Ein 37-Jähriger soll das Auto seines Onkels abgefackelt haben Foto: dpa

Ein 37-jähriger Mann steht vor dem Landgericht, weil er seinen Onkel erpresst und gefangen gehalten haben soll. Der Onkel hatte den Mann zuvor aus seiner Firma entlassen.

Stuttgart - Dass bisweilen die Fetzen fliegen, wenn Beschäftigungsverhältnisse enden, ist keine Seltenheit. Dass der Gekündigte, der Neffe des Chefs, diesen infolgedessen mit einem Sturmgewehr vom Typ G 36 des Herstellers Heckler & Koch bedroht, eine Nacht lang gefangen hält und große Summen Geld fordert, klingt schon weniger alltäglich. Dies sowie Erpressung in weiteren Fällen, Brandstiftung und der Besitz von 60 Gramm Marihuana ist dem 37-Jährigen am Montag vor der 16. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart vorgeworfen worden.

Laut Staatsanwaltschaft strukturierte der Onkel seine Firma Mitte 2013 um. Dabei sei dem Angeklagten eine Abfindungssumme angeboten worden, die diesem zu gering gewesen sein soll. Daraufhin habe er gefordert, ihm 50 Prozent der Firma zu überschreiben – sonst würde er den Onkel beim Finanzamt wegen Steuerhinterziehung anschwärzen und Konkurrenzfirmen mit Interna versorgen. Als der Onkel der Forderung des Neffen nicht nachkam, soll dieser seinen Porsche 911 Carrera mit Grillanzünder in Flammen gesetzt haben.

Nachdem das Opfer sich davon nicht einschüchtern ließ, soll der Angeklagte vergangenen Januar in die Firmenräume eingedrungen sein. Dort soll er zunächst einen anderen Angestellten mit Messer und Schreckschusspistole bedroht und ihn mit Kabelbinder gefesselt haben. Danach, so die Staatsanwaltschaft, habe er den eigenen Onkel im Flur mit vorgehaltenem Sturmgewehr überwältigt und ihn stundenlang festgehalten, wobei er damit gedroht haben soll, das Firmengebäude mit angeblich darunter deponiertem Sprengstoff in die Luft zu jagen.

Weitere schwere Drohungen per E-Mail, die sich an das Opfer und dessen Familie richteten, hätten dessen Frau erst dazu gebracht, Strafanzeige zu erstatten. Der Angeklagte wurde im April festgenommen. Das Sturmgewehr und die Drogen führte er laut Staatsanwalt mit sich. Ob der Mann am 11. November aussagen wird, ist noch unklar.