Eine Warnung übers Mobiltelefon: Die App Katwarn zeigt die Gefahr in München an. Foto: dpa

Nach dem Amoklauf in München überlegen Städte, ob sie in Handy-Warnsysteme wie Katwarn investieren sollen. Doch so etwas hilft dem Bürger nicht grundlegend, meint unser Redakteur Wolf-Dieter Obst.

Stuttgart - Früher gab’s Sirenen, die bei Gefahr losheulten. Heute ist es moderne Telekommunikation. Wer unwissentlich in höchster Gefahr schwebt, wird von seinem Mobiltelefon gewarnt. Die Idee ist prächtig – und beim Amoklauf in München wurde ja anschaulich, wie gut es ist, wenn man weiß, wo man jetzt besser nicht auf der Straße sein sollte. So ist es nachvollziehbar, dass Handy-Warnsysteme wie Katwarn vom Landesfeuerwehrverband zur Förderung empfohlen werden.

Allerdings: Dieses System ist für die Stadt mit Kosten verbunden. Und garantiert dennoch nicht, dass man auch wirklich vor einem Amoklauf oder einem Terrorangriff in der Stadt gewarnt wird. In München war irgendwann das Katwarn-Netz überlastet – da wäre so manche Warnung zu spät gekommen. Und wer haftet, wenn mein Handy mich nicht gewarnt hat?

Handy-Warnsysteme sind ein netter Baustein, sich vor Terror, Unwetter oder Hochwasser sicher zu fühlen. Doch eines muss klar sein: Kein Warnsystem der Welt, auch nicht Twitter, Facebook, Whatsapp und Co, kann mich in einer freien Gesellschaft vor hinterhältigen und willkürlichen Angriffen schützen. Zumal ohnehin viel zu viel aufs Handy geschaut wird – und sich so mancher im Straßenverkehr erst recht in höchste Gefahr bringt. Warnsysteme sind eine Beruhigungspille. Mehr Aufmerksamkeit fürs Leben wäre besser.

wolf-dieter.obst@stzn.de