Den an Demenz erkrankten Patienten im Agaplesion Bethesda Krankenhaus sollen künftig geschulte Begleiter zur Seite stehen. Foto: dpad

Die Robert-Bosch-Stiftung fördert ein bislang einmaliges Projekt im Agaplesion Bethesda Krankenhaus.

S-Mitte - Immer mehr Menschen leiden im Alter an Demenz. Weil sie bei einem Krankenhausaufenthalt oft andere Bedürfnisse als die übrigen Patienten haben, die im Agaplesion Bethesda Krankenhaus behandelt werden, wurde dort in den vergangenen Monaten ein neues Projekt auf den Weg gebracht.

Gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung, werden in der Klinik von der kommenden Woche an Begleiter für Menschen mit Demenz ausgebildet. Diese sollen künftig ehrenamtlich den betroffenen Patienten zur Seite stehen und so das Pflegepersonal entlasten. Die Schwestern und Pfleger können die zusätzlich erforderliche Betreuung von Demenz-Patienten nach den Worten von Heike Linder im normalen Klinikalltag kaum leisten.

Linder ist die Koordinatorin für Demenz und Palliativ Care. Sie hat nach einer Anregung während einer Geriatriekonferenz das Projekt gemeinsam mit dem Klinikseelsorger Burkhard Seeger entwickelt. „Wir wollen vor allen den sehr alten Menschen mit Demenz, die hier behandelt werden, eine Hilfe anbieten“, sagt Linder. An Demenz erkrankte Menschen hätten beispielsweise häufig einen größeren Bewegungsdrang und müssten begleitet werden. Aber auch wenn die Patienten einfach nur Zuspruch brauchen, weil vielleicht keine Angehörigen verfügbar sind, sollen die Begleiter hilfreich zur Seite stehen und den Klinikaufenthalt erleichtern.

„Die Begleiter sollten etwas drei Stunden pro Woche tätig sein“

Zwölf Personen aus etlichen Berufsgruppen lassen sich bei der in der kommenden Woche beginnenden Schulung zu Demenzbegleitern ausbilden. „Wir haben da wirklich einen Querschnitt der Gesellschaft“, sagt Linder. Nach der theoretischen Schulung mit zunächst 40 Stunden folgt ein praktischer Orientierungsblock, bei dem die Teilnehmer das Haus und seine Einrichtungen kennenlernen. Begleitet von erfahrenen Kräften finden danach die ersten Praxiseinsätze statt. Am Ende sollen die Demenzbegleiter dann weitgehend selbstständig arbeiten.

„Es wäre wünschenswert, wenn die Begleiter im Schnitt wöchentlich drei Stunden zur Verfügung stünden“, sagt Heike Linder. Eine Verpflichtung gibt es aber nicht. Dies geschieht aus gutem Grund, erläutert Pastor Burkhard Seeger. Die Erfahrung mit den seit mehr als einem Vierteljahrhundert ehrenamtlich tätigen Grünen Damen sowie den seit 2001 im Haus aktiven Sterbebegleitern habe gezeigt, dass es den Helfern stets ein Anliegen sei, sich zu engagieren. Schriftliche Vereinbarungen seien nicht erforderlich. Dies zeigt laut Seeger zum Beispiel die Tatsache, dass bei den Sterbebegleitern teilweise noch Helfer der ersten Stunde im Einsatz seien.

Das von der Bosch-Stiftung sowie dem Förderverein „Menschen für Bethesda“ geförderte Projekt ist auf ein Jahr befristet, soll bei Erfolg aber dauerhaft etabliert werden. Dass die Bosch-Stiftung dem vor einem Jahr gestellten Antrag auf Unterstützung zugestimmt hat, liegt nach der Einschätzung von Seeger und Linder daran, dass gerade die Arbeit mit den alten Menschen in einer Form von Lebens- und Sterbebegleitung „in dieser Form in Stuttgart bisher einmalig ist“, sagt Linder. Und sie hofft darauf, dass weitere Helfer zu den Demenzbegleitern stoßen werden.