Gärtnern wie hier im Geschwister-Scholl-Gymnasium ist en vogue. Foto: Juidth A. Sägesser

Seit einigen Jahren schon unterhält die Vogelsanggrundschule einen Garten. Die verantwortliche Klasse 3d kümmert sich wöchentlich eine Unterrichtsstunde lang darum und lernt botanische Grundlagen.

S-West - Es sind zwar Ferien, aber die kleine Lotte kommt trotzdem regelmäßig zur Vogelsangschule, weil Möhre, Kohlrabi und Bohne nämlich nicht in den Urlaub fahren. Bei der momentanen Trockenheit und Hitze verlangen sie nach Wasser, und so schleppen Lotte Kaschlik und einige weitere Helfer Gießkanne um Gießkanne zum Schulbeet. Das ganze Schuljahr über haben sie das 40 Quadratmeter große Gärtchen mit Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen gehegt, es soll jetzt nicht vertrocknen.

Seit einigen Jahren schon unterhält die Grundschule im Stuttgarter Westen einen Garten. Die verantwortliche Klasse 3d kümmert sich wöchentlich eine Unterrichtsstunde lang darum und lernt botanische Grundlagen. Auch einige Eltern engagieren sich, weil das Gartenprojekt ja nicht Teil des routinemäßigen Schulbetriebs ist.

Sein pädagogischer Nutzwert kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagt Lottes Mutter, Almut Kaschlik: „Stadtkinder wissen of gar nicht, dass Kartoffeln unter der Erde wachsen, oder wie Lein aussieht und dass man daraus früher den Stoff für Kleider gemacht hat.“ Die neunjährige Lotte schätzt auch schlicht den Nutzwert des Gärtchens: „Das Pesto von unserem Spinat war lecker!“ Es ist allerdings auch hart verdient: „Wir hatten letztes Jahr Distelplage. Es war schwer, sie aus der Erde zu ziehen, die Wurzeln sind so dick.“

Christin Möller, eine Mutter, die sich ebenfalls sehr für den Garten engagiert, sagt: „Die Kinder lernen, an einer Sache dran zu bleiben. Pflanzen kann man halt nicht mal vier Wochen in der Ecke liegen lassen. Schön ist auch, dass es dabei nicht um den Erfolg des Einzelnen geht, sondern um einen Gemeinschaftserfolg. Und ein Garten wird von allen gelobt.“

Den Impuls zum Projekt hatte Almut Kaschlik gegeben. „Ich bin in Jena zur Schule gegangen. In der DDR waren Schulgärten gang und gäbe. Bis heute kann ich Blattstände unterscheiden. Der Garten hat meine Beobachtungsgabe für die Natur geschärft.“ In der DDR war der Schulgartenunterricht von der ersten bis zur vierten Klassenstufe Pflicht. Er gehörte neben dem Werkunterricht zum Polytechnischen Unterricht. Jede Schule hatte ein paar Beete, und es gab entsprechende Lehrbücher. Die Ernte wurde entweder verrspeist oder verkauft. Die Einnahmen wanderten dann in die Klassenkasse.

Seit einigen Jahren erlebt die Schulgartenbewegung nicht bloß in der Stuttgarter Paulusstraße, sondern deutschlandweit ein Comeback. So wurde im Jahre 2002 in Fulda die Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten gegründet, die beispielsweise Fortbildungen für Lehrer anbietet. Laut einer Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft gibt es in Baden-Württemberg an fast 40 Prozent aller Schulen inzwischen einen Schulgarten. An den Waldorfschulen gehört der Gartenbau von Klasse 6 bis Klasse 8 sogar zum Pflichtstoff.