Huub Stevens (li.) und Christian Streich freuen sich aufs Baden-Württemberg-Derby Foto: dpa

Beim Sportclub herrscht vor dem Derby gegen den VfB Stuttgart heile Welt. Die Staatsbrauerei Rothaus will sich am Bau des neuen Stadions beteiligen.

Freiburg - Dichter Nebel umhüllte die Dreisam am Donnerstagmittag. Die Sonne tat sich schwer in Freiburg, einen Tag vor dem Derby gegen den VfB Stuttgart (20.30 Uhr/Sky). Auch Christian Streichs Miene mochte sich kaum aufhellen, hatte sein Tag doch mit einer schlechten Nachricht begonnen. Der 20-jährige Angreifer Maximilian Philipp, gerade erst von einer Knöchelverletzung genesen, erlitt am Mittwoch im Training einen Muskelfaserriss im Oberschenkel. „Das ist schade. Er wäre eine Überlegung wert gewesen für Freitag“, sagte Streich.

Es sind Probleme dieser Art, mit denen sich der SC-Trainer herumplagt. Verglichen mit den Stuttgarter Trainerbeben zu Wochenbeginn herrscht im Breisgau Ruhe. Die Freiburger haben sich wieder gefangen in der Liga. Selbst nach dem ärgerlichen 2:2 in Mainz, wo der Sportclub kurz vor Ende eine Führung verspielte (und das zum dritten Mal in dieser Saison), blieb Streich gelassen. „Ich will nicht motzen. Wir hatten eine ordentliche Stabilität und haben gut nach hinten gearbeitet“, sagte der 49-Jährige.

Bis zum neunten Spieltag versuchte der SC vergeblich, diese Stabilität in sein Spiel zu bekommen. Die Mannschaft zeigte ansehnlichen Fußball. Auch die taktische Integration der Neuzugänge verlief gut. Besonders in der Innenverteidigung blieb die befürchtete Lücke nach dem Wechsel von Weltmeister Matthias Ginter zu Borussia Dortmund aus. U-19-Europameister Marc-Oliver Kempf, der Serbe Stefan Mitrovic und der Ex-Kaiserslauterer Marc Torrejón verliehen der SC-Defensive Stabilität. Aber vorne haperte es, auch weil der Schweizer WM-Teilnehmer Admir Mehmedi in einem Formtief steckte. Der Tiefpunkt war das 0:2 in Augsburg, wo Freiburg erschreckend harmlos spielte.

Erst eine selbst verordnete Dosis Defensivbewusstsein brachte die Wende. Statt die Gegner früh anzulaufen, stehen die Freiburger jetzt tiefer und suchen den Torerfolg über Tempogegenstöße. Seitdem läuft es. Zu Hause besiegte der SC zuletzt Schalke mit 2:0. Dazu erhielten eigentlich gesetzte Spieler wie Kapitän Julian Schuster oder Oliver Sorg eine Pause. Bei dem einen oder anderen Akteur war Streich auch mit der körperlichen Präsenz unzufrieden. Doch jetzt, sagt Streich, „sind wir körperlich da“.

Es ist vielleicht die spannendste Erstligaspielzeit, die Freiburg zurzeit erlebt, nicht nur aus sportlicher Sicht. Am 1. Februar dürfen die Freiburger Bürger darüber abstimmen, ob der SC mit Hilfe der Stadt ein neues Stadion für 35 000 Zuschauer bauen soll. Während der SC die reinen Stadionkosten in Höhe von 70 Millionen Euro stemmen will und dafür 15 bis 20 Millionen Euro Eigenkapital einbringt, soll die Stadt die Infrastruktur in Höhe von 38 Millionen Euro bezahlen. Längst scheint klar, dass die Kosten das Zünglein an der Waage sein werden, ob die Bürger mit Ja oder Nein stimmen.

„Wir werden am 1. Februar jede Stimme brauchen“, sagt der SC-Vorsitzende Fritz Keller. Immerhin kann der Club auf finanzielle Unterstützung aus dem Hochschwarzwald setzen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, will die Badische Staatsbrauerei Rothaus – schon jetzt langjähriger Sponsor – als Mitinvestor eine stille Beteiligung in Höhe von 12,78 Millionen Euro in das Stadionprojekt einbringen.

Namensrechte am neuen Stadion erwirbt die Brauerei dadurch nicht. „Das wäre für uns als regionale Brauerei eine Nummer zu groß“, sagte Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Brauerei. Dazu hofft der Verein auf einen Landeszuschuss. Erwartet werden in Freiburg mindestens elf Millionen Euro, die auch Zweiligist Karlsruhe für seinen Neubau vom Land erhält. Zumal der SC in sein neues Stadion auch eine Mensa für die Studenten einer nahe gelegenen Fakultät bauen möchte.