Die neue Station direkt am Haupteingang der Wilhelma Foto: SSB

Mit Infografik - Am Neckarknie und an der Wilhelma stehen in den nächsten Jahren erhebliche Veränderungen an. Der Zoo erhält eine neue Stadtbahn-Haltestelle direkt vor dem Haupteingang. Und am Neckar muss der Holzsteg der neuen S-21-Eisenbahnbrücke weichen.

Stuttgart - Am Neckarknie und an der Wilhelma stehen in den nächsten Jahren erhebliche Veränderungen an. Der Zoo erhält eine neue Stadtbahn-Haltestelle direkt vor dem Haupteingang. Und am Neckar muss der Holzsteg der neuen S-21-Eisenbahnbrücke weichen.

Der Tunnel

Zwei Ursachen sind es, die den Großumbau auf jenem Areal entlang der Neckartalstraße unausweichlich machen: zum einen das Milliardenprojekt Stuttgart 21 mit seiner neuen Eisenbahnbrücke über dem Neckar. Zum anderen der mit 231 Millionen Euro veranschlagte neue B-10-Rosensteintunnel, der die Masse der Autos und Lastkraftwagen künftig unter dem Rosensteinpark und der Wilhelma zum nördlichen Tunnelportal an der Pragstraße führt. Prognostiziert werden fürs Jahr 2020 in beiden Tunnelröhren insgesamt rund 65 000 Fahrzeuge täglich.

Wilhelma

Die alte Haltestelle

Das südliche Portal des neuen Rosensteintunnels befindet sich genau unterhalb der jetzigen Stadtbahnhaltestelle der Wilhelma. Dort werden auch künftig die Stadtbahnen fahren können – allerdings müssen die Gleise dann über der neuen B 10 um rund 1,70 Meter höher liegen als bisher. Aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen der Stadt und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) entschlossen, die Haltestelle direkt an die Wilhelma zu verlegen.

Die neue Haltestelle

Im Jahr 2013 verzeichnete die Wilhelma 2,3 Millionen Besucher. Wie viele mit dem Auto, mit der S-Bahn oder der Stadtbahn kommen, darüber hat die Verwaltung keine gesicherten Erkenntnisse. Dennoch, ein erheblicher Teil rückt mit der Straßenbahn an. „Wir freuen uns, dass die Haltestelle künftig direkt vor unserer Eingangspforte liegt“, sagt Wilhelma-Sprecher Florian Pointke. Allerdings mussten zuvor etliche Bedenken ausgeräumt werden. Denn die gesamte Wilhelma und speziell die Terrakottawand am Eingang stehen unter besonderem denkmalrechtlichem Schutz. „Von Beginn an war klar, dass die Planung der neuen Haltestelle viel Fingerspitzengefühl und einen hohen gestalterischen Anspruch erfordert“, heißt es in einer Mitteilung der SSB. Der Bahnsteig sollte möglichst unscheinbar gestaltet werden. So einigte man sich auf ein schlichtes, gebogenes Glasdach auf zwei Metallstützen. Der Bahnsteig wird mit einem geschnittenen Heckenblock versehen, der ihn weitgehend verdeckt. Die neue Haltestelle „ist optimal in unseren Eingangsbereich eingepasst, der Blick auch von weiter weg auf den Eingang bleibt durch die dezente Gestaltung der Haltestelle gewährleistet“, sagt Pointke. Was das Haltestellen-Projekt kostet, darüber gibt es nach Angaben eines SSB-Sprechers vom Montag noch keine genaueren Zahlen. Noch in diesem Jahr werden die Arbeiten beginnen. „Ende des dritten Quartals 2015 soll die neue Haltestelle Wilhelma in Betrieb gehen“, benennt Claus-Dieter Hauck, im Stuttgarter Tiefbauamt Abteilungsleiter für Stadtbahnen, Brücken und Tunnelbau, die zeitliche Zielvorgabe.

