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Bahn verweist auf Ausschreibungs-Probleme - Vorstand hält sich bei Kostenfrage bedeckt.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn (DB) ringt mit dem Bund nach wie vor darum, wer die 865 Millionen Euro Mehrkosten für die ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm übernimmt. Der Schienenweg, der an das Projekt Stuttgart 21 anschließt, soll sich laut Bahn-Berechnung von Juli von 2,025 auf 2,89 Milliarden Euro verteuern. Unabhängig davon erwartet Bahn-Technikvorstand Volker Kefer vom Eisenbahn-Bundesamt (Eba) bis Jahresende eine "Baufreigabe in finanzieller Hinsicht".

Die Bahn-Aufsichtsbehörde Eba hatte dem Unternehmen im September untersagt, mit dem Bau des Bossler- und Steinbühltunnels zu beginnen, weil Unterlagen zur neuen Kostenkalkulation dieser Tunnel fehlen. Das Eba überwacht technische und finanzielle Rahmenbedingungen im Bahnbau. "Das ist ein Innehalten, bis ein formaler Akt erfolgt ist", erläuterte Kefer am Freitag das Prozedere. Kefer trat damit dem in dieser Woche verbreiteten Eindruck, es gebe grundsätzliche Schwierigkeiten, entgegen. "Wir müssen nachweisen, wie wir kalkuliert haben." Das werde bis Jahresende dauern, dann bekomme man die Baufreigabe.

Die Projektgegner mutmaßen, dass die Bahn die "wahren Kosten" des Baus verschweige. Bereits 2002 habe sie, wie jetzt bekannt wurde, intern mit 2,884 Milliarden Euro gerechnet, so der Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Hermann. Genannt wurden nur 2,025 Milliarden. Hermann: "Die Bahn täuscht den Eigentümer Bund."

Kefer machte am Freitag auf mehrfache Nachfrage keine Aussage darüber, wer die Mehrkosten bezahle. "Wir streiten nicht", sagte er. Es gehe mit dem Bund "um die Frage, wie wir insgesamt die Finanzierung aufsetzen".

Deutlich verärgert zeigten sich die Tiefbahnhof-Gegner, aber auch Schlichter Heiner Geißler darüber, dass die Bahn Papiere zur Geologie und zu Bauwerken nur in einem "Datenraum" in Frankfurt einsehen lassen will. Notizen seien verboten, sagte die Vorsitzende des Umweltschutzbunds, Brigitte Dahlbender. Die Bahn nehme die Schlichtung "nicht ernst" und sei weit davon entfernt, "alle Fakten auf den Tisch zu legen". Architekt Peter Conradi sah das Gremium von der Bahn "düpiert".

Kefer reagierte: "Ich lasse Notizen hiermit zu." Die Bahn müsse das Projekt mit Blick auf Ausschreibungen "schützen", bat er um Verständnis. Bei Geißler fand er es nicht. "Damit das klar ist, hier wird geredet, nicht in Frankfurt! Sie müssen Abschied nehmen von Ihrer Geheimkammer. Ein Geheimnis zur Geologie ist inakzeptabel. Hier sind Risiken vorhanden, die wollen wir erörtern, die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf", lautete seine Standpauke. Wenn das nicht begriffen werde, könne man die Schlichtung "zur Mittagspause beenden".