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Ausstellungserlaubnis: Konflikt spitzt sich zu – Echsen-Schau schuldet Hessigheim 10 000 Euro.

Ludwigsburg - Klappern im Neckar künftig Krokodile mit den Zähnen? Oder bekommen es Spaziergänger im Schozachtal bald mit Würgeschlangen zu tun? Seit Monaten hält die Reptilienschau „Crocodile Brothers“ die Aufsichtsbehörden in Atem. Jetzt droht der Boss der Echsen- Ausstellung, seine Käfige zu öffnen.

Die Erleichterung über den Abzug des reisenden Reptilienzoos stand Hessigheims Bürgermeister Günther Pilz ins Gesicht geschrieben: „Endlich ist der Spuk vorbei“, atmete der Rathauschef der Weinbaugemeinde im Kreis Ludwigsburg vor drei Wochen auf. Mehr als vier Monate lang hatten die „Crocodile Brothers“ mit 300 Echsen, Schlangen und Vogelspinnen auf dem Festplatz des 2500-Einwohner-Orts im Neckartal campiert. Erst Anfang März schaffte es die Gemeinde, die Schaustellerfamilie mit einer Räumungsklage zum Abschied zu bewegen – das Rathaus streckte sogar das Spritgeld vor, damit sich die mobile Krokodil-Show mit ihren 15 Tiercontainern und Wohnwagen am Neckarufer endlich vom Acker macht.

Gemeinden verweigern Ausstellungserlaubnis

Wer geglaubt hatte, dass mit dem Abzug der Echsen-Ausstellung bei den Ordnungsämtern und Veterinärbehörden der Region wieder Ruhe einkehrt, lag freilich falsch. Denn der Reiseweg führte den Reptilienchef Willy Spindler (48) nicht wie angekündigt ins bayerische Straubing. Auch eine Station im bei der Ausstellung von Reisegewerbekarten seiner Hoffnung nach kulanteren Österreich war nicht das Ziel. Nein, die „Crocodile Brothers“ schafften es gerade mal ins zehn Kilometer von Hessigheim entfernte Auenstein. In dem Teilort von Ilsfeld, direkt an der Grenze zwischen den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn, kam die Reptilien-Schau vor drei Wochen provisorisch auf dem Gelände einer Kühltechnik-Firma unter.

Die Probleme der Schaustellerfamilie sind allerdings auch an dem neuen Standort nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: Weil der 48-Jährige kein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorweisen konnte, hatte ihm schon das Landratsamt in Ludwigsburg die für Ausstellungen nötige tierschutzrechtliche Erlaubnis verweigert. Die Kollegen in Schwäbisch Gmünd haben inzwischen ebenfalls auf die Querelen um die Echsen-Schau reagiert – und dem aus dem Ostalbkreis stammenden Spindler auch gleich die Reisegewerbekarte entzogen.

Zoo fehlt Geld um die Tiere zu versorgen

Ohne die Erlöse aus dem Verkauf von Eintrittskarten fehlt dem Reptilienzoo freilich das Geld, um seine Tiere zu versorgen – ganz zu schweigen von einer Rückzahlung der in der Zwischenzeit aufgelaufenen Schulden. Bei der Gemeinde Hessigheim steht Spindler nach seinem Vier-Monats-Aufenthalt allein schon mit 10 000 Euro in der Kreide. Damit die auf ein subtropisches Klima angewiesenen Echsen im eisig kalten deutschen Winter überleben, ließ der Reptilienfreund in seinen Tierwaggons zahlreiche Elektro-Öfen laufen. Die nicht bezahlte Stromrechnung darf Spindler in Raten von monatlich 200 Euro ans Hessigheimer Rathaus abstottern – gelöst ist das chronische Geldproblem der „Crocodile Brothers“ aber dennoch nicht.

Umso energischer kämpft der 48-Jährige um eine provisorische Ausstellungserlaubnis. Bei gleich drei Amtsgerichten (Ludwigsburg, Stuttgart, Heilbronn) hat er eine einstweilige Verfügung eingereicht, ihm den Zoobetrieb bis zu einer juristischen Klärung zu genehmigen. Und: Der Echsen-Chef droht, Alligator Bobby und seine schuppigen Freunde in die freie Wildbahn zu entlassen, sollte es nicht binnen drei Tagen zu einer gerichtlichen Anhörung kommen. „Ich habe ja gar keine andere Wahl, sonst verhungern mir die Tiere im Käfig“, erklärt der 48-Jährige.

Allein die Futterkosten für die 300 Tiere beziffert Spindler auf 1500 Euro pro Monat. Das Problem: Durch den Entzug der Reisegewerbekarte muss sich der Schausteller quasi einen neuen Job suchen. „Als Maler oder Müllfahrer verdiene ich nie so viel Geld, dass ich die Tiere versorgen könnte“, sagt er.