Sarah Wegener Foto: privat

Bei der Hugo-Wolf-Akademie hat die Sopranistin Sarah Wegener gemeinsam mit dem Pianisten Götz Payer einen umjubelten Liederabend gegeben

Das ist sympathisch: wenn sich eine Künstlerin sichtbar über den stürmischen Applaus freuen kann, der ihr entgegen prasselt. Die Sopranistin Sarah Wegener, die jetzt ein Liedrecital im gut gefüllten Konzertsaal der Stuttgarter Musikhochschule, ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte, gab, lachte sogar herzlich vor Freude. So wie sie auch in ihrem Programm mit Emotionen sehr direkt und wahrhaftig umgegangen war.

Als exzellente Gestalterin stellt Sarah Wegener jedes Lied als ein besonderes Ereignis dar. Immer wieder aufs Neue nutzt sie die kurze Pause davor, um sich innerlich umzustellen auf eine andere, taufrische Stimmung. Der Bogen, den sie an diesem Abend gemeinsam mit dem Pianisten Götz Payer spannt, ist weit und dramaturgisch wirkungsvoll – von introvertierteren Brahms- und Schubertliedern über die nordische Melancholie eines Grieg und Sibelius und den britischen Impressionismus von Rebecca Clarke und Frank Bridge bis zum prall dröhnenden Richard Strauss.

Feine Farben auch in der Höhe

Die Kunst des Liedgesangs lebt ja von den feinen Farben, die die Gefühle durchdringen und sie plastisch werden lassen. In Brahms’ „Da unten im Tale“ etwa gelingt es Wegener, die traurig-naive Ebene von Text und Musik mit jener Skepsis zu durchwirken, die selbst auf einen fröhlichen Schlager dunkle Schatten werfen würde. Da bräuchte sie gar nicht die Augenbrauen zusammenzuziehen, um dieses „Und i kann dir’s net sagen, I hab’ di so lieb“ als ein von Anfang an ungeheuer aussichtsloses Unterfangen hörbar zu machen.

Der Stimmumfang der Sängerin ist groß, sogar in der treffsicheren Höhe stehen ihr eine Menge Farben zur Verfügung – auch jene der tonlosen Bleiche, mit denen sie in „Solveigs Lied“ von Grieg dem ausharrenden Warten auf den Geliebten Resignation beimischt. Geschickt setzt sie in den erzählenden Nummern wie Schuberts grausiger Mord-Ballade „Der Zwerg“ die unterschiedlichen hellen und dunklen Registerfarben ein.

Dabei kann sie stets auf Götz Payer bauen, der am Flügel mit plastisch-malerischem und sinfonischem Zugriff für die nötige Klangkulisse und psychologische Erdung sorgt – bis zu den gleißenden Zwischentönen, die Meer und Traum in Rebekka Clarkes „Seehundmann“ oder in Strauss’ „An die Nacht“ zusammenbringen, wo Wegener noch einmal alle Farben euphorisch strömen lässt: als eine Künstlerin, die sich für ihr Publikum verbrennt.