Neue Abwasserkanäle

Möglich sind diese Verbesserungen nur, weil die bisherige Bundesstraße entlang der Wilhelma von den derzeit zwei Spuren auf künftig je eine Spur in jede Richtung reduziert wird. Der Verkehr in jenem Bereich soll sich auf etwa ein Fünftel des jetzigen Aufkommens reduzieren – also von aktuell 46 000 Fahrzeugen auf der Pragstraße (Höhe Haldenstraße) auf 11 000 Fahrzeuge. Direkt vor dem Wilhelma-Haupteingang dürften dann täglich noch 17 000 Fahrzeuge unterwegs sein. Die derzeitigen Fahrspuren in diesem Bereich werden in Richtung Neckar verschoben, was an der Wilhelma wiederum Platz schafft für die zu verlegenden Stadtbahngleise. „Die Wilhelma kann aufatmen, der Lärm ist weg“, prognostiziert Hauck. Bereits sichtbar sind die umfangreichen Erdarbeiten entlang des Flusses. Der Grund: Die unter der Bundesstraße liegenden Abwasserkanäle sind der Rampe für den neuen Rosensteintunnel im Weg und werden durch neue, näher am Neckar liegende ersetzt. Dabei handelt es sich nach Haucks Angaben um den Hauptkanal zwischen der Stuttgarter Innenstadt und dem Klärwerk in Münster mit einem Durchmesser von 2,5 Metern.

Gewisse Risiken

Da der Elefantensteg kürzlich abgebrochen und somit nicht benutzbar ist, müssen Fußgänger und somit auch Kindergruppen die Neckartalstraße an der Ampel zur noch bestehenden Wilhelma-Stadtbahn-Haltestelle überqueren. Auf der nordwestlichen Seite ist zwischen der Fahrbahn und der Fußgänger-Abschrankung nur ein Meter Platz. Das kann bei mehreren Dutzend Kindern, die dort auf Grün warten, schon recht eng werden und heikle Situationen heraufbeschwören, wenn nur wenige Zentimeter entfernt die tonnenschweren Lastwagen vorbeirauschen. „Gerade wegen der Kinder hatten wir dort größte Bedenken“, räumt Pointke ein. Man werde im Auge behalten müssen, wie sich die Gefahrenlage direkt an der Bundesstraße entwickle. Er empfiehlt deshalb, auf die Rosensteinbrücke auszuweichen.

Alte und neue Brücken

Neben dem Rosensteintunnel steht fast zeitgleich ein weiteres Jahrhundertprojekt an: Es geht um die neue Eisenbahnbrücke über den Neckar. Diese wird sich auf Höhe des derzeitigen Holzstegs befinden, der Fußgänger und Radler auf schnellem Wege über den Fluss bringt – noch. Denn die Holzbrücke ist der Eisenbahnbrücke, deren Stützpfosten auf der Mittelinsel des Neckar stehen müssen, im Weg. Der Abriss des Holzstegs erfolgt vermutlich im Frühjahr 2015. Erst anschließend kann mit der S-21-Brücke begonnen werden. „Frühestens Ende 2018“ sei mit der Fertigstellung der Eisenbahnbrücke zu rechnen, erklärte ein Sprecher des Kommunikationsbüros für Stuttgart 21 am Montag.

Neue Wege

Von Anfang 2019 an können die Fußgänger den Neckar auf jenem Steg überqueren, der direkt unter der neuen Eisenbahnbrücke angebracht wird. Anschließend gibt es zwei Möglichkeiten: Wer in den Zoo will, geht rechts hinunter an der Anlegestelle des Neckarkäptn vorbei zur neuen Ampelanlage direkt gegenüber des Wilhelma-Haupteingangs. Wer zum Rosensteinpark oder in den Schlossgarten möchte, biegt nach links ab zum neuen Steg, der den seitherigen Elefantensteg ersetzt. Dieser neue Steg hat zudem den Vorteil, dass er Fußgängern und Radlern einen Teil der bisherigen Steigung in Richtung Rosensteinmuseum erspart.

Zwischenzeitliche Umwege

Vorher allerdings muss sich, wer die Wilhelma zu Fuß ansteuert, auf einige Veränderungen gefasst machen. Denn den bisherigen direkten Weg vom Bahnhof in Bad Cannstatt zum Zoo über die Eisenbahnstraße und dann weiter über den Holzsteg gibt’s ab Frühjahr 2015 eben nicht mehr. Alternativ bleibt vom kommenden Jahr an der Weg vom Wilhelmsplatz in Cannstatt durch die Badstraße und über die Rosensteinbrücke am Wilhelma-Theater vorbei zum Eingang. Die Wilhelma-Verantwortlichen empfehlen jedoch insbesondere Gruppen mit Kindern, am Wilhelmsplatz in die U 13 ein- und an der Rosensteinbrücke wieder auszusteigen. Bei einigen Fahrkarten, so Wilhelma-Sprecher Pointke, sei dies abgedeckt.