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Wenn der Gewerbepark Eichenwald erweitert wird, gibt es für die Anlage in Sachsenheim keine Zukunft.

Sachsenheim - Im vorigen Jahr hat der Windhunde-Rennsportverein Solitude Sachsenheim sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Zu einem weiteren Jubiläum kommt es wohl nicht. Durch die geplante Erweiterung des Gewerbeparks Eichenwald steht der Verein vor dem Aus, weil es kein Ersatzgrundstück gibt.

„Die sehen nur ihre Euros“, sagt Helmut Rischer, Vorsitzender des Windhund-Rennsportvereins Solitude enttäuscht in Richtung der Rathäuser von Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim, Sersheim und Oberriexingen. Die vier Kommunen erschließen seit rund sechs Jahren den Gewerbepark Eichwald. Das Gebiet liegt zwischen Sachsenheim und Sersheim und ist insgesamt 99 Hektar groß. 62 Hektar dieser riesigen Fläche hat der für die Erschließung und Vermarktung gegründete Zweckverband bereits an Interessenten wie Porsche oder die Spedition Winkels gebracht. Diese Firmen zahlen Millionensummen an Gewerbesteuer in die Kassen der beteiligten Städte und Gemeinden. Dies weisen deren Haushalte aus.

Hilfe bei der Suche nach Ersatzgelände kann Verein nicht erwarten

Kein Wunder, dass die Mitglieder des Zweckverbands so schnell wie möglich, die zweite, 28 Hektar große Tranche des Gewerbegebiets erschließen wollen. Auch dafür, so heißt es aus dem Sachsenheimer Rathaus gebe es bereits Interessenten. In Sachsenheim ist der Sitz des Zweckverbands.

Hier kommt wieder Helmut Rischer ins Spiel. Der Stuttgarter und die anderen Mitglieder des Vereins müssen befürchten, dass die Tage der Rennbahn vor den Toren Sachsenheims gezählt sind, denn das Rennoval mit den Ausmaßen von 120 auf 60 Meter liegt mitten in der Erweiterungsfläche des Gewerbeparks. Hilfe bei der Suche nach einem Ersatzgelände kann der Verein nicht erwarten. „Wir können dem Verein keine Zukunft bieten“, stellte der Vorsitzende des Zweckverbands, der Sachsenheimer Bürgermeister Horst Fiedler, bei der jüngsten Verbandsversammlung fest. Dort verwies er auch darauf, dass den Rennbahnbetreibern kurzfristig gekündigt werden kann und dass die Verantwortlichen bereits seit zwei Jahren über die Planungen ständig informiert werden.

„Wenn’s so kommt wie geplant, ist der Hunderennsport in der Region Stuttgart am Ende“, bedauert Rischer, denn in Sachsenheim befindet sich die einzige Bahn der Region. Ein Ersatzgelände zu finden, sei nur die halbe Miete. Der Verein mit seinen rund 100 Mitgliedern habe nicht die nötigen Mittel, um eine neue Rennbahn zu bauen. „Ein hoher sechsstelliger Betrag lässt sich durch zwei Veranstaltungen im Jahr und durch die Beiträge der Mitglieder nicht erwirtschaften“, beschreibt der Vereinsvorsitzende die finanzielle Situation der Hundesportler.

„Hier rannten schon die bekanntesten Windhunde der Welt“

„Was die vorhaben, ist ein schwerer Schlag für den Hunderennsport“, kritisiert Diotima Schäfer den Zweckverband und die Kommunen, die dahinterstehen. Die 78-Jährige ist so etwas wie die Grande Dame des Hunderennsports in Baden-Württemberg und seit vielen Jahren Vorsitzende des Landesverbands. Für sie gilt der Sachsenheim-Ring nicht als x-beliebige Hunderennbahn, sondern als die Nummer eins in Europa. „Hier rannten schon die bekanntesten Windhunde der Welt um die Wette“, erinnert Schäfer an die Weltmeisterschaften in diesem Genre, die der Verein 2002 ausgetragen hat. Und noch etwas kommt der Landesvorsitzenden in den Sinn, wenn sie an das mögliche Ende der Rennbahn und des Vereins denkt. „Vor 50 Jahren haben viele Mitglieder ihre letzte Mark gespendet, um die Bahn bauen zu können, und jetzt soll alles zu Ende sein“, sinniert Schäfer.

Was Rischer und Schäfer bleibt, ist ein kleiner Funken Hoffnung. Ihn halten die Naturschützer am glimmen, denn sie haben ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es um die Erweiterung des Gewerbegebiets geht. Die Fläche grenzt an das Naturdenkmal Alte Landebahn. Die Reste eines Militärflugplatzes aus dem Zweiten Weltkrieg sind heute ein Refugium für seltene Tiere und Pflanzen.

Steffen Schurr vom Zweckverband macht dem Verein und seinen Vertretern allerdings wenig Hoffnung. Es werde sicher Auflagen des Naturschutzes geben. Der Zweckverband sei allerdings zuversichtlich, dass diese erfüllt werden könnten. Bereits jetzt steht fest, dass die Erweiterungsfläche einen gehörigen Abstand von dem Naturdenkmal halten wird. Und was sonst an seltenen Tieren und Pflanzen in dem Gelände vorkommt, werde in den nächsten Monaten gründlich untersucht. Im Zweckverband ist man zuversichtlich, dass diese Aufgabe rasch erledigt wird und im Juli bereits der Bebauungsplan in Angriff genommen werden kann.

Auffällig ist, dass der Eichwald erfolgreicher und schneller aufgesiedelt wurde als andere große Gewerbegebiete in der Region. Schurr führt diese Entwicklung auf das Interesse von großen Firmen an den Flächen zurück. Und nicht zuletzt sei das Gewerbegebiet über eine Umgehungsstraße gut an die Autobahn angeschlossen.