Kinder sind konservative Esser: „Sie wollen Pizza, Pommes und Pasta“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Catherina Jansen. An einer gesunden Ernährung seien vor allem die Eltern interessiert. Foto: dpa

Gesundes Essen in der Schule kann einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen leisten. Ernährungswissenschaftler sehen da aber durchaus noch Spielraum auch für die Politik, das Angebot in den Kantinen im Südwesten zu verbessern.

Wie steht’s um das Essen in den Schulen von Baden-Württemberg?
Wie gut das Essen in Schulkantinen ist, lässt sich nicht pauschal bewerten, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Catherina Jansen von der hessischen Hochschule Fulda. „Es gibt oftmals Essen, das weder kindgerecht noch qualitativ akzeptabel ist.“ Beim baden-württembergische Kultusministerium wehrt man sich gegen diese Vorwürfe: Man lege großen Wert darauf, „dass sich junge Menschen gut und ausgewogen ernähren“, sagt ein Sprecher. Vorgaben, wie das Essen an Schulkantinen auszusehen habe, gebe es aber nicht. Insgesamt kommt das Schulessen nicht so schlecht bei Schülern an: So kam es bei der Studie zum Thema Schulverpflegung, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2014 in Auftrag gegeben hat, zu folgendem Ergebnis: Die Grundschüler vergeben im Durchschnitt die Note 2,6 bei der Bewertung des Essens. Die Mehrzahl mit 37,2 Prozent findet das Essen „gut“, 33,7 Prozent sagen „geht so“. Bei den weiterführenden Schulen sind die Noten ähnlich.
Wie sollte ein Schulessen denn aussehen?
Wer mittags in der Schule isst, der sollte Portionen bekommen, die etwa einem Viertel des Gesamtenergiebedarfs eines Kindes entsprechen. Die Mahlzeit sollte möglichst aus Vollkornprodukte bestehen sowie Gemüse und Salat. Zweimal pro Woche darf es ein Fleischgericht sein, einmal die Woche gibt es Fisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt zudem mindestens zweimal die Woche zu Milchprodukten. Obst darf es täglich geben, mindestens aber zweimal die Woche. „Wenn noch das saisonale Angebot berücksichtigt wird und regionale Lebensmittel  verarbeitet werden, dann ist es wirklich sehr gut“, sagt Ulrike Arens-Azevedo, Professorin für Ernährungswissenschaften und Gemeinschaftsverpflegung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und DGE-Vizepräsidentin.
Wie teuer darf gesundes Schulessen sein?
Die Preise, die von Schulträgern und Schulleitungen in der Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft genannt wurden, pendeln um die drei Euro. Werden die realen Kosten berechnet, so zeigt sich, dass diese deutlich über den Preisen für das Mittagessen liegen. Es machen sich aber auch Unterschiede in den Lebensmittelpreisen und der Qualität des Angebots bemerkbar. „Je mehr Speisen abgesetzt werden können, umso geringer ist der Preis je Mahlzeit“, heißt es in dem Fazit der Studie.
Nach Angaben der Ernährungswissenschaftlerin Catherina Jansen sei Schulessen fast immer ein Zuschussgeschäft, das von den Kommunen finanziert werde. „Sie müssen Kosten sparen und sollen gleichzeitig hochwertiges Essen anbieten.“ Auch Hans Konrad Biesalski von der Universität Hohenheim kennt die Hinweise, dass gesundes Essen ein Problem der Kosten sei. Lebensmittel mit einer hohen Dichte an wichtigen Nährstoffen seien teuer. „Wenn man bereit ist, für eine Schul- und vor allem auch Kitaverpflegung mehr Mittel einzusetzen, wäre das ein guter und wichtiger Schritt.“ Der sich zudem auch auszahlen würde. Davon ist die DGE überzeugt: ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes oder Adipositas belasten die Gesundheitskassen mit Milliarden. Wenn aber früh ein Umdenken stattfindet, kann das später Kosten einsparen.
Was können Eltern tun, um das Schulessen ihrer Kinder zu verbessern?
Eltern sollten darauf achten, dass das Speisenangebot gesund ist und den Kindern schmeckt, heißt es bei der DGE. Positiv zu werten ist, wenn die Schule die Kinder und Jugendlichen bei der Gestaltung des Speisenangebots miteinbezieht. Eltern selbst können sich aktiv einbringen. Auch die Schulkonferenzen und spezielle Verpflegungsausschüsse können hier aktiv sein. Klappt es nicht so wie vorgestellt, ist die Schulleitung der erste Ansprechpartner.
Wie bringt man Kinder dazu, gesund zu essen?
Kinder sind konservative Esser: „Sie wollen Pizza, Pommes und Pasta“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Catherina Jansen. An einer gesunden Ernährung seien vor allem die Eltern interessiert. Auch haben Schüler an Ernährungstrends wie vegetarischer oder veganer Kost nur wenig Interesse. Damit Kinder und Jugendliche dennoch auf den Geschmack von Gemüse und Salat kommen, raten Ernährungsexperten wie Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund dazu, gesundes Essen den Schülern einfach unterzujubeln: So ist beispielsweise Pizza das mit Abstand bei Kindern beliebteste, aber auch ein sehr unausgewogenes Mittagessen: Daher wird Pizza mit Paprika statt Salami belegt. Kommt die gut an, so die Hypothese, wird als Nächstes auch der Teig ernährungsphysiologisch optimiert. In ersten Tests scheint der Trick zu funktionieren. (dpa/wa)