Georg Schramm Foto: dpa-Zentralbild

Die Zeichen stehen auf Abschied: Der ­Kabarettist Georg Schramm, präziser und unbestechlicher Kritiker der Verhältnisse, möchte nach 25 Jahren auf der Bühne keine Solo-Programme mehr spielen. Am Mittwochabend gastierte er letztmals solo in der ausverkauften rosenau in Stuttgart

Die Zeichen stehen auf Abschied: Der Kabarettist Georg Schramm, präziser und unbestechlicher Kritiker der Verhältnisse, möchte nach 25 Jahren auf der Bühne keine Solo-Programme mehr spielen. Was nicht heißt, dass er ganz verschwindet – gemeinsam mit Kollegen wird er dem Publikum erhalten bleiben und zu deren Leidwesen auch der Politik, die er geißelt wie kein Zweiter.

„Die NSA müsste dem Putin stecken, dass der Schröder schwul ist“, formuliert er in reinstem Hessisch als Schrebergärtner August, als Oberstleutnant Sanftleben stellt er in einem Ukraine-Referat fest: „In Russland hält sich der Regent eine Ölindustrie, in den USA hält sich die Ölindustrie einen Präsidenten.“ Und als renitenter Rentner Lothar Dombrowski identifiziert er den Zorn als „Wirkmacht der Zivilisation“, die Habgier als „Kernkraft des Bösen“. Was das Böse sei? Die Bundesregierung? Nein, da täte man dem Bösen, groß und wirkmächtig, unrecht, das „Gelichter“ in Berlin sei allenfalls „ein Furunkel am Gesäß des Bösen“.

Schramm ereifert sich über die „Herrschaftssprache“, die alles verklausuliere und verneble, vor allem empört ihn das Unwort „alternativlos“. Das habe nicht Angela Merkel erfunden, sondern die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher, weiß Schramm, „die der liebe Gott nach langem Zögern doch geholt hat. Nichts gegen den lieben Gott – ich kann ihn verstehen.“

Mit Blick auf die Finanzkrise verweist er auf die Tulpenhysterie von 1637. Als die Spekulationsblase um Tulpenzwiebeln platzte, habe der Staat finanzielle Unterstützung verweigert mit dem Argument: „Bei Spielsucht ist nicht die Regierung zuständig, sondern ein Arzt.“

Mitunter spielt Schramm drei Rollen parallel, wechselt bruchlos zwischen August, seinem schwadronierenden Rheinländer und Dombrowski, zitiert den Philosophen Theodor W. Adorno, den Papst Gregor den Großen, den Ökonomen John Maynard Keynes. Dabei empört er sich, wie immer – anders als früher aber gedämpfter, desillusionierter. Ein Appell ans Publikum bleibt: eine kraftvolle Sprache zu pflegen. So wie Schramm in seinem Lieblingssatz, Politiker entleerten nur „undichte Sprechblasen in die emotionale Pissrinne“. Die Worte wirken nach wie vor – das Publikum ist sprachlos. „Sie selbst müssten solche Sätze haben“, ruft Schramm als Dombrowski in den Saal, „dann würde das Land leuchten!“