Schwabenstreich goes Big Apple: Rund zehn Deutsche haben am Mittwochabend am New Yorker Time Square mit Getöse gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 protestiert. Foto: privat

Am Mittwochabend protestierten knapp zehn Deutsche am Times Square gegen Stuttgart 21.

New York/Stuttgart - Die Proteste gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 sind über den großen Teich geschwappt. Am Mittwochabend protestierten knapp zehn Deutsche mit Trillerpfeifen und Gegröle auf dem Times Square gegen das Bauvorhaben. „Das ist der am weitesten entfernte Schwabenstreich“, sagte der Schriftsteller Wolfgang Schorlau, Mitglied des Bündnisses gegen das milliardenschwere Bauvorhaben der Bahn und zufällig gerade in der Stadt.

Knapp zehn Schwaben hatten sich inmitten von Leuchtreklamen, Verkehrsgewühl und Touristenmassen versammelt. Initiator Volker Lösch hatte eigentlich mit bis zu 50 Teilnehmern gerechnet, schließlich ist New York zu dieser Jahreszeit voller deutscher Besucher und Bewohner. Doch die kleine Gruppe in der großen Stadt war schwer zu finden - der Initiator selbst blieb bis zum Schluss verschollen.

Im Dauerlärm am Time Square geht der Protest fast unter

Die versammelte Schar hielt das aber nicht davon ab, zu tröten, zu trommeln und zu brüllen, was die Kräfte hergaben. Im Dauerlärm des Times Square ging der Protest dann aber doch ein wenig unter. Die meisten Passanten gingen achtlos vorbei, ein paar schauten fragend. Schrille Aktionen sind die New Yorker und ihre Gäste gewohnt. Da ist so ein Schwabenstreich geradezu harmlos.

„What's the meaning of this?“ (Was bedeutet das?) fragte dann doch ein älterer Herr und deutete auf das mitgebrachte Plakat, wo zu lesen war: „Nein zu Stuttgart 21“. In knappen Worten bekam er zu hören, dass in einer deutschen Stadt ein alter, denkmalgeschützter Bahnhof einem neuen weichen solle. Und wie unsinnig dieses Projekt doch sei, und wie viel Geld dabei draufgehe. Der Mann nickte zustimmend, lächelte und ging weiter.

Eine, die mit Begeisterung gegen Stuttgart 21 kämpft, ist Martina Geist. „Ich habe letzte Woche bei dem Schweigemarsch davon erfahren, dass in New York diese Aktion stattfinden soll“, erzählt sie, „und da wir hier gerade Urlaub machen, sind wir vorbeigekommen.“ Wir, das sind noch ihr Mann und ihre beiden Kinder. „Wir hoffen, dass es etwas bringt“, sagt sie. Da hatten die Bagger daheim gerade mit dem Abriss des Bahnhofs-Nordflügels begonnen.