Gekippte Fenster sind geradezu eine Einladung an Einbrecher. Foto: Sabine Schwieder

Wie leicht es Einbrecher oft haben, in fremde Häuser einzusteigen, erleben diese beiden Polizisten immer wieder. Bei einem Rundgang schauen sie über Gartenzäune und geben Anwohnern Tipps. Denn es gibt noch etwas Schlimmeres, als dass der Schmuck weg ist...

Filderstadt-Plattenhardt - Das Haus ist dunkel, sämtliche Rollläden wurden heruntergelassen, ganz offensichtlich ist niemand daheim. „Das ist eine direkte Einladung für Einbrecher“, kommentiert Kommissar Helmut Weeber. „So ein Einbruch geht ganz fix“, ergänzt Hauptkommissar Hendrik Kaiser. Die beiden Polizisten sind am Tag des Einbruchschutzes zu Fuß unterwegs, um die Bürger auf Schwachstellen in Sachen Sicherheit aufmerksam zu machen.

Als erstes Observierungsgebiet haben sich die beiden an diesem frühen Abend Plattenhardt ausgesucht, wo sie das Gebiet westlich der Panoramastraße durchkämmen. Stoßen sie auf ein unbeleuchtetes Haus oder gar geöffnete Fenster, klingeln Weeber und Kaiser bei den Bewohnern und bieten ein beratendes Gespräch an. Zweimal im Monat ist Hendrik Kaiser vom Referat Prävention im Gebiet des Polizeipräsidiums Reutlingen unterwegs. In der kommenden dunklen Jahreszeit wird er auf viele Problemstellen stoßen, die er gerne mit den Anwohnern klären möchte.

Doe Polizei bietet eine kostenlose Beratung

Nicht alle Angesprochenen sind begeistert davon, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Eine Spaziergängerin, die mit ihrem Hund unterwegs ist, holt sich dagegen gerne Rat bei den Polizisten. Ihren Nachbarn, die offensichtlich nicht zu Hause sind und über keine Zeitschaltuhr für die Beleuchtung verfügen, werfen die Polizisten Informationsmaterial oder einen Gutschein für eine kostenlose Beratung in den Briefkasten, verknüpft mit der Bitte, sich auf dem Revier zu melden.

„Das Wichtigste ist, dass Sie Anwesenheit vortäuschen“, rät Hendrik Kaiser. Bei einer Schwachstellenanalyse stellt sich zudem meist heraus, dass die Fenster allzu leicht auszuhebeln sind. „Wir möchten, dass die Leute nachrüsten“, sagt Kaiser, „Aber die Angebote sollten natürlich seriös sein.“ Für diese Fälle hält die Polizei eine Landesliste mit geprüften Firmen parat.

Der materielle Schaden ist weniger das Problem

Man wolle keine Angst schüren, betonen die beiden Polizisten, aber mit wenig Aufwand und etwas Geld könne schon viel erreicht werden. Dabei geht es den Fachleuten weniger um den materiellen Schaden, der mit einem Einbruch verbunden ist. Es sind ja vor allem Bargeld, Uhren und Schmuck, gelegentlich ein Smartphone, was verschwindet, weniger teure Großgeräte. Das Entscheidende aber ist, dass mit jedem Einbruch das Gefühl verloren geht, im eigenen Heim geschützt zu sein. „Das Wertvollste, was Sie haben, ist nicht Ihr Schmuck, sondern das Sicherheitsgefühl“, sagt Hendrik Kaiser. Er und seine Kollegen mussten schon erleben, dass für Betroffene nur noch der Umzug in Frage kam. In solchen Fällen vermittelt die Polizei an den Verein Weißer Ring, der Kriminalitätsopfer unterstützt, oder an Psychologen.

Wenn das Souterrain-Fenster sperrangelweit offen steht

Am Ende des Rundgangs durch das Wohngebiet entdecken Kaiser und Weeber noch den klassischen Fall: ein Mehrfamilienhaus, alle Fenster dunkel, im Souterrain steht ein Badezimmerfenster sperrangelweit offen. „Da könnten auch Sie einbrechen – und das ganz ohne Werkzeug“, sagt Helmut Weeber zur begleitenden Journalistin. Ja, das stimmt, und man möchte sich nicht ausmalen, mit welchen Gefühlen die Bewohner zu kämpfen haben, nachdem ihre Wohnung von Unbekannten durchwühlt wurde.

Info-Veranstaltung:

Bei Fragen zu Sicherungsmöglichkeiten können sich Interessenten an das Referat Prävention des Polizeipräsidiums Reutlingen unter der Rufnummer 07121/942 1202 wenden. Am Donnerstag, 9. November, von 10 bis 16 Uhr kommen die Experten der Polizei mit einem Info-Lkw nach Bonlanden zum Friedensplatz (Luckenstraße/Metzinger Straße).