Ruud Gullit beim Handshake mit Lothar Matthäus vor dem Achtelfinale bei der WM 1990 in Italien, das Deutschland 2:1 gewann. Foto: baumann

Der Ex-Stürmerstar der niederländischen Nationalmannschaft über die Europameisterschaft.

Stuttgart - Mit den Länderspielen in der kommenden Woche beginnt der  Countdown für die Fußball-EM in  Polen und der Ukraine. Dort trifft das deutsche Nationalteam auf die Niederlande. „Deutschland ist ein Favorit auf den Titel“, sagt Ex-Stürmerstar Ruud Gullit, „für Holland wird es schwer.“

 Herr Gullit, lassen Sie uns über die Europameisterschaft reden: Die Niederlande trifft bereits in der Gruppenphase auf Deutschland, Portugal und Dänemark.
Ja, und es ist wirklich eine schwere Gruppe. Deutschland spielt zurzeit sehr gut, und gegen Portugal haben die Holländer immer ihre Probleme gehabt. Dazu kommt Dänemark als starker Außenseiter. Ich glaube, dass es für die Holländer sehr schwer wird.

Warum?
Nun, sie haben zwar im vergangenen Jahr im WM-Finale gestanden, aber die letzten Spiele waren nicht so gut. Die anderen Mannschaften wissen mittlerweile, wie sie gegen die Elftal spielen müssen.

Im defensiven Mittelfeld spielt Routinier Mark van Bommel. Ist er noch stark genug für die Nationalmannschaft?
Ich glaube schon. In seiner Rolle kann er für die Mannschaft immer noch wichtig sein.

In Deutschland wird viel über Arjen Robben und dessen Spielweise beim FC Bayern München diskutiert. Was halten Sie von ihm?
Arjen ist wirklich ein Klassespieler, sein Problem aber ist, dass er oft verletzt ist. Ich hoffe, dass damit nun endgültig Schluss ist.

Es heißt oft, er spiele zu egoistisch.
Ach, das ist eben sein Temperament – man muss ihn nehmen, wie er ist. Und überhaupt: Wenn er gut spielt und für den FC Bayern die Meisterschaft holt, sagt niemand etwas über seine Spielweise. Nur wenn es mal nicht klappt, ist er gleich wieder der Egoist.

Haben Sie eigentlich das Testspiel der Niederländer gegen Deutschland gesehen?
Ja, das habe ich – und ich muss sagen: Deutschland war sehr gut, hat gut gespielt.

Die Deutschen gewannen 3:0 – aber es war auch nur ein Freundschaftsspiel.
Oh, nein, das war nicht nur ein Freundschaftsspiel. Wenn Deutschland gegen die Niederlande spielt, hast du als Nationalspieler immer Druck. Wir sind Nachbarn, da versucht jeder zu gewinnen – und die Deutschen haben sehr überzeugend gewonnen und dabei auch sehr gut gespielt. Im Moment gibt es in Deutschland sehr viele gute junge Spieler. Und noch etwas kommt dazu.

Was denn?
Wissen Sie, während meiner aktiven Zeit haben die Deutschen mit Blick auf uns Holländer immer gesagt: Die haben ja auch die ganzen Spieler aus Surinam. Und jetzt? Jetzt haben die Deutschen Spieler mit zum Beispiel türkischen Wurzeln. Das hat sich alles ziemlich stark verändert. Vor allem spielerisch sind die jungen deutschen Spieler sehr gut.