Nasim ist ein Naturtalent: Für seine feinfühlige Art, mit der er die Babypuppe pflegt, bekommt er eine glatte Eins von der Sozialarbeiterin Tanja König. Foto: Simone Bürkle

Siebt- und Achtklässler der Körschtalschule haben im Birkacher Jugendhaus ausprobiert, welche Berufe ihnen besonders liegen. Zur Auswahl stand zum Beispiel der Alltag einer Sekretärin, eines Kinderpflegers und eines Gastronomen.

Birkach/Plieningen - Nasim macht seine Sache ausgezeichnet. Vor dem 13-Jährigen liegt eine Babypuppe. Als er die Windel der Puppe öffnet, findet er eine unangenehme Überraschung: Das Baby hat sich vollgemacht. Beherzt macht sich Nasim trotzdem ans Werk. Vorsichtig putzt er der Puppe den Plastikpopo, legt ihr eine frische Windel an und zieht sie mit routinierten Handgriffen wieder an.

Nur Schokopudding in der Babywindel

Zum Glück für Nasim ist die Hinterlassenschaft in der Windel Schokopudding. Den hatte die Sozialarbeiterin Tanja König von der Mobilen Jugendarbeit für den Fähigkeitsparcours der Körschtalschüler am vergangenen Mittwoch im Birkacher Jugendhaus zuvor in der Windel platziert. So oder so, das Wickeln macht Nasim nichts aus. „Ich habe einen kleinen Neffen, bei dem hab ich das schon gemacht“, erklärt der Teenager. „Das merkt man“, sagt Tanja König und nickt anerkennend. Demnach ist es nur die logische Konsequenz, dass sie dem Siebtklässler eine glatte Eins gibt. „Du hast nicht nur gut gewickelt, sondern du warst auch ganz lieb zu dem Baby und hast es sogar angesprochen. Drauf kannst du sehr stolz sein“, gibt Tanja König dem Schüler mit. Der strahlt über das ganze Gesicht.

Die Kinderpflege, die Nasim so gut gemeistert hat, ist an jenem Mittwoch eine von neun Stationen des Fähigkeitenparcours. Er soll die Siebt- und Achtklässler der Körschtalschule auf die Berufswahl vorbereiten und ist einer von mehreren Bausteinen auf dem Weg ins Berufsleben.

Fast wie im echten Berufsleben

An den einzelnen Stationen geht es durchaus realistisch zu. So gibt es zum Beispiel eine Station, an der die Schüler einen Tisch nach Anleitung korrekt eindecken müssen – eben ganz so, wie es in der Gastronomie verlangt werden würde. Ein paar Meter weiter sollen die Schüler lernen, einen Draht so zu biegen, wie es der Betreuer vorgibt. Dazu gibt es kaufmännische Aufgaben, und sie schlüpfen vorübergehend in die Rolle einer Sekretärin. „Ganz bewusst sollen alle Schüler mal alles mitmachen“, erklärt die Organisatorin Denise Possehl von der Mobilen Jugendarbeit in Plieningen.

Denn so könnten zum Beispiel den Mädchen auch technische Berufe schmackhaft gemacht werden, die sie sonst vielleicht gar nicht in Betracht gezogen hätten. Zudem sollen sich die Schüler vor und nach der Aufgabe selbst bewerten, anschließend bekommen sie Noten von den Betreuern an den einzelnen Stationen.

Die Siebtklässlerin schlägt sich wacker

Wie motivierend das sein kann, erlebt Islim an diesem Vormittag. Die Schülerin soll an einer Station mehrere Namen und Adressen aus einem Telefonbuch und einem Gewerbeverzeichnis heraussuchen. Solche Aufgaben würde sie in einem Büro sicher erwarten. Obwohl die Siebtklässlerin das vorher noch nie gemacht hat, schlägt sie sich wacker. Und als sie schließlich eine Zwei für ihren guten Einsatz bekommt, liegt das weit über ihren Erwartungen an sich selbst. Dem Job im Büro steht aus Islims Sicht also – zumindest theoretisch – nichts entgegen.