Downhiller - ein Hobby, das die nötige Infratsruktur braucht Foto: Ines Rudel

Die erneute Verzögerung beim Bau der Downhillstrecke im Stuttgarter Süden sorgt in der Radszene für Empörung. So wurde der von Stadtrat Ralph Schertlen einberufene Ortstermin am Samstag zur Protestkundgebung.

Stuttgart - Besonders sicher sein konnte sich der Initiator nicht. Erst am Mittwochabend hatte Ralph Schertlen die Idee eines Ortstermins. Weil die Aktion noch unbedingt vor Beginn der Osterferien stattfinden sollte („Jetzt ist das Thema in aller Munde“), blieb dem Stadtrat der Stadtisten nicht viel Zeit für die Einladung der anderen Rathausfraktionen, der Presse und natürlich der Radsportler.

Dass sich auch ohne viel Vorlauf spontan an die 70 Personen am Samstagnachmittag beim Treffpunkt an der Eierstraße in Heslach einfanden, erfreute Hobbyradler Schertlen und machte ihm klar: Die Biker wollen ihrer Stimmung Ausdruck verleihen. Und die ist nicht gut.

„Ich bin stinksauer, dass wir jetzt die nächste Verzögerung haben. Drei Tage vor geplantem Baubeginn mit einer kurzen Pressemitteilung ohne konkrete Auflagen alles lahmzulegen, ist eine Schweinerei“, nimmt Jannick Henzler kein Blatt vor den Mund. Der Vertreter der Downhill AG, die sich in der Vergangenheit aktiv um Zusammenarbeit mit städtischen Behörden, Naturschutzgremien, Anwohnern und Waldnutzern bemühte, um eine mittlerweile zehn Jahre alte Idee endlich zu realisieren, sieht sich vor den Kopf gestoßen.

Diesmal sind es brütende Spechte, die vor dem Lärm der Baumaschinen zu schützen seien und somit die „Spirale des Nichtbauens“ (Schertlen) in die nächste Runde brachten. In Ohnmacht will Henzler aber nicht verfallen. „Wir müssen Druck aufbauen. Zum Beispiel mit so einer geilen Aktion wie heute“, sagte der 21-Jährige, der wie rund 40 andere mit seinem Mountainbike gekommen war.

In den Mittelpunkt der Kritik geraten nicht das Sportamt oder die Kommunalpolitiker, die seit langem quer über alle Parteien hinweg die erste legale Strecke für Extremradler unterstützen, sondern das Gesamtpaket Stadtverwaltung. „Bei den vielen Dutzend Ämtern weiß eines nicht was das andere tut“, sieht Stefan Urbat (Piratenpartei) einen „hohen Reibungsverlust“ und eine miserable Außendarstellung. In die gleiche Kerbe schlägt Hendrick Ockenga. „Die Kommunikation der Stadt ist ungeschickt. Man zeigt den Bikern keinerlei Perspektive, sondern duckt sich weg“, sagt der in der Initiative für Mountainbike aktive Stuttgarter.

Ockenga ist überzeugt, dass sich die Naturschützer mit dem erzwungenen Baustopp letztlich ins eigene Fleisch schneiden: „Man verpasst die Chance, die Sache hier endlich zu kanalisieren und andere Gebiete dadurch zu entlasten.“ So sieht es auch Andreas Stahl (Downhill AG): „Sobald die Strecke hier mit den vielen Spezialelementen fertig ist, wird die Biker-Community hierher kommen. Bisher fährt jeder kreuz und quer durch die Wälder.“ Konflikte mit Spaziergängern, Joggern, Tier- und Pflanzenwelt gehörten zum Alltag.

Die Sympathisanten reichen über das Stadtgebiet hinaus. Marco Jarek ist aus Calw gekommen. Der 15-Jährige hofft, dass die Strecke bald fertig wird. Ein professionell ausgestatteter Downhill-Parcours wie in dem hügeligen Gebiet zwischen Degerloch und Heslach sei einfach reizvoller ist als eine normale Waldabfahrt.