70 Figuren sorgen für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht. Foto: Hildebrand

Lokstoff, das Theater aus der Innenstadt, gab mit Pass-Worte ein Gastspiel im hohen Norden. Dort haben sieben Flüchtlinge ihre Geschichte erzählt und so ihren Beitrag in der Debatte über Migrations-, Asyl- und Flüchtlingspolitik geleistet.

Stuttgart - Das Theater Lokstoff ist vielen Stuttgartern durch seine Produktionen im öffentliche Raum bekannt. Sei es durch das Stück „Linie Dix“, die im Kunstmuseum beginnt und in der Stadtbahn endet. Oder durch die „Revolutionskinder“, die in der Stadt-Bibliothek aufgeführt werden. Doch nun hat es das Ensemble in den hohen Norden verschlagen. Mit einem Gastspiel der Produktion „Pass-Worte – Wie Belal nach Deutschland kam“ reiste Lokstoff nach Papenburg

Das Motto der Reise lautet „Mit Sicherheit gut ankommen“ und war auf ein sozial-kulturelles Schiffsprojekt zu Flucht und Migration gemünzt. Bei diesem Projekt nehmen mehr als 50 Kooperationspartner aus sieben Bundesländern, aber auch aus den Niederlanden und aus Dänemark teil.

3600 Kilometer, 60 Schleusen

Den Kern des Projekts bildet eine Reise von zwei Schiffen mit mehreren Stationen in Hafenstädten entlang der deutschen Nordseeküste und kreuz und quer durch Deutschland über Flüsse und Kanäle. Wenn das Ziel Berlin am nationalen Flüchtlingstag am 30. September 2017 erreicht ist, wurden mehr als 3600 Kilometer zurückgelegt und fast 60 Schleusen passiert sein. Während der 65-tägigen Reise vom Starthafen Bremen werden 25 Städte angelaufen. 70 lebensgroße Kupferfiguren des dänischen Künstlers Jens Galschiot befinden sich an Bord dieses ägyptischen Schiffes und sorgen allein durch ihre Präsenz für Irritation, Auseinandersetzung und Verständnis für eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Begleitet wird die Reise von Veranstaltungen, Ausstellungen und Aktionen rund um das Thema Flucht.

„Wir wurden eingeladen mit Pass-Worte das Schiff, die Al-hadj Djumaa, zu begleiten“, sagt die Lokstoff-Schauspielerin Kathrin Hildebrand. „Unsere sieben afghanischen jugendlichen Geflüchteten, die im Stück Pass-Worte mitspielen und deren Geschichten stellvertretend für die Geschichte des Titelhelden stehen, sind auf dieser Reise mit dabei.“ Dort haben die Sieben bis Montag ihre Geschichte erzählt und so ihren Beitrag in der Debatte über Migrations-, Asyl- und Flüchtlingspolitik geleistet. „Diese Debatte kann durch Pass-Worte hoffentlich intensiver und vorurteilsfreier geführt werden“, sagt Kathrin Hildebrand.

So oder so werden bleibende Eindrücke zurückbleiben. Vor allem für die sieben jugendlichen Schauspieler. „Für uns ist das eine ganz große Sache“, sagt etwa der 18-jährige Afghane Asef stellvertretend für seine Laien-Schauspieler-Kollegen.