Bei den Schulen im Stuttgarter Süden stehen in den kommenden Jahre große Veränderungen an. Foto: Archiv

Fusionen, Schließungen, neue Konzepte: In der Schullandschaft in Süd ändert sich in den kommenden Jahren einiges. Die Römer- und Heusteigschule schließen sich zusammen zu einer großen Grundschule Süd und die Schickhardt-Realschule möchte Gemeinschafts- schule werden und enger mit dem Schickhardt-Gymnasium kooperieren.

S-Süd - Die Entscheidung für die Fusion ist im vergangenen Jahr gefallen. Für Ursula Franke von der Römerschule und Petra Klingel von der Heusteigschule beginnt jetzt die Arbeit. Die Schulleiterinnen müssen nun überlegen, wie aus ihren zwei Schulen in Zukunft eine wird. Aufgrund der sinkenden Schülerzahlen hat die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr entschieden, die beiden Grundschulen im Stadtbezirk zu einer großen „Grundschule Süd“ zusammenzulegen.

Genauer Zeitpunkt der Fusion ist noch unklar

Die Schulen liegen fast direkt gegenüber. Schon immer seien sie natürliche Konkurrenten gewesen, sagt Ursula Franke, Schulleiterin der Römerschule. Franke und Klingel finden es deshalb sinnvoll, nur noch eine Schule zu haben. Auch das Schulreferat hat seine Entscheidung mit Blick auf die historische, aber etwas unlogische Aufteilung der Schulbezirke getroffen.

Wann genau die Fusion über die Bühne geht, ist noch nicht klar. Franke und Klingel rechnen in rund zwei Jahren damit. Da die Heusteigschule bisher noch eine Grund- und Werkrealschule ist, fehlt derzeit noch der Platz für eine große Grundschule. Die Werkrealschule der Heusteigschule wird aber in die Lerchenrainschule integriert. „Wir haben schon seit diesem Jahr keine Fünftklässler mehr “, sagt Klingel.

„Grundschule der Zukunft“

Wie die Raumsituation im Detail aussehen wird, ist noch unklar. Bisher kalkuliere das Schulverwaltungsamt grundsätzlich nach einer alten Regel aus den 60ern mit einem Raum pro Klasse, weiß Franke. Für sie passt dies allerdings nicht mehr. „Ich kann nicht Pädagogik von 2014 in Räumen von 1960 machen“, ist ihre Ansicht. Deshalb, da sind sich Franke und Klingel abermals einig, brauchen sie mindestens einen Teil des alten Gebäudes der Römerschule. Auch Pausenhof, Turnhalle und Mensa werden für die große Schule zu klein sein.

Die Ansprüche von Franke und Klingel für die gemeinsame Schule sind hoch. Eine „Grundschule der Zukunft“ schwebt ihnen vor, die das zentrale Zentrum im Stadtteil werden soll. Ihre Vision: „Wir wollen einen Raum für alle Schüler mit jeglichem, inhaltlichen Anspruch bieten.“ Auch lerntechnisch wollen die beiden auf dem aktuellesten Stand sein. Als Ganztages-Grundschule stünden dann mehr Lehrerstunden zur Verfügung. Klingel sieht dadurch die Möglichkeit zu einer individuelleren Förderung gegeben. „Wir können wirklich ein qualitativ hochwertiges Angebot bieten“, fügt Klingel hinzu. Was Klingel und Franke nun noch brauchen, ist ein Name für die neue Schule.

Gemeinschaftsschule als Alternative

Auch an der Schickhardt-Realschule werden Pläne für eine neue Schulart geschmiedet. Richard Haag und sein Kollegium wollen Gemeinschaftsschule werden. Derzeit läuft der Antrag. Frühestens ab dem Schuljahr 2015/2016 rechnet Schulleiter Haag mit der neuen Schulform. Für seine Schule sei das Modell ideal. „Wir haben ein Gymnasium direkt nebenan“, sagt Haag. Das sieht er als großen Vorteil. Denn die ursprüngliche Idee, auf jede Gemeinschaftsschule eine gymnasiale Oberstufe draufzusatteln, ist nicht überall möglich. Eine Weiterführung bis zum Abitur können viele Gemeinschaftsschulen nicht leisten.Derzeit arbeite seine Schule daran, die Lernkultur zu verändern – ähnlich dem Konzept der Gemeinschaftsschule. Außerdem: Schon jetzt werde mit mit dem Schickhardt-Gymnasium kooperiert, und die Realschule biete eine zweite Fremdsprache an. „Der Übergang auf das Gymnasium ist damit ganz einfach möglich“, sagt Haag. Insgesamt könne seine Schule dann eine dreigliedrige Ausbildung mit allen drei Schulabschlüssen anbieten.

Von der Gemeinschaftsschule verspricht sich Haag ein individuelleres und differenzierteres Unterrichten. „Wir können besser auf den Entwicklungsstand eines Kindes eingehen“, findet er. Die Gemeinschaftsschule hat aus Sicht des Schulleiters schnell an Ansehen gewonnen. Dadurch werde den Kindern Druck genommen, direkt aufs Gymnasium zu müssen. „Sie wissen nun, es gibt noch einen anderen Weg“, sagt Haag.