Abseits der Piste ist die Lawinengefahr besonders groß. Foto: mRGB/Shutterstock.com

Der tiefe Pulverschnee abseits der Piste lockt - die Gefahr eines Lawinenabgangs ist dort jedoch groß. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollte man einige Verhaltensregeln kennen und im Ernstfall schnell und bedacht handeln.

Ein winterliches Schneeparadies kann sich schnell zu einem Albtraum verwandeln. Glitzernder Neuschnee und tiefer Powder locken Ski- und Snowboardfahrer abseits der Piste - doch dort lauert eine weiße Gefahr: Jedes Jahr verunglücken zahlreiche Wintersportler in Lawinen. Mit dem richtigen Wissen und einigen Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Risiko, von einem Schneebrett mitgerissen zu werden, deutlich reduzieren. Wie schützt man sich vor Lawinen und was kann man tun, wenn der Ernstfall eintritt?

Wie entstehen Lawinen?

Von einer Lawine spricht man, wenn sich große Mengen der Schneedecke lösen. Die meisten Schneedecken bestehen aus mehreren Schichten, die sich während verschiedenen Niederschlagszeiträumen aufbauen. Umso unterschiedlicher die Eigenschaften der Schichten, desto instabiler ist der Schneedeckenaufbau. Eine Überlastung der Schichten kann dazu führen, dass ein Riss entsteht und sich große Teile der Schneedecke hangabwärts bewegen. Natürliche Auslöser sind nur bei rund zehn Prozent aller Lawinen Ursache für den Abgang. Rund 90 Prozent sind auf externe Auslöser, meist Tier und Mensch, zurückzuführen.

Die wichtigsten Verhaltensregeln

Um sich vor möglichen Lawinenabgängen zu schützen, sollte man vor der Tour ins Freie einiges beachten. Generell gilt: Niemals allein ins Gelände fahren, nur in der Gruppe und am besten mit einem ortskundigen Bergführer.

Die richtige Vorbereitung ist wichtig: Den Wetterbericht und das Gelände gilt es genau zu überprüfen, ebenso sollte man sich über die aktuelle Lawinengefahr und Schneesituation informieren.

Wer abseits der Piste fährt, sollte dies nicht ohne die richtige Notfall-Ausrüstung tun. Dazu gehört ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), eine Lawinenschaufel und eine Sonde. Auch ein Rucksack mit Lawinenairbag bietet sich an. Bevor es losgeht, gilt es, das Material genau zu checken. Ein LVS-Gerät hilft nur, wenn es volle Batterien hat.

Bevor man die Piste verlässt, sollte man das freie Gelände genau inspizieren. Vorsicht bei Rissen, Risikofaktoren wie Neuschnee, Wind oder steile Hänge. Steile Hänge sollte man zudem immer einzeln oder mit großem Abstand abfahren.

Im Ernstfall richtig handeln

Hat alle Vorsicht nichts geholfen und man findet sich in der Gefahrenlage einer Lawine wieder, dann gilt es, schnell zu handeln. Zunächst sollte man versuchen, seitlich aus der Lawine herauszufahren. Klappt das nicht, sollte man als ersten die Stöcke abwerfen: Sie können wie ein Anker wirken und nach unten ziehen, außerdem Stichverletzungen verursachen. Deshalb gilt auch: Im freien Gelände nie die Schlaufen der Stöcke benutzen.

Wer einen Lawinenrucksack hat, sollte diesen auslösen. Um jeden Preis gilt es zu versuchen, mit Schwimmbewegungen an der Schneeoberfläche zu bleiben. Wenn der Schnee zum Stillstand kommt, Arme vor die Brust und die Hände vor das Gesicht halten, um sich so eine Atemhöhle zu schaffen. So kann man verschüttet in der Theorie bis zu 130 Minuten überleben.

Wer Zeuge eines Lawinenabgangs wird oder sich selbst retten konnte, sollte schnell, aber besonnen handeln. Jede Minute entscheidet über Leben und Tod: Nach 15 Minuten unter den Schneemassen sinken die Überlebenschancen signifikant. Zunächst sollte man sich selbst außer Gefahr bringen und auf mögliche Nachlawinen achten. Dann so schnell wie möglich die Rettungskräfte informieren, über den Lawinenabgang und mögliche verschüttete Personen informieren, und die Anweisungen der Einsatzkräfte befolgen. Wichtig ist, sich gut einzuprägen, an welchen Stellen möglicherweise Personen verschüttet wurden.