Verwüstungen nach dem April-Erdbeben in Ecuador. Naturkatastrophen kosten Rückversicherer wie Munich Re regelmäßig viel Geld. Foto: dpa

Die Assekuranz ist zuletzt auf breiter Front unter Druck geraten. Dagegen überraschen die Münchner nun brexit-bedingt positiv. Das beflügelt die Aktie.

München - Der Assekuranzriese Munich Re hat bei der Abstimmung der Briten über ihren EU-Austritt auf das richtige Pferd gesetzt und deshalb ein überraschend gutes Quartalsergebnis erzielt. „Wir haben kurz vor dem Brexit Risiko rausgenommen“, erklärte Finanzchef Jörg Schneider zur Vorlage eines Zwischenberichts. Dazu haben die Bayern bei ihren Kapitalanlagen die Aktienquote von 5,2 auf 4,6 Prozent gesenkt und ihre Anlagen in britischen Pfund vermindert. Sowohl mit Aktien wie auch mit der britischen Währung war es nach dem Brexit nach unten gegangen.

Als Folge dieser Mischung aus Glück und Voraussicht steht nun ein nur um knapp ein Zehntel auf 974 Millionen Euro verminderter Quartalsgewinn zu Buche. Konkurrenten mussten zuletzt weit schlechtere Resultate melden. Analysten hatten zuvor nur einen halb so hohen Gewinn erwartet. An der Börse legte die Munich Re-Aktie deshalb mit zeitweise fast vier Prozent auf über 158 Euro so stark zu wie kein anderer Dax-Wert. Zum Halbjahr ist nun ein Überschuss von 1,4 Milliarden Euro erreicht, weshalb Konzernchef Nikolaus von Bomhard keine Probleme sieht, bis Jahresende das vor drei Monaten auf 2,4 Milliarden Euro abgesenkte Gewinnziel zu erreichen. Sogar die ursprünglich angepeilten 2,8 Milliarden Euro scheinen wieder greifbar. „Vermessen wäre das nicht“, meinte Bomhard. Zugleich betonte er, dass global um sich greifenden Unsicherheiten ein hohes Maß an Vorsicht erfordern. „Wir brauchen Puffer“, stellte der Manager klar. Solche hat die Munich Re in einem Ausmaß, das die meisten Konkurrenten neidisch machen dürfte. Die Bewertungsreserven türmen sich auf 34,5 Milliarden Euro. Dieses Tafelsilber bleibe aber im Schrank und werde nicht dazu hergenommen, die Bilanzen aufzuhübschen, stellt das Management klar. Die Reserven könnten sich wegen des Dauerniedrigzinses noch sehr hilfreich sein. Bis Jahresende kalkulieren die Münchner mit drei Prozent Rendite auf ihre Kapitalanlagen. Für Neuanlagen liegt dieser Wert noch bei 1,6 Prozent und das fresse sich immer mehr in den Bestand hinein, stellte Schneider klar. Zudem muss die Munich Re den auf fünf Jahre angelegten Radikalumbau ihrer Tochter Ergo verkraften. Der kostet nach bisherigen Plänen rund 1800 Stellen und etwa eine Milliarde Euro. 2016 schreibt Ergo bislang rote Zahlen. Zum Halbjahr betrug das Minus 59 Millionen Euro. 2021 soll die Tochter dann eine halbe Milliarden Euro Gewinn abliefern und dieses Niveau langfristig halten.

Weltweite Unsicherheiten erfordern mehr Risikopuffer

Marktweit unter Druck steht derzeit auch das hauptsächliche Kerngeschäft mit der Rückversicherung. Hier sinken die Preise seit Jahren, auch wenn sich der Verfall zuletzt auf 0,4 Prozent verlangsamt hat. Vor Jahresfrist waren es noch über zwei Prozent. Die Munich Re scheut sich in dieser Lage nicht, Geschäft mit schlechten Margen aufzugeben. Sie versucht durch innovative Produkte wie Cyberpolicen gegenzusteuern. Die bringen gute Margen wie auch Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien. Auf dieses Geschäft schielt auch die Konkurrenz. In diesem Bereich hat die Munich Re deshalb mit zwei Milliarden Euro erst ein Viertel des geplanten Volumens erreicht. Den allgemeinen Zinsverfall ausgleichen können solche Dimensionen nicht und ihn nur etwas mildern. Der allgemeine Zinsrückgang koste dieses Jahr verglichen mit 2012 rund 700 Millionen Euro Jahresüberschuss, rechnete Bomhard vor. Rosig sind die Zeiten deshalb auch für die Münchner nicht. Sie stechen branchenweit nur deshalb positiv hervor, weil sie sich relativ gesehen besser schlagen als die meisten Konkurrenten. Und die Lage bleibt für große Kapitalanleger wie Versicherungen angespannt. „2017 wird nicht leichter“, warnte Bomhard schon einmal vor.