Der schwedische Möbelriese Ikea wächst weiter stark – allerdings nicht in Baden-Württemberg. Dort sind zuletzt mehrere Bauvorhaben gescheitert. Foto: dpa

Möbelriese will gegen strenge Ansiedlungspolitik im Land und in der Region Stuttgart vorgehen.

Stuttgart – Der Möbelkonzern Ikea beißt in Baden-Württemberg auf Granit. Ein neuer Standort in Stuttgart ist ebenso gescheitert wie einer in Rastatt. Der deutsche Expansionschef Armin Michaely hält die strengen Richtlinien im Land für einen schweren Fehler.

Herr Michaely, Rastatt ist zu klein für ein Ikea-Möbelhaus samt Bau-, Garten- und Küchenmarkt. Das hat der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim jetzt nach jahrelangem Rechtsstreit entschieden. Die Stadt und Sie haben damit den Kürzeren gezogen gegen die Richtlinien des Landesentwicklungsplans und die Regionalplanung. Was bedeutet das für Sie?
Wir sind in Rastatt weit gegangen, um gemeinsam mit der Stadt zu sehen, wie weit wir kommen. Laut Urteil dürfen wir jetzt nur noch in die Zentren von großen Städten, um deren Attraktivität nicht zu gefährden. Dort wiederum gibt es aber regelmäßig Probleme mit unserem Angebot, weil Randsortimente wie Geschirr in Baden-Württemberg nur eine sehr geringe Fläche einnehmen dürfen. Wir können hier im Land nicht in die Städte und nicht auf die grüne Wiese. Das ist ein Niederlassungsverbot.

Auch in der Region Stuttgart sind Sie aus den genannten Gründen zuletzt mehrfach gescheitert – erst in Kirchheim, wo die Stadt ein Ikea-Haus wollte, der Verband Region jedoch nicht, danach im Stuttgarter Neckarpark, wo die Stadt nicht mitgespielt hat.
Was das betrifft, sind wir wirklich frustriert. Wir hatten um Stuttgart herum zehn mögliche Standorte ins Auge gefasst. Daraufhin sagte man uns, wir dürften uns nur im Oberzentrum Stuttgart ansiedeln. Dort allerdings hat es dann auch nicht geklappt. Man wird von Pontius zu Pilatus geschickt und steht am Ende des Tages wieder mit leeren Händen da. Wir können nichts mehr tun, um hier ein Haus zu eröffnen.

Wieso verzichten Sie nicht einfach auf die sogenannten innenstadtrelevanten Randsortimente, um Ihre Chancen zu erhöhen?
Das wäre, als ob man zu Daimler sagen würde: Ihr habt zwar fünf attraktive Modelle im Angebot, dürft hier aber nur eins davon verkaufen. Wir können nicht unser ganzes Konzept ändern.

Wozu braucht es in der Region Stuttgart überhaupt eine weitere Ikea-Filiale? Schließlich gibt es in Ludwigsburg und Sindelfingen bereits zwei davon.
Diese beiden Häuser sind sehr erfolgreich. Unsere Expansionsstrategie besagt: Bevor es dort so voll wird, dass sich die Kunden nicht mehr wohlfühlen, suchen wir nach einem weiteren Standort. Der Stuttgarter Neckarpark wäre ideal gewesen, nicht nur, weil es in Stuttgart immer noch eine Unterversorgung mit Möbeln gibt, sondern auch wegen der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

Bitte? Seit wann kommen denn die Kunden mit Bus und Bahn zum Möbelkauf?
Wir haben gerade Zahlen für Berlin-Tempelhof bekommen. Dort reisen 40 Prozent der Kunden mit der S-Bahn an. Manche nehmen ihr Billy-Regal dann auch so mit nach Hause, andere nutzen ein Lastentaxi für den Heimweg. Rund 30 Taxifahrer haben sich dort auf diese Klientel spezialisiert. Viele Menschen in den Städten haben heute gar kein Auto mehr. Wenn man diese Kunden behalten will, braucht man eine gute Anbindung. Deshalb versuchen wir inzwischen, näher an die Innenstädte heranzukommen.

Das jedoch gelingt Ihnen in Baden-Württemberg nicht. Ist die Lage in anderen Bundesländern besser?
Baden-Württemberg ist mit Abstand das schwierigste Bundesland. Eine derart restriktive Begrenzung der Randsortimente auf je nach Lage 800 oder gar 350 Quadratmeter gibt es sonst nirgendwo. Die nächststrengste Einschränkung gibt es in Nordrhein-Westfalen mit 2500 Quadratmetern.