Eigentlich wollte Alois Schenk-Ziegler gar nicht nach Stuttgart. Foto: Judith A. Sägesser

Porträt der Woche: Alois Schenk-Ziegler verlässt seine eine Heimat für die andere. 17 Jahre lang war der aus der Gegend um Heilbronn stammende Priester in den Kirchengemeinden von Hohenheim und Degerloch tätig.

Filder - Der Pfarrer verlässt einen Ort, an den er ursprünglich gar nicht wollte. „Ich musste mich erst mal mit dem Gedanken anfreunden“, sagt Alois Schenk-Ziegler. „Ich war am Anfang nicht besonders begeistert.“ So schlecht kann es in Hohenheim dann aber nicht gewesen sein, der Pfarrer ist 17 Jahre geblieben. Doch vorher hätte er lieber einen Job daheim bekommen. Daheim ist die Gegend rund um Heilbronn.

„Wenn ich noch mal wechseln will, muss ich es jetzt tun“

Wen wundert es da, dass sich Schenk-Ziegler nach all den Jahren auf den Fildern seinen Wunsch doch erfüllt. Anfang Oktober übernimmt er eine Pfarrstelle im Leintal im Landkreis Heilbronn. Gestern hat er sich von seiner Kirchengemeinde in Degerloch verabschiedet, am nächsten Sonntag sagt er den Hohenheimer Katholiken Lebewohl. „Es ist höchste Zeit“, sagt der 59-jährige Priester. „Wenn ich noch mal wechseln will, muss ich es jetzt tun.“

Er hat bisher in Birkach gewohnt, gleich unterhalb der katholischen Kirche, die vermutlich aus Spargründen abgerissen wird. Alois Schenk-Ziegler wird es als Pfarrer nicht mehr erleben. Die Leute hier werden ihm fehlen, sagt er. Es seien feine Menschen. Die Gemeinde ist ihm zur Heimat geworden, zur zweiten Heimat. Denn Alois Schenk-Ziegler ist all die Jahre zwischen Hohenheim und Heilbronn gependelt. Am Sonntag nach dem Gottesdienst ist er ins Auto gestiegen und am Montag wieder nach Stuttgart zurückgedüst. Deshalb war der Montag sein freier Tag.

Pendeln zwischen Hohenheim und Degerloch

Im Landkreis Heilbronn leben seine Geschwister und seine Mutter. Die 91-jährige Frau ist im Pflegeheim, er besucht sie, so oft es geht, sagt er. Sie ist seine leibliche Mutter, aber er hat noch eine Ziehmutter. Er ist der Älteste von vieren, und als er drei Jahre alt war, wurde seine Mutter krank. Der Bub war in der Zeit bei Tante und Onkel – und ist geblieben. Seine leibliche Mutter heißt Schenk, seine andere Ziegler. So kam der katholische Priester zum Doppelnamen.

Zweimal Heimat, zwei Mütter, zwei Nachnamen, da passt es gut, dass Alois Schenk-Ziegler zuletzt zwischen zwei Kirchengemeinden gependelt ist, zwischen Hohenheim und Degerloch. Für ihn bedeutete das vor allem mehr Arbeit. Er versucht, es sich leichter zu machen. „Seit Degerloch dabei ist, sind zum Beispiel Taufgespräche mit einzelnen Eltern kaum mehr möglich“, sagt er. Also bündelte er. So wurden aus Taufen Gruppentaufen.

„Der Dienst hat sich verändert“, sagt Alois Schenk-Ziegler. Er rackert und rackert und rackert. „Aber was bringt das denn?“ Er habe viel zu wenig Zeit für Besinnung und damit für das Wesentliche. Es gab Momente, in denen Alois Schenk-Ziegler deshalb ins Zweifeln kam. Doch er weiß, dass dieser Weg seiner ist. Und das nicht erst seit gestern.

Priesterweihe bereits mit 26 Jahren

Im Alter von 26 Jahren ist Alois Schenk-Ziegler in Weingarten zum Priester geweiht worden. „Ich war also relativ jung“, sagt er. „Ich habe darin eine Aufgabe gesehen.“ Berufung will er es trotzdem nicht nennen, „das finde ich arg geschwollen“. Jung hin oder her, Alois Schenk-Ziegler sagt, dass er nie groß gehadert habe, mit dem einsamen, zölibatären Priesterleben. „Ich bin in das Single-Dasein reingewachsen“, sagt er. Nur nach unterhaltsamen Ausflügen mit vielen Menschen sei es im ersten Augenblick seltsam, heim ins stille Kämmerlein zu kommen.

Vielleicht wird es etwas lebhafter im Leben des 59-jährigen Pfarrers, wenn er jetzt in seine andere Heimat zurückkehrt. Eben wegen seiner Familie, aber auch wegen des Jobs. Im Leintal gibt es nämlich auch genug Arbeit. Dort hat Alois Schenk-Ziegler drei Gemeinden. Ganz ehrlich? Zum roten Faden hätten zwei besser gepasst.