Ute und Rudolf Scharpff – welche Kunstwerke im Kunstmuseum ausgestellt werden, sehen Sie in unserer Bildergalerie. Foto: dpa

Ein Panorama internationaler Gegenwartskunst bietet von diesem Samstag an das Kunstmuseum Stuttgart. Das Stuttgarter Sammlerpaar Ute und Rudolf Scharpff macht die Schau möglich. „Cool Place“ lockt mit Werken von Kunstmarktstars wie Jeff Koons, Neo Rauch oder Daniel Richter.

Stuttgart - Ein Panorama internationaler Gegenwartskunst bietet von diesem Samstag an das Kunstmuseum Stuttgart. Das Stuttgarter Sammlerpaar Ute und Rudolf Scharpff macht die Schau möglich. „Cool Place“ lockt mit Werken von Kunstmarktstars wie Jeff Koons, Neo Rauch oder Daniel Richter.

Das Paar

Eine unbestimmte, nicht wirklich greifbare Unruhe bestimmt sie beide – Ute und Rudolf Scharpff. Ob auf offizieller Bühne oder im kleinen Kreis – immer scheinen sie auf der Suche, betont kritisch und in eigener Ernsthaftigkeit. Nein, darstellen will dieses Paar nichts, es will etwas bewegen. Für die Kunst, aber auch und verstärkt, seit sie 2003 mit der von Gudrun Inboden für die Staatsgalerie Stuttgart erarbeiteten Präsentation „Heißkalt“ erstmals ein aktuelles Best-of zeigen konnten, in Stuttgart.

Die Kunst

„Die Kunst“, schreiben Ute und Rudolf Scharpff in ihrer 2004 veröffentlichten Sammlerautobiografie „Der Mann mit der Postkarte“ (Verlag Hatje Cantz), „ist das größte Abenteuer, verlangt den größten Spürsinn, den engsten Kontakt mit den Produzenten, die sorgfältigste Abwägung.“ Folgerichtig heißt seinerzeit das Fazit der Beschäftigung mit Kunst: „Sammeln ist uns eine Existenzform geworden.“

Die Künstler

Mit Werken des Hamburger Realisten Horst Janssen beginnt die Folge von Begeisterung, Brüchen, Neuansätzen und konsequenter Begleitung, die kennzeichnend ist für Ute und Rudolf Scharpff. Der Stuttgarter Galerist Hans Jürgen Müller, betont Rudolf Scharpff als Gast bei „Über Kunst“, Gesprächsreihe unserer Zeitung in der Stuttgarter Galerie Klaus Gerrit Friese, habe zu Beginn der 1960er Jahre den Blick geschärft. Für Werke der Nouveaux Réalistes um Jean Tinguely (1925–1991), Daniel Spoerri und Yves Klein (1928–1962). 1973 wird das Engagement öffentlich. „Mit Kunst leben. Ausstellung aus württembergischem Privatbesitz“ nennt Uwe M. Schneede, seinerzeit Direktor des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart, die Schau. 25 Jahre später und als Direktor der Hamburger Kunsthalle setzt Schneede erneut auf die Scharpffs – vor allem auf ein Ensemble des US-amerikanischen Objektkünstlers Robert Gober.

„Man muss sich entscheiden“, sagt Rudolf Scharpff. Auch für den Bruch. 1979 geht der Nouveau-Réalisme-Block an die Kunsthalle Mannheim. Als Dauerleihgabe zunächst, dann als Ankauf.

Die Scharpffs wollen vorne sein, Anfänge erspüren, etwas mit durchsetzen. Werke der Maler Martin Kippenberger (1953–1997), Werner Büttner, Georg Herold und Albert Oehlen zunächst. Dann aber lockt das noch Ungestüme der Straße – US-amerikanische Graffiti-Kunst. Das Schwergewicht aber bildet anderes, Arbeiten späterer Stars wie Robert Gober, Jeff Koons, Mike Kelley, Christopher Wool und Cady Noland. Die Scharpffs bleiben neugierig – und entscheiden sich in den 1990er Jahren noch einmal für deutsche Malerei. Arbeiten von Franz Ackermann, dem 2002 früh verstorbenen Michel Majerus (Absolvent der Stuttgarter Akademie wie auch André Butzer) und Daniel Richter bestimmen den Kurs. Neo Rauch interessiert die Scharpffs besonders. So sehr, dass sie 2008 bei dem Leipziger Maler ein Bild in Auftrag geben, das sie der Staatsgalerie Stuttgart schenken wollen. Im Dezember 2008 wird das Großformat „Ordnungshüter“ den Freunden der Staatsgalerie übergeben. „Man muss etwas tun“, sagt Rudolf Scharpff seinerzeit, „die Museen brauchen Hilfe.“ Die Scharpffs hoffen auch auf einen Impuls für vergleichbares Bürgerengagement – vergebens.

„Cool Place“

Für die Scharpffs aber ist klar: Wir machen weiter. Vier Museen – darunter die Staatsgalerie Stuttgart und das Kunstmuseum Stuttgart – können seit 2008 die Sammlung als „offenes Depot“ nutzen. Und 40 Jahre nach dem Kunstvereins-Auftritt und zehn Jahre nach dem Staatsgalerie-Gastspiel verwandeln Ute und Rudolf Scharpff von diesem Samstag an das Kunstmuseum Stuttgart in eine erste Adresse internationaler Gegenwartskunst. „Cool Place“ heißt denn auch die Schau (bis zum 16. November, Di bis So 10 bis 18, Fr 10 bis 21 Uhr), die an diesem Freitag um 19 Uhr eröffnet wird. „Jeder muss sich doch für Kunst begeistern“, sagen Ute und Rudolf Scharpff. Ihre Konsequenz: Freitags von 18 Uhr an sowie an Samstagen und Sonntagen ermöglichen sie freien Eintritt in die Ausstellung. Zu erleben sind dort auch eher stille Aspekte der Sammlung – die Bildwelt etwa der Britin Bridget Riley.