Die Badegäste von Morgen lieben heute Wasserpilze. Deshalb soll auch das Sillenbucher Freibad einen bekommen. Foto: dpa

Die Stadt hat bei einer Informationsveranstaltung gezeigt, wie das Sillenbucher Bädle in Zukunft aussehen soll. Die Schwimmer sind nicht mit allem einverstanden.

Sillenbuch - Die 60 Stühle haben nicht ausgereicht. Wer spät dran war, musste sich auf einen der Tische setzen. Die Leute sind gekommen, um den neuen Wind der Demokratie zu spüren. Und natürlich, um zu hören, was ihnen die Stadt zum Sillenbucher Freibad zu sagen hat.

Reinhard Bouché muss unter den ersten gewesen sein, die sich am Dienstag auf den Weg zur Deutsch-Französischen Grundschule gemacht haben. Bouché hatte einen Platz in der ersten Reihe ergattert. So konnte er Anke Senne, der Chefin der Bäderbetriebe, direkt in die Augen schauen. Ein wichtiger Umstand, wenn man bedenkt, dass Bouché so etwas wie das Sprachrohr für die Schwimmer ist. Sein Platz war nur vermeintlich gut. Der Weg der Wortmeldungen war vorgegeben: von vorne links nach hinten, dann rüber nach rechts und erst dann nach vorne rechts. So hatte Bouché zumindest das Schlusswort.

Das Bädle ist ein Politikum

Das Bad, das wegen seiner überschaubaren Größe liebevoll Bädle genannt wird, ist ein Politikum. Vergangenen Sommer hatte sich herausgestellt, dass das Freibad gegen Normen verstößt. So ist der Beckenrand beispielsweise schräg, das darf er aber nicht sein. Das Gerücht ging um, die Stadt wolle das Geld für die Sanierung sparen. Das hätte das Aus für das Freibad bedeutet. Es kam bekanntlich anders. Die Stuttgarter hatten das kleine Freibad im Bürgerhaushalt auf Platz eins gewählt. Im Dezember haben die Stadträte 1,7 Millionen Euro für die Sanierung genehmigt, der Umbau soll nach der Sommersaison beginnen und bis zur nächsten Saison beendet sein.

Mit dem, was die Stadt vorhat, sind die Schwimmer indes nicht nur zufrieden. Etliche Leute haben am Dienstag die Hand gehoben, weil sie fürchten, dass es künftig noch enger zugeht beim Kraulen und Brustschwimmen. Die Wasserfläche schrumpft wegen des Umbaus. „Man versucht, das Konzept eines großen Bads aufs Bädle zu übertragen“, beschwert sich ein Bürger. „Das Becken wird total zerklüftet“, sagt ein anderer. Bisher gab es ein Becken für alle. In Zukunft soll es zwei 25-Meter-Bahnen für die Schwimmer geben, daneben sollen sich Nichtschwimmer und Wasserballspieler tummeln. In diesen Beckenteil soll eine breite Treppe führen. Und das Planschbecken ist extra angelegt, mit Wasserpilz und Blubberbrause.

Planschbecken und Treppe stoßen auf Unmut

Vor allem das Planschbecken und die Treppe sind bei den Schwimmern auf Unmut gestoßen. Beides würde ihnen Quadratmeter rauben. Manch einer will das Babybecken gar zur Liegewiese verbannen. Laut Stadt würde das 400 000 Euro zusätzlich kosten – was wohl das Ende für das Gesamtprojekt wäre, wie Senne sagte. Sie sagte auch, dass alle Kritik ernst genommen würde.

Eine Frau schlug vor, am Wasserpilz und der Brause zu sparen. Die Statistik der Bäderbetriebe sagt aber, dass fast die Hälfte der Sillenbucher Badegäste Kinder und Jugendliche sind. „Nichts gegen Stammgäste, ihr kennt mich lang genug“, sagte sodann die Frau aus dem Kassenhäuschen. „Aber immer mehr Stammgäste bleiben weg.“ Die Stadt müsse an die Badegäste von morgen denken. Und die lieben heute Wasserpilze.