Lukas Kegel ist eine Kämpfernatur. Foto: Pressefoto Baumann

Bei Cross-Wettbewerben bereitet sich der talentierte Radsportler Lukas Kegel vom RSV Stuttgart-Vaihingen auf die nächste Saison vor.

Bei Cross-Wettbewerben bereitet sich der talentierte Radsportler Lukas Kegel vom RSV Stuttgart-Vaihingen auf die nächste Saison vor.

Stuttgart - Der Oberkörper von Lukas Kegel zittert, erschöpft stützt er sich auf sein Fahrrad. Sein Puls pumpt auf Hochtouren, er schnappt nach Luft. Seine Kleidung ist an den Beinen komplett braun vor Dreck, die Gangschaltung seines Bikes ist vor Schlamm kaum noch zu erkennen. Gerade eben hat der Zwölfjährige das Querfeldeinrennen der Klasse U 15 beim Vaihinger Radcross hinter sich gebracht. „Ich will immer erschöpft im Ziel ankommen. Dann weiß ich, dass ich alles gegeben habe“, sagt Kegel. Ihm ist anzusehen, dass er dieses Vorhaben an diesem Tag erfolgreich umgesetzt hat.

Das Querfeldeinrennen bei seinem Heimatclub RSV Stuttgart-Vaihingen nutzt er, um sich in der kalten Jahreszeit fit zu halten für seine Hauptsaison im Frühjahr und Sommer. Dann quält er sich aber nicht auf unbefestigten Wegen über Hindernisse und durch dreckige Kurven, sondern fährt auf geteerten Straßen steile Berge hinauf. Denn wie viele andere leidenschaftliche und zumeist junge Crosser ist Kegel hauptsächlich Rennradfahrer. „Mir sind die hohe Geschwindigkeit und die Berge lieber als das Gewurschtel im Gelände und Schlamm. Dennoch ist das eine willkommene Abwechslung und ein gutes Training“, meint das Talent, das in diesem Jahr auf dem Asphalt seinen größten Erfolg gefeiert hat: Beim GVS-Schülercup, der größten Nachwuchsserie im Radsport in Baden-Württemberg, wurde Kegel Dritter in der Gesamtwertung der Klasse U 13.

Tony Martin ist das große Vorbild

Das soll aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Kegel träumt davon, eines Tages seinem großen Vorbild Tony Martin nachzueifern. Der 28-Jährige aus Cottbus ist mehrmaliger Weltmeister im Zeitfahren, und er gewann auch bei der Tour de France 2013 den Kampf gegen die Uhr. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg für Kegel.

Vor zwei Jahren begann er mit dem Radsport, seitdem trainiert er zweimal pro Woche im Verein. Hinzu kommen mindestens eine zusätzliche Einzelfahrt pro Woche und die Wettkämpfe. Laut eigener Aussage läuft es am Berg schon ganz gut, seine Sprintfähigkeit will Kegel dagegen noch ausbauen. Das sieht auch sein Trainer Hans Ulrich so: „Er hat ein gutes Tempo, vor allem an den Anstiegen. Ihm fehlt es zwar noch an der Erfahrung, aber die holt er sich mit der Zeit.“

Beim Cross helfen Kegel diese Fähigkeiten allerdings kaum. In der Sportart, in der sich vor allem Belgier und Niederländer in der Weltspitze tummeln, kommt es eher auf die Kraft als auf die Geschwindigkeit an. „Die Geschicklichkeit und Kontrolle über das Rad sind von immenser Bedeutung. Ohne Power geht es nicht“, erklärt Ulrich.

„Am Ende des Rennens tut mir der gesamte Oberkörper weh“

Gefahren wird auf Rennrädern für das Gelände. Sie haben wie Mountainbikes dickere Reifen, dreckgeschützte Bremsen und andere Lenkwinkel. Auch die Kurventechnik ist anders. „Auf der Straße lege ich mich in die Kurven, hier muss ich mehr steuern. Das ist eine ganz andere Belastung, am Ende des Rennens tut mir der gesamte Oberkörper weh“, sagt Kegel.

Und es gibt noch einen weiteren Unterschied. Wenn der Talentierte vom Straßenrennen heimkommt, darf er ungestört in die Wohnung laufen. Würde er dies nach einem Cross-Rennen tun, würde er Ärger mit seiner Mutter Katrin bekommen, die ihren Sohn gemeinsam mit ihrem Mann zu jedem Rennen begleitet: „Ich sage immer zu ihm, er soll seine dreckigen Klamotten auf der Terrasse ausziehen.“ Egal, wie erschöpft er auch ist.