Das Kunstgebäude - ist multifunktionale Nutzung die Lösung? Foto: Leif Piechowski

Noch bis 2016 nutzt die Landesregierung das Kunstgebäude am Schlossplatz als Ausweichsitz für den baden-württembergischen Landtag. Die Zukunft aber wird bereits heftig diskutiert. Staatssekretär Jürgen Walter (Grüne) warnt vor voreiligen Festlegungen.

Noch bis 2016 nutzt die Landesregierung das Kunstgebäude am Schlossplatz als Ausweichsitz für den baden-württembergischen Landtag. Die Zukunft aber wird bereits heftig diskutiert. Staatssekretär Jürgen Walter (Grüne) warnt vor voreiligen Festlegungen.
 
Stuttgart - Herr Walter, ist es richtig, dass aktuell Planungen des Landes laufen, das Kunstgebäude Stuttgart nach Auszug des Landtages in ein kulturell genutztes Multifunktionszentrum mit den Schwerpunktthemen Kunst, Film und Architektur zu verwandeln?
Nachdem ich erfahren hatte, dass es Ideen über eine künftige Nutzung als Besucherzentrum für den Landtag gibt, habe ich interveniert. Für mich steht außer Frage, dass das Kunstgebäude aufgrund seiner Tradition auch in Zukunft für Kunst und Kultur genutzt werden muss. Deshalb wurden Vertreter der hiesigen Kunst- und Kulturszene zu einem Workshop eingeladen. Hierbei ging es um eine erste Ideensammlung, wie eine künftige Nutzung des Kunstgebäudes aussehen kann und welche Bedürfnisse und Ideen es bei den Akteuren dafür gibt.
Wer war dabei?
Der Württembergische Kunstverein, Vertreter der freien Szene, etwa von dem Projektraum Lotte, die Kunststiftung Baden-Württemberg, die Akademie Schloss Solitude, das Kunstmuseum Stuttgart und die Staatsgalerie, die Film- und Medienfestival gGmbH und der Künstlerbund Baden-Württemberg. Zudem Johannes Milla, Oliver Scholz, Peter Weigand und Lukasz Lendzinski sowie Thorsten Gutbrod. Weitere Akteure werden zum nächsten Treffen eingeladen.
Was ist Ihre Zielrichtung?
Ich denke an diesem exponierten Ort an eine multifunktionale Nutzung, in der wichtige Kunst- und Kultureinrichtungen netzwerkartig eingebunden sind. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass das Kunstgebäude durch eine deutliche und wahrnehmbare Programmatik erkennbar ist.
Was heißt das konkret?
Das wäre ein Abschied von der bisherigen Lösung, das Kunstgebäude als „Zwischennutzung“ für sehr heterogene Formate bis hin zu archäologischen Präsentationen zu nutzen. Inhaltlich soll das Haus vor allem für aktuelle Formate und spartenübergreifende Gegenwartskunst zur Verfügung stehen. Ich plädiere für ein offenes Konzept. Das Kunstgebäude besitzt durch seine exponierte Lage am zentralsten Ort in Stuttgart das momentan ungenutzte Potenzial, ein Haus für spartenübergreifende Gegenwartskunst von bildender Kunst über Tanz, Theater und Film bis hin zur Literatur. zu werden.
Stimmt es, dass Sie bereits mit der Film und Festival GmbH, der Film Commission und mit dem die Themen Architektur, Ingenieurkunst und Gestaltung verbindenden Verein aed verhandeln?
Von der Idee einer Nutzung durch die Film und Festival GmbH, der Film Commission und den Verein aed, haben wir nach dem ersten Workshop erfahren. Konkrete Verhandlungen führen wir zurzeit nicht. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass das Kunstgebäude für das Internationale Trickfilmfestival und den Animations-Branchentreff FMX ein reizvoller Ort ist.
Maßgebliche Bereiche des Kunstgebäudes bespielt der Württembergische Kunstverein Stuttgart. Wird es ein neues Raumkonzept geben? Und über welche Summen sprechen wir für das Vorhaben?
Da die Diskussion über eine Konzeption gerade erst begonnen hat, gibt es auch keine Pläne über eine Raumaufteilung. Diese wäre vielmehr erst im Zusammenhang eines Nutzungskonzepts zu diskutieren. Was die notwendigen finanziellen Mittel betrifft, müssen diese über den Landeshaushalt bereitgestellt werden. Allerdings ist das erst der zweite Schritt: In der ersten Phase der Konzeptentwicklung geht es um die Entwicklung einer Vision für das Kunstgebäude. Ein überzeugendes Konzept ist schließlich das wichtigste Argument für die Bereitstellung von Mitteln. Wir wollen nicht schon jetzt dem Vogel die Flügel stutzen, bevor er abgehoben hat.
Unter welcher Regie soll das Kunstgebäude stehen? Ist es richtig, dass die Kunstvereinsdirektion zunächst die Geschäfte insgesamt führen soll?
Über die Regie, unter der das Kunstgebäude steht, ist noch keine Entscheidung gefallen. Zweifellos ist die Kunstvereinsdirektion, neben den weiteren oben angesprochenen Akteuren, ein wichtiger Partner. Die künftige Nutzung muss mit dem Kunstverein kompatibel sein.
Diskutiert wird offenbar auch eine Drehung der Funktionen. Das Thema Film wäre dann komplett im Vierecksaal verankert und über den jetzigen WKV-Zugang zugänglich. Der Kunstvereinseingang würde dann wieder an den Schlossplatz wandern. Ist das richtig?
Eine Diskussion über die Drehung der Funktionen gibt es nicht. Der WKV hat einen Mietvertrag mit dem Land bis Ende 2021, in dem die Nutzung des hinteren Teils mit dem Vierecksaal festgelegt ist.