Der Architekt Frank-Ulrich Dollmann bewertet die Alternativvorschläge der Bürgerinitiative – allerdings nicht zu deren Zufriedenheit. Foto: Benjamin Schieler

Bei einer Info-Veranstaltung zur Sanierung des Wagenburg-Gymnasiums und dem geplanten Interimsquartier sind sich Stadt und Anwohner nicht näher gekommen. Die Verwaltung favorisiert eine Containerlösung, die Anwohner lehnen das ab.

Stuttgart - Das Wagenburg-Gymnasium soll von 2015 an umfassend saniert werden. Für eine Zeit von voraussichtlich zweieinhalb Jahren müssen Klassen ausgelagert werden. Das Schulverwaltungsamt plant mit Containern auf der Grünanlage des benachbarten Wagenburgplatzes, bei Anwohnern stößt das auf Widerstand. Eine Informationsveranstaltung sollte nun der Befriedung dienen, doch die Fronten bleiben verhärtet.

Das Wagenburg-Gymnasium ist in die Jahre gekommen. Im Herbst feiert es seinen 100. Geburtstag. Nun müssen unter anderem rund 6000 Quadratmeter Deckenflächen erneuert, der Brandschutz aktuellen Richtlinien angepasst und naturwissenschaftliche und technische Räume zukunftsfähig gemacht werden.

Mehr als fünf Jahre Bauzeit sind unzumutbar

Die von der Stadtverwaltung und dem Architekten Frank-Ulrich Dollmann favorisierte Planung sieht eine Sanierungszeit von zweieinhalb Jahren vor, verlangt aber die Auslagerung von 14 Klassenzimmern in ein möglichst schulnahes Provisorium. „Durch unser vielfältiges Bildungsangebot haben wir große Stundenplanzwänge“, sagt die Schulleiterin Petra Wagner. Weite Wege für Lehrer und Gymnasiasten zwischen Hauptgebäude und Provisorium müssten deshalb vermieden werden. Die ursprüngliche Lösung mit Containern auf dem Schulhof haben die Planer praktisch verworfen – vor allem, weil die Variante eine Bauzeit von fünf bis sechs Jahren nach sich gezogen hätte. „Das ist mehr als ein halbes Schülerleben und daher unzumutbar“, sagt Wagner.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Freunde des Wagenburgplatzes“ widersprechen dem nicht. Sie wehren sich aber gegen die Container in ihrem Naherholungsgebiet, die laut Planungen eine Fläche von 800 Quadratmetern einnehmen sollen. „Vom Park bleibt dann nichts mehr übrig“, sagt Philipp Späth, einer der Anwohner. Die Initiative, die inzwischen annähernd 600 Unterstützer hat, nennt sechs Alternativstandorte in der Umgebung, die für Bürger und Schüler gleichermaßen vertretbar seien. Die Container könnten demnach auf einem der zwei Schulhöfe, auf Parkplätzen an der Fraas- und der Gerokstraße, auf dem Bolzplatz des Werkstatthauses oder auf einer als Hundewiese genutzten Randfläche des Wagenburgplatzes unterkommen.

Schulverwaltungsamt hat Anwohner-Vorschläge geprüft

Stadtverwaltung und Architekt halten diese Lösungen aber für ungeeignet. Frank-Ulrich Dollmann verwies auf baurechtliche und wirtschaftliche Gründe, zudem würden Platzprobleme und logistische Gründe gegen die Alternativen sprechen. Die Planer wollen die Schüler nicht auf mehrere Provisorien zu verteilen. Einige Anwohner bezeichneten die Ausführungen des Architekten als einseitig, mögliche Vorteile seien gar nicht berücksichtigt worden. „Sie präsentieren uns hier heute ein Ergebnis nach dem Friss-oder-stirb-Prinzip“, sagte Philipp Späth – ein Vorwurf, den der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamtes, Roland Steiner, nicht gelten lassen wollte. „Wir haben uns mit Ihren Vorschlägen beschäftigt, und zwar nicht oberflächlich.“

Aus dem Publikum kamen auch neue Alternativvorschläge. Ein Anwohner machte sich für die leer stehenden ehemaligen Studios des Südwestrundfunks im Park der Villa Berg stark. Die stellvertretende Grünen-Bezirksbeirätin Ingrid Schwerdtfeger bat Steiner nachdrücklich zu prüfen, ob nicht zum Beispiel in freien Räumen der Ameisenbergschule Unterricht stattfinden könnte.

Der sagte dies zu, wirkte dabei aber alles andere als zuversichtlich. Um Missverständnissen entgegenzutreten, stellte Steiner aber eine Sache klar: Entschieden ist bei dem Projekt noch nichts. Der Gemeinderat der Stadt wird sich frühestens im Herbst mit der Sache beschäftigen, der Bezirksbeirat Ost bereits wieder in seiner nächsten öffentlichen Sitzung am 25. Juni.