Undichte Stellen am Gebäude macht die Foto: Gottfried Stoppel

Das Kreismedienzentrum Waiblingen verleiht kostenlos Infrarotkameras und Strommessgeräte. Mit diesen lassen sich Wärmebrücken und Stromfresser finden. Die Energieagentur hilft dann bei der Auswertung.

Rems-Murr-Kreis - Die Kameras des US-Herstellers FLIR halten von Rettungskreuzern aus Ausschau nach Schiffbrüchigen. Sie liefern Scharfschützen oder den Piloten von Kampfhubschraubern selbst mitten in der Nacht Wärmebilder ihrer Ziele. Das Kreismedienzentrum Waiblingen verleiht seit einiger Zeit Infrarot-Kameras der Marke FLIR – das Modell i3 ist allerdings in absolut friedlicher Mission unterwegs. Es macht Wärmestrahlung sichtbar und ermöglicht es zum Beispiel Hausbesitzern, durchlässige Stellen an der Hausfassade, an Fenstern und im Dach aufzuspüren. Die Ausleihe ist kostenlos.

Die Kameras wurden im Rahmen des Programms „Klimaschutz Plus“ vom Landratsamt Rems-Murr und dem Bundesumweltministerium finanziert. Mit einem Preis von rund 900 Euro gehören sie noch zu den günstigeren Modellen. „Bei diesen Geräten gibt es nach oben fast keine Preisgrenze“, erklärt Hans-Jörg Schühle, der Leiter des Kreismedienzentrums. Wer sich eine der Thermokameras borgt, bekommt im Zentrum in Waiblingen oder in der Außenstelle in Backnang noch eine Einweisung. Die Bedienung ist sehr einfach, nur zwei Knopfdrücke und die Suche nach dem Wärmeleck kann losgehen. Am besten funktioniert das in den frühen Morgenstunden, wenn noch keine Sonnenstrahlen die Fassade aufgewärmt haben.

Im ersten Quartal dieses Jahres wurde das Angebot mehr als 70 Mal angenommen. Bislang weniger beliebt ist im Kreismedienzentrum ein noch hochwertigeres Infrarot-Kameramodell, das eine höhere Auflösung bietet und neben den Thermobildern gleichzeitig normale Digitalfotos anfertigt. Das Zentrum hat es für Schulen angeschafft – „etwa für den Physikunterricht“, sagt Schühle. Doch bislang ist das Interesse der Bildungseinrichtungen gering, der Koffer mit dem 5000-Euro-Gerät eher ein Regalhüter. „Wir wollen deswegen jetzt die Schulen anschreiben und für die Lehrer eine Fortbildung anbieten“, so Schühle.

Die kleinen Wärmebildkameras für Jedermann sind dagegen ein Renner. „Im Winter 2012 auf 2013 bekamen wir unser erstes Exemplar“, erklärt Schühle. „Doch die Nachfrage war so groß, dass wir schon kurz darauf zwei weitere anschafften.“ Inzwischen verleihen das Medienzentrumund seine Außenstelle insgesamt sieben IR-Kameras. Und selbst die sind seit Anfang des Jahres bis Ende März ausgebucht, daher stehen noch weitere Geräte auf der Anschaffungsliste. „Erst heute morgen hat eine Mann seine Kamera zurückgebracht. Er konnte damit eine Kältebrücke aufspüren – an dieser Stelle war offenbar beim Bau geschludert worden. Das kann er jetzt seinem Vermieter mitteilen“, erzählt Medienzentrums-Mitarbeiter Volker Clauss.

Weitere Einsatzzwecke sind das Auffinden von Lecks in der Fußbodenheizung, von versteckten Stromfressern oder von Fehlfunktionen elektronischer Geräte, die ebenfalls Wärme erzeugen. Die Kameras ersetzen allerdings keine professionelle Energieberatung. „Sie weisen auf Auffälligkeiten hin, denen dann nachgegangen werden kann“, erklärt Hans-Jörg Schühle.

Dies kann zum Beispiel bei der Energieagentur Rems-Murr in Waiblingen geschehen, die eine kostenlose, halbstündige Erstberatung anbietet. Die dort tätige Energieberaterin Barbara Ludwig sagt: „Wenn Menschen mit den Thermo-Aufnahmen zu uns kommen, können wir helfen, sie zu interpretieren.“ Gegen eine Gebühr von 20 Euro kommen die Berater auch vor Ort, um beispielsweise den Stromverbrauch und die Gebäudehülle zu begutachten. Im vergangenen Jahr nahmen mehr als 500 Menschen aus dem Kreis eine Beratung der Energieagentur in Anspruch.

Zusammen mit den Thermokameras hat das Kreismedienzentrum seinerzeit 16  Strommessgeräte angeschafft, die ebenfalls kostenlos ausleihbar sind. Mit ihrer Hilfe lässt sich etwa nachvollziehen, welche Elektrogeräte im Standby-Modus besonders viel Energie verbrauchen.

Mit den Gratisgeräten will das Medienzentrum Menschen im Landkreis dazu ermutigen, in Sachen Klimaschutz aktiv zu werden. „Die Hemmschwelle, einen Fachmann zu beauftragen, dürfte höher sein, als eigene Untersuchungen anzustellen“, sagt Hans-Jörg Schühle. Auch der Zentrumsleiter persönlich hat sein Zuhause schon mit einer der Kameras auf Wärmelecks untersucht. „Ich bin nicht fündig geworden“, sagt er. Aber das sei ein beruhigender Umstand.