Aufgewühlte Erde und gekappte Baumstämme auf den Grundmauern. Foto: Böblingen/the

Am Montag beginnen die archäologischen Grabungen auf dem Schlossberg-Plateau in Böblingen. Dafür mussten nun auch die letzten verbliebenen Bäume gefällt werden.

Wer bisher immer auf dem Schlossberg an der Stadtkirche geparkt hat, um seine Besorgungen in der Stadt zu erledigen, der wird sich für den größten Teil dieses Jahres einen anderen Parkplatz suchen müssen. Die 20 provisorischen Stellplätze auf der Schotterfläche sowie zehn öffentliche Parkflächen fallen voraussichtlich in den kommenden acht Monaten weg. Denn an den Grundmauern des zerstörten Schlosses wird seit der vergangenen Woche fleißig gegraben. Grund dafür sind archäologische Untersuchungen.

Eigentlich will die Stadt Böblingen gerne einen Neubau für die Musik- und Kunstschule dort hinstellen. Doch weil der Schlossberg ein archäologisches Kulturdenkmal ist, müssen zunächst Grabungen zeigen, ob dort überhaupt gebaut werden darf. Aktuell werden die Grabungen des Denkmalamts noch vorbereitet. Am Montag soll dann die Arbeit der Archäologen so richtig beginnen.

Fußgänger kommen noch auf den Schlossberg

Wie die Stadt mitteilt, haben Untersuchungen ergeben, dass historische Schichten in zwei bis zweieinhalb Metern Tiefe vorhanden sind. Diese wären bei einer Bebauung gefährdet. Die Experten graben den Untergrund darum vorsichtig auf und stellen fest, welche Teile der alten Strukturen erhalten bleiben sollen.

Nicht nur für Autofahrer ist der Schlossberg nun nicht mehr wie gewohnt zu erreichen, Bauzäune versperren auch Fußgängern einen der Zuwege. Die Treppe zwischen der Stadtkirche und dem Haus Marktplatz 31 ist jedoch weiterhin geöffnet. Auch über den Schlossbergpark und den Postplatz kommen zumindest Fußgänger noch auf den Schlossberg und damit etwa zur Stadtkirche.

Die letzten Bäume sind gefällt

Dort sind inzwischen auch noch die letzten fünf der ursprünglich neun Bäume verschwunden. Bereits im Februar vergangenen Jahres waren an dieser Stelle vier Bäume der Säge zum Opfer gefallen. Die Apfeldorne hatten in Vorbereitung auf die Grabungen, die jetzt mit ordentlich Verspätung beginnen, gefällt werden müssen. Als Grund dafür nennt die Stadtverwaltung, dass „das Landesamt für Denkmalpflege eine Untersuchung der gesamten Fläche im Bereich von Südflügel und Schlosskeller verlangt“. Noch im Frühjahr 2023 war eigentlich geplant gewesen, die Bäume zu erhalten. Die Stadt rechtfertigt die Fällungen nun auch damit, dass die mehr als 30 Jahre alten Bäume schon am Ende ihres Lebenszyklus gewesen seien und in absehbarer Zeit wahrscheinlich sowieso hätten gefällt werden müssen.

Die drei Linden direkt an der Stadtkirche sind im Übrigen nicht betroffen. Sie bleiben stehen. Die Stadt betont, man werde sich bemühen, in der weiteren Planung der Schlossberg-Bebauung auf klimaangepasste Pflanzen zu setzen.

Schlosskeller soll in Neubau einbezogen werden

Das Landesamt für Denkmalpflege erwartet sich durch die Grabungen einen Einblick in die „prominente Keimzelle der späteren Stadt Böblingen“, wie es in einer Erklärung der Stadt Böblingen heißt. Deren Geschichte habe vermutlich spätestens im elften bis zwölften Jahrhundert mit dem Bau einer ersten Burg begonnen, möglicherweise aber auch früher, worauf einige wenige Scherben früh- bis hochmittelalterlicher Keramik hindeuten könnten.

Auch der Schlosskeller soll dokumentiert und dreidimensional vermessen werden, um seine Baugeschichte besser zu verstehen. Außerdem könne so untersucht werden, ob und wie der Keller in eine potenzielle Bebauung des Schlossberg-Plateaus einbezogen werden könne.

Die Stadt und das Landesamt für Denkmalpflege geben an, über die Fortschritte der monatelangen Grabung mit regelmäßigen Veranstaltungen informieren zu wollen. Diese würden unter anderem auf der Webseite des Projekts (www.schlossberg-bb.de) angekündigt.