Die Region will weitere zehn Exemplare des Problemzugs ET 430 kaufen Foto: Jan Reich

Die S-Bahn der Baureihe ET 430 wurde für das Stuttgarter System entwickelt. Bis 2016 soll es dauern, technische Probleme mit dem sogenannten Schiebetritt zu beseitigen. Doch 2017 erlischt die Zulassung für die weitere Produktion. Deshalb will die Regionalversammlung jetzt noch mehr Züge.

Die S-Bahn der Baureihe ET 430 wurde für das Stuttgarter System entwickelt. Bis 2016 soll es dauern, technische Probleme mit dem sogenannten Schiebetritt zu beseitigen. Doch 2017 erlischt die Zulassung für die weitere Produktion. Deshalb will die Regionalversammlung jetzt noch mehr Züge.

Stuttgart - Es ist die erste Bewährungsprobe für die neue Regionaldirektorin Nicola Schelling, die seit Mitte März im Amt ist. Die Regionalversammlung hat sie am Mittwoch einstimmig damit beauftragt, mit der Firma Bombardier Transportation noch diesen Sommer darüber zu verhandeln, zu welchen Konditionen zehn weitere Züge geliefert werden könnten. Die Zeit drängt: Bombardier bringt zurzeit 87 Züge der neu entwickelten Baureihe ET 430 an den Start, und diese Bestellung berechtigt die Bahn-Tochter DB Regio dazu, weitere baugleiche Fahrzeuge zu bestellen. Diese müsste die Region bezahlen. Über die Bedingungen wurde in der Sitzung geschwiegen, in der Beratungsunterlage heißt es lediglich, dass die Bestellung „in einem noch kurzen Zeitfenster von wenigen Wochen“ möglich wäre.

Regionaldirektorin Schelling fügte mündlich hinzu, dass die Zulassung für die weitere Produktion der Baureihe schon im Mai 2017 wieder erlischt. „Wenn wir zusätzliche Züge wollen, müssten die bis dahin in Betrieb genommen sein“, sagte Schelling. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass Verband Region Stuttgart wie DB Regio den zusätzlichen Bedarf an Zügen der Baureihe sehen. Die Regionalräte haben noch einige Ideen für den künftigen S-Bahn-Betrieb, und Züge unterschiedlicher Baureihen können nicht miteinander kombiniert werden.

Nicola Schelling, der seit vergangener Woche ein Angebot von Bombardier vorliegt, das offenbar nicht gut genug ist, machte Skepsis deutlich: „Mir fällt es zurzeit schwer zu glauben, dass Bombardier die Verantwortung für die Funktionsfähigkeit seiner technischen Entwicklung trägt.“ Gemeint sind die Probleme, die das kanadische Unternehmen mit seiner Lieferung hat.

Im Juli 2013 hatte die Bahn die ersten 13 Modelle wieder aus dem Verkehr gezogen, weil ein ausfahrbarer Schiebetritt zur Überbrückung des Spalts zum Bahnsteig regelmäßig klemmte und große Verspätungen ins gesamte System brachte. Bis zum Herbst 2014 sollen alle 87 bestellten Züge im Netz unterwegs sein – dabei bleibt der Schiebetritt vorerst eingefahren. Beim jüngsten S-Bahn-Gipfel musste der Deutschland-Chef von Bombardier, Hartmut Clausecker, einräumen, dass der Schiebetritt mehr oder weniger neu entwickelt werden müsse und die S-Bahn-Flotte möglicherweise erst 2016 im vertragsgemäßen Zustand sein wird. Die Regionaldirektorin kündigte am Mittwoch an, dass es auch weitere Verhandlungen über einen Schadenersatz geben werde. Bisher wurden rund 23 Millionen Euro fällig.

Nach Beratungen hinter verschlossenen Türen sagten die Fraktionen am Mittwoch nichts mehr zur Sinnhaftigkeit der Nachbestellung. Klar ist laut Nicola Schelling aber, dass die zehn Züge „für die mittelfristige Sicherung und Gestaltung des S-Bahn-Verkehrs“ nötig seien.

Zur Sicherung gehört, dass die Bahn gerne wieder Züge an einigen Endhaltestellen parken würde, die im fliegenden Wechsel mit den einfahrenden S-Bahnen starten könnten, um Zeit zu sparen. Diese Praxis gab es vor Jahren bereits, wurde aber wieder aufgegeben, weil die Züge anderswo gebraucht wurden. Außerdem gäben die zusätzlichen S-Bahnen die Möglichkeit, häufiger als jetzt drei Züge als sogenannten Langzug aneinanderzukoppeln und damit für Entspannung auf stark nachgefragten Linien wie der S 1 oder der S 2 zu sorgen. Auf diesen Linien gibt es aktuell die heftigsten Verspätungen.

Neben solchen Ideen, die den Betrieb wieder pünktlicher als in den vergangenen vier Jahren machen sollen, gibt es in der Regionalversammlung weitere Wünsche. So soll die S 2 in den nächsten fünf Jahren von Filderstadt-Bernhausen nach Neuhausen auf den Fildern verlängert werden. Für Verlängerungen braucht es in der Regel zusätzliche Züge. Außerdem wollen Regionalpolitiker aller Couleur den Viertelstundentakt ausdehnen. Aktuell gilt dieser am Nachmittag auf allen Linien bis etwa 19 Uhr. Vom Fahrplanwechsel am 15. Dezember an wird er bis gegen 19.30 Uhr ausgeweitet. Die Verkehrssprecher wie etwa Rainer Ganske (CDU) liebäugeln aber schon lange mit einer Ausweitung bis nach 20 Uhr, da viele Geschäfte erst dann ihre Pforten schließen. Nun soll es Nicola Schelling richten.