Wann sie sich das nächste mal zum S21-Gespräch treffen, steht noch in den Sternen: OB Wolfgang Schuster (li.) und Grünen-Chef im Gemeinderat Werner Wölfle Foto: dpa

S21-Gegner und Befürworter streben ein zweites Treffen an. Die Frage ist, wann.

Stuttgart - Beim ersten Sondierungsgespräch haben Gegner und Befürworter des Bahnprojekts Stuttgart 21 ein zweites Treffen ins Auge gefasst. Doch schon die Uneinigkeit über den nächsten Termin zeigt, wie groß die Differenzen auch nach dem Treffen am Freitag im Haus der Katholischen Kirche geblieben sind.

Geblendet vom Sonnenlicht, spricht Werner Wölfle kurz vor halb zehn Uhr in die Kameras und Mikrofone, die nah an den Fraktionsvorsitzenden der Grünen herangerückt sind. "Erfolgreich wäre das Gespräch, wenn wir innehalten könnten und sich die Situation in der Stadt dadurch entspannt."

Fast drei Stunden später wird Wölfle nicht wesentlich mehr sagen. "Wir haben unterstrichen, dass vollständige Informationen nötig sind, um die Emotionalität zu senken", fasst er zusammen, was ihm als Stadtrat wichtig ist. Doch während Wölfle wenigstens einen gebremsten Optimismus an den Tag legt, konstatiert Gangolf Stocker vom Aktionsbündnis der S-21-Gegner nüchtern: "Man kann nicht sagen, dass sich die Gegenseite groß bewegt hätte." Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi benennt die nach wie vor strittigen Punkte, "der Abriss der Seitenflügel und die Bäume im Park".

Die Frage ist der Zeitpunkt

Denn die Gegner des Bahnhofsprojekts, die an Dekan Michael Brocks linker Seite Platz genommen haben, erwarten ein klares Signal von der Bahn. "Es gibt keinen günstigeren Augenblick dafür", so Wölfle, der das Wort Baustopp nicht in den Mund nimmt an diesem Morgen. Dieser Graben ist offensichtlich unüberwindbar. Bahn-Vorstand Volker Kefer sagt nach wie vor klipp und klar: "Ein Moratorium kommt für uns nicht infrage."

Es gibt jedoch andere Fragen, in denen Projektträger und Gegner näher zusammengerückt sind als je zuvor. Die Bahn will sich nochmals an den Runden Tisch setzen zu "vertiefenden Gesprächen und Dialogforen", man wolle für eine Deeskalation sorgen. Auch die Veröffentlichung eines detaillierten Bauzeitenplans wie von den Gegnern gefordert, will die Bahn nicht ausschließen - man habe, so Kefer, "das große Informationsbedürfnis in der Bevölkerung akzeptiert", zur Diskussion stehe nun, wie man dies besser befriedigen könne. Kefer erklärte sich bereit, "gemeinsam mit den Gegnern die unterschiedlichen Gutachten zu analysieren", die zum Bauprojekt vorliegen.

Dass die Rechtmäßigkeit des Bahnhofsbaus am Runden Tisch nicht mehr strittig war, hat Ministerialdirektor Bernhard Bauer vom baden-württembergischen Verkehrsministerium offenbar erleichtert. "Ich bin dankbar, dass die Zweifler den Planfeststellungsbeschluss anerkannt haben." Unisono mit OB Wolfgang Schuster betonte er aber: Das Projekt könne nicht ergebnisoffen diskutiert werden, weil es eine klare rechtliche Grundlage gebe. "Das macht die Gespräche schwieriger, aber ich bin froh, wenn wir eine Form zur Kommunakation finden und pflegen", so Schuster.

Die Frage ist der Zeitpunkt. Wölfle schlägt vor, "kommende Woche wieder zusammenzukommen, viel länger würde ich uns nicht geben wollen". Stocker sagt: "Die Projektträger müssen sagen, dass sie binnen eines Jahres nicht an den Seitenflügel oder den Park gehen, sonst sind weitere Gespräche nicht sinnvoll." Der Bahn-Vorstand will das nächste Gespräch eher "in den nächsten paar Wochen" stattfinden lassen.

Wenn es dazu kommt, steht der katholische Stadtdekan wieder zur Verfügung, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Auch das Haus der Katholischen Kirche steht für weitere Treffen wieder zur Verfügung. "Unser Haus sollte von Anfang an ein Forum für verschiedene Positionen sein, und wenn wir als Kirche wirklich präsent sein wollen in der Stadt, dann kann uns das Thema nicht gleichgültig sein", sagt Geschäftsführer Hermann Merkle. Bis dahin, kündigt Gangolf Stocker an, "werden die Proteste weitergehen".