevölkerungsrückgang prognostiziert hatten, ist Sindelfingen in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen: um 4000 Einwohner auf jetzt 64 000 – in nur fünf Jahren. Der Zuzug vieler Flüchtlinge ist eine Ursache dafür, der starke Wirtschaftsstandort mit attraktiven Arbeitsplätzen ein anderer. „Wir freuen uns über diese Entwicklung“, sagt der OB. Aber sie stelle die Stadt auch vor gewaltige Herausforderungen.

Denn Wohnungen sind – wie fast überall im Land – ein knappes Gut. Obwohl in der Stadt in den Jahren 2011 bis 2015 mehr als 1000 neue Wohneinheiten entstanden sind, ist der Markt für Wohnungssuchende nach wie vor sehr angespannt. Besonders schwer hätten es Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen, Alleinerziehende und kinderreiche Familien. Die Stadträte begrüßten das Zehn-Punkte-Programm. „Das kann aber nur ein Kick-off-Programm sein. Jetzt müssen wir die Pläne zeitnah detailliert besprechen“, forderte Axel Finkelnburg (SPD). Seine Partei sehe auch noch Gesprächsbedarf bei heiklen Themen wie dem Leerstand von Wohnungen. Wichtig ist den Räten, dass es Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten gibt. „Wir sollten auch an die jungen Leute denken, die in Sindelfingen aufgewachsen sind, jetzt eine Familie gründen und sich Wohneigentum schaffen möchten“, betonten Walter Arnold (CDU) und Andreas Knapp (FDP).

1000 neue Wohnungen in fünf Jahren

Ein ungebremstes Bevölkerungswachstum lehnen die Räte ab. „Auch die Infrastruktur muss mitwachsen können“, sagte Ingrid Balzer (Freie Wähler). Doch dies ist auch im Sinne der Stadtverwaltung, die „ein moderates Wachstum“ anstrebt. Wie viele Wohnungen in den kommenden Jahren entstehen sollen, dazu sei es schwierig, konkrete Angaben zu machen, sagte die Baubürgermeisterin Corinna Clemens. „Das ist ein laufender Prozess.“ Von rund „1000 Wohnungen“ in den kommenden fünf Jahren geht Walter Arnold aus.

Tobias Bacherle betonte für die Grünen, dass man auf den Flächenverbrauch achten  müsse. Deshalb begrüße seine Partei besonders den Fokus des Programms auf die Nachverdichtung. Auch die Linken sind mit dem Zehn-Punkte-Plan zufrieden. „Ohne Förderung von Bund und Land können die Kommunen aber den Wohnungsbau nicht stemmen“, sagte Margarethe Mohr.