Sami Khedira Foto: Baumann

Ex-VfB-Profi Sami Khedira über seine Rolle bei Real Madrid und das Bangen mit den Roten.

Mainz - In acht Monaten hat es Sami Khedira (23) bei Real Madrid zum angehenden Weltstar gebracht. Verehrt aber werden Künstler wie Cristiano Ronaldo. "Ich stehe für ehrliche, harte Arbeit. Da muss ich auch mit Kritik rechnen", sagt der Organisator des königlichen Spiels.

Herr Khedira, vermissen Sie die Heimat?

Ich habe mich in Madrid so gut eingelebt, dass mein Heimweh immer geringer wird. Trotzdem ist es schön, wenn ich Menschen um mich herum habe, die Deutsch sprechen.

Macht Ihr Spanisch Fortschritte?

Mir macht es wirklich Spaß, Spanisch zu sprechen. Seit ich in Madrid bin, habe ich an freien Tagen immer vier bis sechs Stunden Spanisch gelernt und gesprochen. Ich habe ein ganz gutes Niveau erreicht.

Warum war es Ihnen von Anfang an so wichtig, die Sprache umfassend zu lernen?

Die Sprache gibt mir das Gefühl, leichter akzeptiert und integriert zu sein. Und ich will den Menschen in dem Land, in dem ich mein Geld verdiene, zeigen: Ich interessiere mich für euch und für euer Leben. Die Sprache erweitert den Horizont und öffnet neue Türen.

Wie hat Sie der Wechsel zu Real als Fußballer verändert und weitergebracht?

Ich würde behaupten, dass ich gewisse Dinge jetzt anders umsetzen kann als früher. Unser Trainer José Mourinho legt Wert darauf, dass ich als Sechser der Stabilisator bin. Ich habe schon das Gefühl, dass ich für das Gleichgewicht der Mannschaft wichtig bin, dass ich sie führen kann.

Was meinen Sie konkret?

Von der Balleroberung bis zum Torschuss hast du sieben bis zehn Sekunden Zeit, da muss der öffnende Pass sitzen. Und wenn wir führen, wollen wir kein Gegentor mehr bekommen. Dann kann es sein, dass ich gar nicht mehr nach vorn gehe. Ich spiele jetzt viel bewusster, vom Kopf geprägt. Ich soll Intelligenz in unser Spiel bringen.

"Ich schaue immer den VfB"

Die Fans und die Medien danken Ihnen das weniger. Nur die Torschützen bekommen die große Anerkennung und Wertschätzung.

(Verdreht die Augen) Ich stehe mehr für Arbeit, Mesut (Özil, Anm. d. Red.) für die genialen Momente im Spiel nach vorn. Damit muss ich leben, ich muss mit Kritik rechnen.

Im Nationalteam waren Sie vor kurzem ein Talent. Jetzt sind Sie ein Star, doch in Schürrle, Bender oder Götze drängt die nächste Generation schon nach. Wie erleben Sie die Jungen?

Ich sehe mich ja selbst noch als Neuling, auch wenn mir eine andere Rolle zugeschrieben wird. Es ist großartig, wenn so schnell neue Jungs nachrücken. Sie haben Qualität und sind klar im Kopf. Heute werden Fußballer früh in die Verantwortung gedrängt, im Leben und auf dem Platz.

Leiden Sie derzeit eigentlich mit dem VfB?

Ja klar. Mein Vater ist ja im Verein, mein Bruder spielt in der Jugend. Ich kann die Bundesligaspiele live in Madrid verfolgen. Wenn ich Fernsehen schaue, dann nie die Konferenz, sondern immer den VfB.

Was empfinden Sie dann dabei?

Es sah sehr düster aus um den VfB, da habe ich mir wirklich Sorgen gemacht. Ich weiß ja, wie die Menschen in der Region denken und fühlen. Bei einem Abstieg bricht vieles zusammen, dann fehlt es auch der Jugend an Ansporn und Ehrgeiz. Deshalb nimmt mich die Situation schon mit.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Ich habe mich gleich bei Christian Träsch erkundigt. Er hat mir versichert, dass die Mannschaft sehr gut arbeitet. Es ist jetzt auch eine mannschaftliche Geschlossenheit zu sehen. Das gibt mir Ruhe und die Überzeugung, dass es der VfB schaffen kann.