Die Gummistiefel bleiben künftig zuhause. Foto: dpa

Der Spielkreis der Rosenberg- und Gedächtniskirche schließt nach 25 Jahren. Er sollte auf eine professionelle Basis gestellt werden, doch gab es dafür nicht das nötige Geld.

Morgens haben die kleinen Besucher im Alter zwischen 20 Monaten und drei Jahren erst einmal ihre Matschhosen angezogen, um ausgiebig im Garten herumzutoben. Anschließend wurde gevespert, gebastelt und gesungen. So sah der Alltag des Spielkreises der Rosenberg- und der Gedächtniskirche dreimal pro Woche für drei Stunden aus.

Damit ist nun Schuss, der Spielkreis soll aufgelöst werden. Betroffene Eltern können diese Entscheidung nicht nachvollziehen. „Gerade für die spätere Eingewöhnung in den Kindergarten war der Spielkreis Gold wert“, sagt etwa Arlette Errington, Mutter von drei Kindern. Zwei davon haben den Spielkreis besucht, ihr jüngstes Kind sollte in diesem Jahr folgen. „Für die beiden Ältesten war das ein Schock, für sie gehört er einfach zum Großwerden dazu“, sagt Errington. „Für Eltern, die ihre Kinder nicht den ganzen Tag in eine Kita geben wollen, war der Spielkreis eine perfekte Option“, ergänzt sie. Das Angebot sei immer sehr gut angenommen worden. 15 Plätze sowie eine Warteliste habe es gegeben.

Der Spielkreis hatte schon Tradition: 25 Jahre lang haben Eltern ihre Kinder in die Obhut von Karin Restle und einer Hilfsbetreuerin gegeben. Nach dem Tod der früheren ehrenamtlichen Leiterin war die Zukunft der Gruppe bereits ungewiss. Im vergangenen Jahr übernahmen dann zeitweise Hilfskräfte und engagierte Eltern die Betreuung der Kinder. Eine Dauerlösung war das nicht.

„Wir wollten den Spielkreis organisatorisch und finanziell auf eine professionelle Schiene heben“, erklärt Astrid Riehle, die Referentin beim Stadtdekan. Das hätte unter anderem bedeutet, dass ausgebildete Erzieherinnen die Betreuung übernommen hätten und die Elternbeiträge rechtlich verankert worden wären. Vor allem wären die Kinder dann auch versichert gewesen. Bisher wurde eine Vergütungspauschale pro Kind gezahlt.

Auch baulich sollte es Veränderungen geben. Das betraf beispielsweise die sanitären Anlagen. Die Umbaukosten wurden von der Stadt auf 16 000 Euro veranschlagt. Die Gedächtniskirche ging aufgrund von Zusagen der Stadt davon aus, dass diese sich mit 75 Prozent an den baulichen Maßnahmen beteiligen würde. Die Zukunft schien gesichert, und so meldeten sich die ersten Eltern für den neu organisierten Spielkreis an. Doch am Ende wurde der städtische Zuschuss nicht genehmigt – und die Kirche lehnt es ab, die Kosten allein zu schultern.

„Das finanzielle Risiko war einfach zu groß. Wenn sich an diesen Modalitäten etwas ändern würde, hätten wir eine andere Entscheidungssituation“, sagt Achim Weiler, der Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Für ihn ist klar: „Der Träger ist die öffentliche Hand, wir als Gemeinde sind das letze Glied in der Kette.“

Eltern halten der Gemeinde jedoch vor, sich zu wenig für den Erhalt des Spielkreises eingesetzt zu haben. Carina Hoffmann, Mutter dreier Kinder, wollte beispielsweise einen Antrag bezüglich der Fortführung beim Bezirksrathaus stellen. „Ich denke, der Antrag hätte eine gute Chance gehabt, doch die Kirche ist nicht darauf eingegangen. Das Interesse war wohl nicht da“, vermutet die 32-Jährige, deren Ältester den Spielkreis besuchte. Auch Spendensammelaktionen und Eigenarbeit durch Gemeindemitglieder wurden vorgeschlagen. Doch die Kirche blieb bei ihrem Kurs. Arlette Errington glaubt nicht, dass das allein finanzielle Gründe hat. „Ich hatte den Eindruck, dass der Kirchengemeinderat etwas gegen die Fortführung des Spielkreises hat“, sagt sie. Ein Indiz dafür sei der Kinderkleidermarkt gewesen: Dort sollten laut Errington Sachen des Spielkreises verkauft werden, obwohl die Kirche dem Angebot zu dem Zeitpunkt noch eine rosige Zukunft bescheinigt hatte.

Achim Weiler vom Kirchengemeinderat weist die Vorwürfe zurück: „Wir haben möglichst viel versucht, in der kurzen Zeit, die uns blieb“, sagt er.