Im Februar 2007 bezogen die Kinder den Neubau auf den Hengstäckern. Foto: A. Kratz

Die Geschichte der Freien Evangelischen Schule (FES) beginnt im Jahr 1991. Im September kam die erste Klasse zum Unterricht im CVJM-Heim in Möhringen zusammen.

Möhringen - Eine Anzeige in einem christlichen Wochenblatt ist der Ausgangspunkt für die Freie Evangelische Schule gewesen. Ein junger Lehrer suchte Gleichgesinnte. Nach dem Vorbild einer Reutlinger Schule wollte er in Stuttgart eine freie Bekenntnisschule gründen. „Bei dem ersten Treffen im Jahr 1988 kamen eine Handvoll Eltern und pädagogisch Interessierter zusammen“, erinnert sich Gerhard Ellermann. Er hat die Geschichte der FES von Anfang an mit begleitet. Sein Sohn war in der Gründungsklasse, und bis heute engagiert sich Ellermann im Vorstand der FES.

Das Ziel der Schule sei es, „biblische Werte im Rahmen der schulischen Bildung zu vermitteln“, sagt Ellermann und ergänzt: „Wir wollen nicht die Besseren sein. Aber wir machen manches anders. Wir setzen andere Schwerpunkte.“ Ellermann selbst war Lehrer am Daimler-Gymnasium in Bad Cannstatt, und das „mit Leib und Seele“, wie er betont. Und dennoch habe sich der Sport- und Englischlehrer für die Gründung einer Bekenntnisschule stark gemacht. „Wir wollten das, was wir in unseren Familien leben, auch in der Schule umsetzen“, sagt Ellermann.

Drei Jahre lang überlegt, geplant und gebetet

Am Anfang habe es viele Widerstände gegeben. Manch einer betrachtete die Gruppe mit Argusaugen und unterstellte ihr, dass man eben doch etwas Besseres sein wolle. Nicht immer sei sicher gewesen, ob die Gründung der Schule gelingen würde. „Drei Jahre lang haben wir überlegt, geplant, und gebetet“, sagt Ellermann. Mit Erfolg: im Herbst 1991 ging die erste Klasse an den Start. „Die Anfänge waren durchaus bescheiden“, gibt Ellermann zu. In einem Raum des CVJM-Heims an der Leinenweberstraße in Möhringen unterrichtete eine Frau 15 Schüler. „Friederike Bachmaier-Schnitzler war Schulleiterin, Klassenlehrerin, Sekretärin und Putzfrau zugleich“, sagt Ellermann und lacht.

Die Schule wuchs schnell. 1994 war sie komplett einzügig und brauchte neue Räume. Einige Jahre lang war die FES an der Schöttlestraße in Degerloch zu Hause. Seit 1999 gibt es den Haupt- und Realschulzweig. 2001 zogen die höheren Klassen in ein Haus am Albstadtweg in Möhringen. Die Grundschule war zu diesem Zeitpunkt bereits dreizügig.

Der Wunsch nach einem eigenen Schulgebäude

Spätestens da wurde der Wunsch nach einem neuen, eigenen Schulgebäude immer dringender. Aber der Trägerverein musste viele Hürden nehmen und viele Rückschläge verarbeiten. „Aber wir haben auf Gott vertraut, immer wieder gestaunt, wenn sich wieder ein gute Lösung fand, und gedankt“, sagt Ellermann und nimmt damit auf das Motto der Schule „Vertrauen – Staunen – Danken“ Bezug. Dass der Verein das Grundstück auf den Hengstäckern bekommen habe, sei ein Glücksfall gewesen. 2005 begann der Verein mit dem Neubau in direkter Nachbarschaft zum Sonderschulzentrum. Nach den Faschingsferien im Jahr 2007 zogen die Mädchen und Jungen in den orangefarbenen Komplex ein. Ende 2010 eröffnete die FES ihre eigene Sporthalle. Seit September 2014 gibt es an der FES auch ein berufliches Gymnasium.

„Es ist alles viel größer geworden, als wir es uns am Anfang auch nur im entferntesten hätten vorstellen können“, sagt Carmen Behling. Sie ist bereits seit 1992 Lehrerin an der Schule und seit 2011 die GesamtSchulleiterin. Ellermann ergänzt: „Wir haben von so etwas geträumt. Aber unsere Erwartungen wurden übertroffen.“ Die FES sei mittlerweile eine feste Größe in der Schullandschaft auf den Fildern. „Wir haben die Akzeptanz und das Vertrauen der Bevölkerung. Dafür sind wir dankbar“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Auf die Frage, was die Attraktivität der Schule ausmache, antwortet Ellermann: „Es ist die von Gottes Geist geprägte Atmosphäre.“

Die Mehrzahl der Schüler ist nicht evangelisch

„An unserer Schule ist jeder willkommen“, sagt Behling. Mittlerweile gehöre die Mehrzahl der Schüler nicht der Evangelischen Kirche an. „Das ist kein Problem“, sagt Behling. Nicht evangelische Kinder können aufgenommen werden, wenn die Eltern mit den pädagogischen Grundsätzen einverstanden sind. Der evangelische Religionsunterricht ist für alle Schüler verpflichtend. Die Woche beginnt mit einer gemeinsamen Andacht am Montagmorgen und endet mit einer Andacht am Freitagmittag. Dabei gehe es nicht nur um Religion und Glauben, sondern auch um die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und um eine Rhythmisierung der Woche, sagt Behling. Gerhard Ellermann ergänzt: „Für uns ist der einzelne Mensch wichtig und wertvoll.“ Man wolle niemanden vom Glauben überzeugen. „Wir wollen unsere Schüler befähigen, sich ein eigenes Urteil zu bilden.“

Die Freie Evangelische Schule eröffnet das Jubiläumsjahr am Freitag, 22. Januar, mit einem Festakt. Beginn ist um 15 Uhr in der Aula der Schule auf den Hengstäckern 15. Am 19. Februar eröffnet die Schule eine Ausstellung zum Jahresmotto „Vertrauen – Staunen – Danken“. Im gesamten Schulhaus sind dann von den Kindern und Jugendlichen geschaffene Bilder zu sehen. Die Vernissage beginnt um 17.30 Uhr. Am Samstag, 20. Februar, lädt die Schule von 10 bis 15 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Weitere Veranstaltungen folgen.